Berger, Fabian
und bog ab.
Endlich!, dachte Hannah und informierte die Kollegen weiter über Funk. »Wir bewegen uns jetzt in südlicher Richtung auf der Bonnerstraße stadtauswärts. Ich wiederhole: in südlicher Richtung auf der Bonnerstraße.« Sie war sich sicher, dass ihre Chance, das Fahrzeug zu stoppen, auf der doppelspurigen Fahrbahn gestiegen war. Doch der wartende Linksverkehr bremste sie aus. Die nächste Ampel schaltete auf Rot. Ihr Kollege nutzte die Gelegenheit und wechselte die Fahrbahn. Der Sprinter reagierte prompt und zog ebenfalls auf die andere Spur. Sofort riss der Kollege das Steuer in die entgegengesetzte Richtung und fuhr an ihm vorbei. Auf halber Höhe warf Hannah einen Blick durch die halb offene Seitenscheibe in den Fahrraum. Der runde Lauf einer Waffe blitzte ihr entgegen.
»Vorsicht! Der schießt!«
Im nächsten Moment durchschlug die Kugel ihren Wagen. Die Scheibe der Fahrerseite zersprang in tausend Stücke. Das Geschoss zischte nur knapp an Hannah vorbei und zerschmetterte die Verkleidung der Beifahrertür. Tief geduckt bremste der Kollege ab. Der Wagen schlitterte über den Asphalt und brach zur Seite aus. Immer weiter rutschten sie die Fahrbahn entlang, während sich ihr Auto um seine eigene Achse drehte und sich dem nachfolgenden Verkehr quer entgegenstellte. Der Fahrer des folgenden Streifenwagens hatte die Situation unterschätzt. Zu spät trat er auf die Bremse und raste in sie hinein. Die Wucht des Aufpralls zerriss das Heck und hob das Fahrzeug seitlich in die Höhe. Hannah hörte das Metall unter ihren Füßen knirschen. Dann wurde es um sie herum dunkel.
Fast hätte Vollmer die beiden Fahrzeuge aus den Augen verloren, als aus der Ferne ein Blaulicht aufblitzte und ihm die Richtung wies. Ein Streifenwagen schoss aus einer Seitenstraße heraus. Endlich entdeckte er den schwarzen Lieferwagen, der sich weit von ihm entfernt durch den Verkehr wand und plötzlich abbog. Vollmer nutzte die freie Gasse, die der Verkehr vor den heulenden Sirenen gebildet hatte, und überquerte die Kreuzung gleich hinter dem Streifenwagen. Nun erkannte er auch das Fahrzeug von Hannah Lorenz, das hinter dem schwarzen Transporter fortwährend von einer Fahrspur auf die andere wechselte. Dann zog er an dem Lieferwagen vorbei. Auf gleicher Höhe mit dem Gejagten bremste der Beamte ab, wich zur Seite aus und fädelte knapp hinter dem Lieferwagen wieder ein. Der stehende Linksabbiegerverkehr hatte ihren Versuch vereitelt. Wieder tänzelte der Einsatzwagen hin und her. Er setzte ein zweites Mal an. Diesmal war die Strecke frei und der Versuch schien zu gelingen. Meter für Meter zog er an dem Transporter vorbei. Plötzlich ertönte ein lauter Knall. Vollmer trat in die Eisen. Wie ein Schlitten auf steiler Piste rutschte er für wenige Sekunden dem Hindernis entgegen, doch es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Schon schoss der Streifenwagen in das Heck des quer rutschenden Dienstfahrzeugs. Der Wagen flog durch die Luft und überschlug sich mehrere Male. Dann landete er hart auf den Asphalt und rutschte noch mehrere Meter vorwärts, bevor er endlich zum Liegen kam. Der Fahrer des Streifenwagens brach zur Seite aus und verfehlte den am Boden liegenden Trümmerhaufen nur knapp. Mit dem letzten Rest Geschwindigkeit prallte er gegen ein parkendes Auto. Doch die Wucht des Aufpralls reichte aus, den Motorraum wie ein Akkordeon zusammenzudrücken.
Vollmer sah den Transporter weitab von der Unfallstelle in eine Seitenstraße abbiegen. Wenn er seine Verfolgung jetzt nicht fortsetzte, würde er ihn verlieren. Andererseits waren zumindest die Beamten im Einsatzwagen der Kriminalpolizei schwer verletzt und brauchten dringend Hilfe. Er musste sich entscheiden. Langsam fuhr er an dem Wrack vorbei. Zersprungenes Glas knirschte unter seinen Reifen. Ein dünnes Rinnsal von Benzin floss über die Straße. Er suchte den Blick ins Innere und sah in das zerkratzte Gesicht von Hannah Lorenz. Sie schien bewusstlos in ihrem Sitz eingezwängt zu sein. Der Gurt hielt ihren Oberkörper aufrecht. Er blickte dem Lieferwagen nach, der hinter einer Häuserzeile aus seinem Blickfeld verschwand. Dann hielt er an und sprang aus dem Wagen. Mit wenigen Sätzen hatte er die Tür der Beifahrerseite erreicht und starrte durch das herausgebrochene Fenster.
»Frau Lorenz, hören Sie mich?«
Sie reagierte nicht.
Er legte die Finger auf ihre Halsschlagader und vernahm einen schwachen Puls. Ihr Atem war flach. Ein dünner Blutfilm zog sich von ihrer Stirn über
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