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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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in seinem Stuhl zurück, legte die Handflächen gegeneinander und sah mich an. »Meine Zeit ist begrenzt«, informierte er mich. »Worum geht's?«
    Mölich war sicher nicht viel älter als ich, aber er wirkte gesetzter. Das lag an seinem grauen Sakko und dem weißen Hemd - eigentlich eine Kleidung, die für Kriminalkommissare im Dienst einen Tick zu fein war. Er kam mir vor wie der Chef einer Unternehmensberatung, dem man irrtümlich dieses Minibüro zugewiesen hatte. Sein Blick war mir unangenehm. Er erinnerte an den eines lauernden Hundes. Als ich den bohrenden Augen auswich, bemerkte ich etwas Merkwürdiges an seinem Handgelenk. Es war ein dünnes, buntes Armband. Verschiedenfarbige Fäden waren miteinander verschlungen und verknotet. Das passte nicht zu dem schnieken Anzug.
    Ich ließ mich nicht irritieren.
    »Es geht um einen Fall hier aus Solingen. Hauptkommissar Krüger aus Wuppertal hat mir gesagt, dass Sie dafür zuständig sind.«
    »Welchen Fall?«
    »Das tote Kind aus der Potsdamer Straße. Das im April dort nachts aufgefunden wurde.«
    Mölich winkte ab. »Ah, die Geschichte. Ich weiß, ich weiß.« Er senkte die Hände und griff nach einer schwarzen Zigarettenschachtel, die auf dem Schreibtisch lag. John Player. Ich war so frei und holte eine Camel hervor.
    »Und?«, fragte er. Seine Augen bohrten.
    »Eine Privatperson hat mich beauftragt, diesen Fall zu übernehmen. Anscheinend ist er ja bis heute nicht gelöst worden. Ich bin hier, weil ich Sie zum Ermittlungsstand befragen will. Außerdem wäre es hilfreich, wenn ich in die Akten -«
    »Halt«, sagte er, und seine Stimme war deutlich lauter geworden. »Sie wollen den Fall übernehmen? Ja, was soll denn das heißen?«
    Ich blieb ruhig. »Wie ich schon sagte. Es ist ja wohl kein Fortschritt erzielt worden, und -«
    »Und da wollen Sie sich in die Belange der Polizei einmischen?« Er schüttelte den Kopf. »Na, Sie haben ja Ideen.«
    Ich zündete meine Zigarette an. »Ich glaube, es gibt da ein Missverständnis«, erklärte ich. »Wie Sie meiner Lizenz entnommen haben, bin ich Privatermittler. Und wenn nun jemand das Bedürfnis hat, dass ein Fall gelöst wird, kann er mich damit beauftragen.«
    »Und der Papst kann im Pascha Tango tanzen. In China kann ein Sack Reis platzen. Was glauben Sie, was mich das interessiert?«
    »Hören Sie -«
    »Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder hergelaufene Blödmann meint, sich in die Arbeit der Polizei einmischen zu wollen?« Er senkte den Blick und nahm sich wieder seine Papiere vor. Offenbar war für ihn das Gespräch erledigt.     
    Ich spürte, wie Wut in mir hochstieg.
    »Entschuldigen Sie, Herr Mölich«, sagte ich scharf. »Ich habe schon in vielen Fällen sehr erfolgreich mit der Polizei zusammengearbeitet.«
    »Interessiert mich nicht.«
    »Fragen Sie Hauptkommissar Krüger in Wuppertal, wenn Sie mir nicht glauben!«
    »Interessiert mich auch nicht.«
    »Meine Güte«, rief ich. »Sie können mich doch sowieso nicht daran hindern, mich um die Sache zu kümmern. Dann können Sie mir auch gleich ein paar Informationen geben.«
    Er sah mich wieder an. »Ach, ich kann Sie nicht hindern? Das wüsste ich aber! Hören Sie zu, Herr Detektiv. Sie sind nicht die Polizei. Sie sind juristisch nichts als eine Privatperson. Sie dürfen nicht mehr und nicht weniger als jeder andere Bürger auf der Straße.«
    Der Typ begann mich langsam aber sicher wahnsinnig zu machen. Wenn er mir wenigstens Klarheit über den Ermittlungsstand gegeben hätte. Ich konnte nicht davon ausgehen, dass Frau Weitershagens Presseschau vollständig war.
    »Aber Sie könnten mir zumindest sagen, ob der Fall mittlerweile geklärt ist oder nicht«, sagte ich laut.
    »Ja, das könnte ich.«
    »Verdammt noch mal!«, rief ich und war kurz davor, auf den mickrigen quadratischen Tisch zu schlagen. »Dann tun Sie es. Wenn die Sache nämlich gegessen ist, dann gehe ich zu meiner Auftraggeberin, erkläre es ihr, und alles ist erledigt.«
    »Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen Auskunft zu geben, also werde ich es auch nicht tun.«
    »Haben Sie denn in dem Fall jemanden festgenommen?«
    »Kein Kommentar.«
    »Wer hat das Kind gefunden?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wer hat den weißen Transporter gesehen? Haben Sie das Fahrzeug identifizieren können?«
    »Hören Sie schlecht? Kein Kommentar! Hauen Sie ab!«
    Ich bombardierte ihn weiter mit Fragen; ich fragte alles, was mir einfiel. Ob man genetische Untersuchungen an dem Kind vorgenommen hatte, ob man

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