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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Chance, an die Leute ranzukommen.«
    Ich rollte die Seite nach unten.
    »Tatsächlich. Da steht was. ›Strings and more‹. Die Firma sitzt in Köln.«
    »Na, siehst du. Da rufst du morgen früh an.«
    »Super. Jutta, das hast du toll gemacht!«
    »Dafür habe ich was bei dir gut, mein Lieber.«

4. Kapitel
    Ein rothaariges Mädchen hielt mir eine knallrote Billardkugel hin und lächelte. Es dauerte eine Weile, bis ich sie erkannte. Es war Svetlana.
    »Ein Geschenk für dich«, sagte sie; ich nahm die Kugel, die sich warm und glatt anfühlte und überraschend schwer war.
    »Lass sie nicht fallen«, sagte Svetlana, und ihre Stimme klang merkwürdig. Als hätten da zwei Svetlanas gesprochen. Als ich hochsah, stand sie gleich zweimal vor mir. Sie lächelte doppelt, strich sich in zweifacher Ausfertigung das rote Haar zurück, und ich war so perplex, dass mir die Kugel aus der Hand rollte. Ich sah in Svetlanas schreckgeweitete Augen; sie öffnete den Mund, wahrscheinlich, um zu schreien, doch dann knallte die Kugel auf den Boden, sie zerplatzte, Blut spritzte, als wäre eine mit roter Farbe gefüllte Wasserbombe explodiert, dann lag Svetlana auf der Intensivstation, umgeben von Schläuchen und elektronischen Geräten, und ein junger Arzt schüttelte immer nur den Kopf.
    Es war halb neun, als ich zum ersten Mal die Agentur »Strings and more« anrief. Es meldete sich nur ein Anrufbeantworter, und das blieb so, als ich es alle fünf Minuten immer wieder versuchte.
    Um neun ging ich zur Bank, zahlte einen dicken Batzen von Frau Weitershagens Vorschuss ein und holte auf dem Rückweg beim Bäcker in der Friedrich-Ebert-Straße zwei Brötchen. Zu Hause setzte ich Kaffee auf und griff wieder zum Telefon.
    Um kurz vor zehn waren die Brötchen gegessen und die Kaffeekanne leer, und endlich bekam ich in der Agentur jemanden an die Strippe. Ich dachte erst, ich hätte mich verwählt. Die Frau am anderen Ende der Leitung klang wie eine Zwölfjährige.
    »Das tut mir Leid«, sagte das Kind und versuchte krampfhaft, einen geschäftsmäßigen Ton an den Tag zu legen, »aber da müssen Sie sich mit Frau Kniesbeck persönlich in Verbindung setzen. Ich kann Ihnen unmöglich Herrn Rosenbergs Handynummer geben.« Das Wort »unmöglich« betonte sie, indem sie fein säuberlich die Silben trennte.
    »Und wann kann ich Frau Kniesbeck erreichen?«, fragte ich. »Die Sache ist ziemlich dringend.«
    »Frau Kniesbeck wird gegen zwölf im Büro sein«, bekam ich von der Piepsstimme zu hören.
    »Ich glaube, Sie haben mich nicht richtig verstanden.« Ich verschärfte meinen Ton. »Mein Name ist Rott, und ich arbeite für die Staatsanwaltschaft Wuppertal. Wir ermitteln in einem Mordfall, und es sieht so aus, als sei Herr Rosenberg ein wichtiger Zeuge für uns. Vielleicht können Sie mir wenigstens sagen, wo er sich im Moment aufhält.«
    Die Nummer mit dem Staatsanwalt wirkte manchmal Wunder. So auch jetzt.
    »Herr Rosenberg ist mit seinem Quartett in Köln«, erklärte das Mädchen spitz. »Er probt für ein Konzert heute Abend in der Philharmonie. Ich glaube kaum, dass es möglich sein wird -«
    »Wann sind diese Proben?«, fiel ich ihr ins Wort.
    »Ab zehn Uhr«, erklärte sie wie eine Schülerin, die beweisen will, dass sie ihre Hausaufgaben gemacht hat. »Und sie dauern bis zwei.«
    »Und danach?«
    »Danach möchte Herr Rosenberg wie immer bis zum Konzert nicht gestört werden. Und daher ist es völlig un-mög-lich -«
    »Ich gebe Ihnen jetzt meine Handynummer. Und die geben Sie Frau Kniesbeck, sobald sie ins Büro kommt. Sie soll mich zurückrufen. Und ich meine natürlich: sofort, wenn sie zurückkommt. Klar?«
    Ich verließ mein Büro und orientierte mich im Auto kurz anhand eines Kölner Stadtplans.
    Als ich hinter dem Kiesbergtunnel auf die Autobahn kam und die Höhe erreichte, hatte ich den Eindruck, mein alter Golf würde erleichtert aufatmen. Ich hatte den Wagen gebraucht von meinem Kumpel Manni erstanden, der damit in der Anfangsphase seiner Computerfirma kreuz und quer durch die Gegend gefahren war, um Kunden zu besuchen. Dafür war der Wagen noch ziemlich gut in Schuss. Schon dreimal war der Kilometerzähler wieder auf null gesprungen; jetzt hatte die Maschine fast dreihundertzwanzigtausend Kilometer drauf.
    Der Verkehr hielt sich in Grenzen, und es dauerte nur eine knappe Dreiviertelstunde, bis ich hinter der Zoobrücke zur Rheinuferstraße hinunterkurvte. Kurz darauf erreichte ich die Rückseite des Kölner Hauptbahnhofs und

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