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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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jetzt?«
    »Erst die vierte.«
    »Weißt du, wie viele Leute es gibt, die sich so was leisten können?«
    »Die Reise ging doch nur sechs Wochen statt acht. Es war sozusagen eine kleine Weltreise.«
    »Und, wo warst du so?«
    »Na ja, es begann in Spanien, dann rüber nach Amerika. Karibik, Brasilien und so. Von Rio aus bin ich dann rauf nach New York geflogen, und dann nach Kalifornien. Und über den Pazifik ist es ja dann gar nicht mehr so weit nach Tokio. Weißt du, in Tokio war ich ja noch nie so richtig - das heißt, nur damals …«
    »Nette Route. Wer hat denn die Reise veranstaltet?«
    »Wieso ›veranstaltet‹?«
    Mir entfuhr ein unkontrolliertes Schnauben. Ich hatte völlig vergessen, dass Madame natürlich nicht organisiert reiste wie all diese Möchtegern-Reichen, die sich jahrzehntelang die Reise ihres Lebens zusammensparen. Wenn Jutta eine Weltreise machen wollte, dann fuhr sie einfach zum Flughafen und flog los. Wenn Sie irgendwo eine Unterkunft brauchte, ließ sie sich ins beste Hotel am Ort chauffieren und buchte die teuerste Suite.
    »Was seufzst du, mein lieber Neffe? Geht's dir wieder mal schlecht? Brauchst du einen neuen Fall?«
    »Den hab ich. Aber finanziell verblasst ja jeder neben dir. Außer Bill Gates vielleicht.«
    »Du übertreibst maßlos. Ich bin doch nur die fünftreichste Person Wuppertals.«
    »Woher weißt du das denn? Ach, vergiss es, ich will es gar nicht wissen.«
    »Erzähl mir von deinem Fall. Musst du wieder mal fremdgehende Ehemänner überwachen?«
    »Nein, ich glaube, diesmal ist es wieder mal was Außergewöhnliches. Aber wahrscheinlich wird die ganze Sache sowieso im Keim ersticken. Ich bräuchte die Mithilfe der Polizei, und die kriege ich nicht.«
    »Fang doch bitte von vorn an. Ohne Rätsel.«
    Ich begann zu berichten, aber ich kam nicht weit. Als der Name Weitershagen fiel, klinkte sich Jutta wieder ein.
    »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor«, sagte sie.
    »Kann schon sein. Ich schätze, die Frau lebt etwa in deiner Einkommensklasse. Sie wohnt in der Adolf-Vorwerk-Straße.«
    »Ja, genau. War da nicht irgendwas mit dem Sohn?«
    »Ihr Sohn ist umgekommen.«
    »Oh ja, ich erinnere mich. Arme Frau. Und ihr Mann ist schon lange davor an Krebs gestorben.«
    »Und nun hat sie sich in den Kopf gesetzt, einen Fall zu lösen, der über ein halbes Jahr zurückliegt und in dem die Polizei nicht weitergekommen ist.« Ich fuhr fort, diesmal ohne Unterbrechung.
    »Ich kann mich an die Sache mit dem Kind gar nicht erinnern. Seltsam«, sagte Jutta, als ich fertig war.
    »Lag's vielleicht an der Weltreise Nummer drei?«, fragte ich sarkastisch.
    Jutta nahm den Einwand ernst. »Wann ist das Kind umgekommen? Im April? Ja, das kommt hin. Du hast Recht.«
    »Auf jeden Fall werde ich versuchen, die Zeugen aufzutreiben.«
    Plötzlich war Stille in der Leitung. Jutta schwieg. Wahrscheinlich dachte sie über den Fall nach.
    »Bist du noch da?«, fragte ich.
    »Ja, ja. Ich versuche mir nur eine Theorie zusammenzureimen, was da passiert sein könnte.«
    »Ich glaube, dafür ist es noch zu früh.«
    »Kennst du eigentlich die Geschichte von Caspar Hauser?«
    »Was?«
    »Caspar Hauser«, wiederholte Jutta. »Ein hochinteressanter Fall, der sich Anfang des 19- Jahrhunderts zugetragen hat, glaube ich.«
    »Klar. Kenne ich. Der Junge, der plötzlich aus dem Nichts auftauchte.«
    »Genau. In Nürnberg. Bis heute weiß niemand, wer er war. Ein paar Jahre nach seinem Auftauchen wurde er ermordet. Und auch dieser Mord ist niemals aufgeklärt worden.«
    »Und du glaubst, das hier wäre so was Ähnliches? Aber das kann man doch gar nicht vergleichen!«
    »Selbstverständlich kann man das. Denk doch mal nach: Ein Kind erscheint. Niemand weiß, wo es herkommt. Und es wird umgebracht.«
    »Es ist noch nicht klar, ob es absichtlich umgebracht wurde. Es ist doch wohl grundfalsch, dem ganzen Fall so eine Theorie aufzustülpen. Da könnte man ja gleich behaupten, das Kind sei vom Himmel gefallen.« Im selben Moment, in dem ich das sagte, fiel mir ein, dass in einem der fotokopierten Zeitungsausschnitte genau das behauptet worden war.     
    »Es gibt sicher Leute, die das glauben«, haute Jutta, ohne es zu wissen, in dieselbe absurde Kerbe. »Mach dich bei diesem Fall mal darauf gefasst, dass eine Menge Esoterik ins Spiel kommt.«
    »Hm. Welche Theorien hatte man denn eigentlich in diesem Caspar-Hauser-Fall? Ufos haben die Leute damals ja noch nicht gekannt.«
    »Soweit ich weiß, glauben manche, er

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