Berger, Fabian
später war er verschwunden.
Erleichtert richtete er sich wieder auf. »Die haben da was abgelegt!« Wieder schaute er zu der Stelle.
»Lass uns bitte fahren. Ich habe Angst.« Sie zitterte am ganzen Körper.
»Ja, sofort, ich sehe mir das nur mal kurz aus der Nähe an.«
»Bist du verrückt? Du kannst mich doch hier nicht alleine lassen!«
Trotz ihrer Beschwerde ließ er sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. »Setz dich ins Auto und verriegele die Türen. Ich bin gleich wieder zurück.«
Wütend folgte sie seiner Anweisung und schlug die Beifahrertür zu.
Trockene Zweige knackten unter seinen Schuhen, auf dem Weg zu der Stelle, an der die beiden Gestalten zuvor etwas zurückgelassen hatten. Die Konturen eines dunklen Schattens hoben sich vom Erdreich ab. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er warf einen letzten Blick den Feldweg entlang, über den das Fahrzeug verschwunden war. Dann ging er näher heran. Eine große schwarze Plane lag zusammengerollt vor seinen Füßen. Ein merkwürdiger Geruch strömte ihm entgegen. Er beugte sich hinunter und griff nach einem freien Ende. Vorsichtig zog er einen Teil der Folie beiseite. Das schwache Licht der Nacht gab nur wenig preis. Er nahm sein Feuerzeug aus der Jackentasche und entzündete es. Dann ging er in die Knie und bewegte die Flamme langsam hin und her. Nur mühsam unterdrückte er einen Aufschrei. Er sprang auf und machte einen kräftigen Satz nach hinten. Stolpernd fiel er zu Boden, richtete sich wieder auf und rannte wie ein gehetztes Tier zurück. Er strauchelte mehrmals, bevor er sein Auto endlich erreichte und die Fahrertür aufriss. Sein Gesicht war kreidebleich.
»Ruf sofort die Polizei!«
-67-
L orenz trat durch die Schwingtür des St. Antonius Krankenhauses und lief geradewegs zur Information. Seine Schritte hallten durch das Entree. Er zog seinen Dienstausweis und drückte ihn an die Scheibe, die die Empfangsdame von den Besuchern trennte. Die Frau betrachtete seine blutige Jacke und wich zurück.
»Hauptkommissar Lorenz! Ich möchte zu meiner Tochter! Sie ist gerade eingeliefert worden.«
Nach einem prüfenden Blick über den Rand ihrer Brille tippte sie auf der Tastatur den Namen ein. »Einen Moment, bitte. Ich schaue nach.« Die Liste der Neueingänge baute sich auf dem Monitor auf. »Frau Lorenz hat die Zimmernummer 212. Sie befindet sich aber zurzeit noch in der Radiologie. Die Untersuchungen dauern noch an. Sie können auf der Zweiten auf sie warten oder morgen früh nach ihr sehen.« Sie wies auf eine Reihe von Aufzügen und widmete sich wieder ihrer Arbeit. »Ich kann ihr auch eine Nachricht zukommen lassen, wenn Sie wollen«, fügte sie noch hinzu, ohne aufzublicken.
Lorenz steckte seinen Ausweis zurück und schritt durch die Halle. Die schwerfällige Tür des Fahrstuhls öffnete sich mit einem Surren, und er betrat die Kabine. Auf der Anzeigetafel suchte er nach der Radiologie und fuhr ins Kellergeschoss. Auf dem Korridor kam ihm eine Schwester entgegen. Sie musterte ihn misstrauisch und stellte sich ihm in den Weg.
»Wo wollen Sie hin!«
Er zückte ein weiteres Mal seinen Ausweis. »Ich suche meine Tochter, Hannah Lorenz!«
»Sie können jetzt nicht zu ihr. Sie wird gerade untersucht.«
»Dann holen Sie den behandelnden Arzt! Ich will wissen, wie es ihr geht.«
Die Schwester wirkte gereizt. »Herr Lorenz. Ich kann verstehen, dass Sie sich Sorgen um Ihre Tochter machen, aber Sie haben hier nichts zu suchen. Auch Ihr Ausweis berechtigt Sie nicht dazu, die Regeln des Krankenhauses zu verletzen. Verlassen Sie jetzt die Station und warten Sie meinetwegen auf der zweiten Etage. Dort wird sie später hingebracht!«
Weiter hinten öffnete sich eine Tür und eine Ärztin kam ihnen entgegen.
Er schlängelte sich an der Krankenschwester vorbei und stellte sich der Frau in den Weg. »Mein Name ist Lorenz. Ich möchte sofort mit dem Arzt sprechen, der sich um Hannah Lorenz kümmert!«
Die Frau nickte der Schwester zu und schaute den Beamten skeptisch an. »Sind Sie der Vater?«
»Ja, und ich möchte auf der Stelle wissen, wie es ihr geht!«
Sie versuchte ihn zu beruhigen. »Sie hat nur ein paar Schürfwunden und eine Fraktur des rechten Unterschenkels davongetragen. Wir sind gerade dabei, ihr einen Gips anzulegen. Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen.«
Lorenz spähte durch den schmalen Spalt in den Raum, aus dem sie zuvor gekommen war. »Wo ist sie? Kann ich zu ihr?« Er trat einen Schritt vor.
Doch die Ärztin hielt ihn
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