Berger, Fabian
ihr ihn erwischt!« Er humpelte durch die Einfahrt auf einen der Dienstwagen zu, als zwei Schüsse fielen.
Erschrocken starrte Hannah ihn an. »Mein Gott!«
-62-
V ollmer saß in seinem Auto und linste durch das Objektiv der Kamera, die er auf den Eingangsbereich des Hauses gerichtet hielt, seitdem Lorenz durch den Torbogen des Nachbargrundstücks verschwunden war. Er schwenkte hinüber zum schwarzen Lieferwagen, der noch immer auf der anderen Straßenseite parkte. Die Insassen hatten das Fahrzeug bisher nicht verlassen. Das Gesicht des Fahrers war starr nach vorne gerichtet, als teilte er das Interesse des Reporters für das leerstehende Gebäude. Vollmer zoomte den Mann näher heran. Sein Gesicht war nun deutlich zu erkennen. Es würde nichts schaden, ein paar Aufnahmen zu machen. Mehrmals betätigte er den Auslöser, als der Fahrer mit der Hand in Richtung Einfahrt deutete. Sofort schwenkte Vollmer zurück. Völlig außer Puste stürmte ein Mann über die Zufahrt auf die Straße. Mehrere Beamte trafen mit ihren Fahrzeugen ein. In der Kabine des Transporters brach Hektik aus. Der Fahrer wirkte angespannt und startete den Motor, blieb jedoch stehen. Als dieser nach hinten griff, erhaschte Vollmer einen Blick auf den Nebenmann. Sofort schoss er mehrere Bilder, bevor ihm der Kopf des Fahrers wieder die Sicht versperrte. Der Beifahrer stieg aus. In seiner Rechten hielt er eine Pistole. Der Mann, der aus dem Gebäude gestürmt war, und vor den Beamten flüchtete, lief genau in seine Richtung. Abrupt holte der Beifahrer aus und schlug ihn zu Boden. Die Beamten blieben stehen, zogen ihre Schusswaffen und richteten sie auf den Angreifer.
»Fallenlassen!«, schrie einer der Polizisten.
Der Beifahrer zog sein Opfer vom Boden, hielt ihn schützend vor seinen Körper und zielte auf die Beamten. Plötzlich fielen Schüsse. Die beiden Polizisten gingen nacheinander zu Boden und blieben reglos liegen. Der Schütze zog sein Opfer zum Lieferwagen, öffnete die Schiebetür und verfrachtete ihn in den Laderaum. Dann schlug er die Tür zu und stieg vorne ein. Mit quietschenden Reifen fuhr der Transporter davon.
Vollmer hatte die ganze Zeit über pausenlos Bilder geschossen und den letzten Rest aus dem Akku gesogen. Ohne den Blick von der Szenerie abzuwenden, warf er den Apparat auf die Rückbank und startete den Motor. Einer der Dienstwagen hatte schon die Verfolgung aufgenommen. Im Vorbeifahren konnte er Hannah Lorenz erkennen. Ein weiterer Beamter saß neben ihr am Steuer. Mit halsbrecherischem Tempo jagten sie an ihm vorbei. Vollmer drückte aufs Gas. Er sah noch, wie die beiden vorausfahrenden PKW um die Ecke bogen und aus seinem Blickfeld verschwanden. Er musste unter allen Umständen dran bleiben, koste es, was es wollte. Diese Chance durfte er sich nicht entgehen lassen.
Lorenz lief auf die am Boden liegenden Kollegen zu. Den Schmerz in seinem Fuß hatte er vergessen. Er hoffte, dass es nicht zu spät war. Der junge Beamte, der den zweiten Einsatzwagen gefahren hatte, kam ihm zur Hilfe.
»Ruf einen Krankenwagen!«, rief ihm Lorenz zu.
Er selbst kniete sich neben den reglosen Körper, der mittlerweile von einer Blutlache umgeben war. Mit aller Kraft presste er seine Handballen auf die Wunde. Der zweite Angeschossene war bei Bewusstsein und richtete sich langsam auf. Auch die Verletzung an seinem Bein blutete stark.
Der junge Fahrer hatte im Wagen seinen Funkspruch durchgegeben und kehrte mit dem Erste-Hilfe-Kasten zurück. Er legte dem Kollegen einen Druckverband an. Dann löste er Lorenz ab, indem er mit einer Mullbinde die Blutung des schwerverletzten Beamten zu stoppen versuchte.
-63-
H annah stemmte sich mit aller Kraft gegen das Armaturenbrett, während die Erschütterungen sie immer wieder in ihrer Durchsage stocken ließen.
»Verfolgung eines flüchtigen Fahrzeugs in östlicher Richtung, schwarzer Lieferwagen, unbekanntes Kennzeichen, ich wiederhole: an alle Einsatzkräfte ...«
Der Wagen ging scharf in die Kurve und schabte mit den Rädern gegen die Bordsteinkante. Obwohl sie mit Blaulicht und Sirene durch die Straßen jagten, hatten sie große Schwierigkeiten, dem Transporter zu folgen, der abermals um eine Ecke raste. Der Kollege zog das Lenkrad mit einem kräftigen Ruck nach rechts. Der Wagen rutschte auf die Gegenfahrbahn, dann hatte er ihn wieder unter Kontrolle. Ein Streifenwagen brach aus einer Seitenstraße heraus und heftete sich hinter sie. Plötzlich drosselte der Lieferwagen die Geschwindigkeit
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