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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Die Röte, die sein Gesicht überzogen hatte, wurde dunkler, und er funkelte mich wütend an.
    »Hören Sie, wir können uns jetzt nicht mit Ihnen beschäftigen. Wir stehen vor einer bedeutenden Uraufführung. Herr Bockhausen wird persönlich anwesend sein und -«
    »Sie haben mich wohl nicht richtig verstanden«, brüllte ich dazwischen. »Sie werden mir doch wohl eine Minute von ihrem Meisterwerk opfern können. Es geht um den Tod eines Menschen!«
    Er atmete deutlich aus und ließ sein Instrument sinken. »Gut. Fragen Sie.« Er stapfte durch den Raum, nickte den anderen zu, und alle brachten ihre Instrumente zum Flügel. Der Mann in der Mitte zündete sich eine Zigarette an. Er war dunkelhaarig und wirkte etwas schmächtig. Ich hatte den Eindruck, er war der Jüngste von den vieren, die allesamt höchstens Ende zwanzig waren. Rosenberg drehte sich wieder zu mir. Seine grotesk abstehenden Haare begannen in den Spitzen leicht zu zittern. Ich senkte beschwichtigend die Hände.
    »Regen Sie sich bitte nicht auf. Ich sehe ein, dass Sie da etwas sehr Wichtiges machen«, sagte ich gegen meine Überzeugung. »Und ich fasse mich kurz. Es geht um den 25. April dieses Jahres. Sie haben an diesem Abend im Theater- und Konzerthaus in Solingen einen Auftritt gehabt. Ist das richtig?«
    Rosenberg grinste spöttisch und schüttelte den Kopf. »Wie soll ich all unsere Konzerte im Kopf behalten? Aber wenn Sie es sagen, wird es schon stimmen.«
    »Das war am Abend vor der Tournee«, meldete sich von der Wand aus der rauchende Cellist zu Wort, und Rosenberg drehte sich um. Sein Gesichtsausdruck wirkte erst überrascht, dann wütend. Wahrscheinlich war es den Untergebenen seiner Truppe verboten, ungefragt zu reden.
    »Ja, stimmt«, sagte Rosenberg, ohne den Blick von dem Jüngelchen zu nehmen. »Und weiter?«
    »Wo sind Sie an diesem Abend nach dem Konzert hingefahren?«
    Rosenberg erwies mir die Gnade, mir den Kopf wieder zuzuwenden. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Beantworten Sie einfach meine Frage«, sagte ich. »Glauben Sie mir, so kommen wir am schnellsten voran.«
    Rosenberg zuckte mit den Schultern. »Nach Köln wahrscheinlich. Da wohnen wir nämlich.«
    »Und wie geht das so vor sich? Ich meine, sind Sie in den Zug gestiegen, oder haben Sie einen Wagen?«
    Die vier schwiegen.
    »Wir sind mit Marlene gefahren«, sagte der Cellist plötzlich.
    »Wer ist Marlene?«, fragte ich.
    »Marlene Kniesbeck«, sagte Rosenberg. »Unsere Managerin.«
    »Hat sie damals auf dem Parkplatz gegenüber vom Theater- und Konzerthaus ihr Auto abgestellt?«
    »Mein Gott«, rief Rosenberg aus. »Das weiß ich nicht mehr.«
    Ich drehte mich zu dem Cellisten, und der zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es auch nicht. Es kann aber so gewesen sein.«
    »Und was ist mit den beiden Geigen-Kollegen?«, fragte ich in die Runde. »Wissen Sie es vielleicht noch?«
    »Der eine spielt nicht Geige, sondern Bratsche«, erklärte Rosenberg.
    »Wie dem auch sei«, sagte ich. »Es geht um Folgendes.« Ich erklärte in kurzen Sätzen, was in der Potsdamer Straße an diesem Abend geschehen war und dass auf dem Weg zum Fundort des Kindes Grundmann die Musiker gesehen hatte.
    »Und wenn wir das gewesen sind - ist das so wichtig?«, fragte Rosenberg. »Oder wollen Sie etwa behaupten, dass wir damit etwas zu tun haben?«
    »Ich behaupte gar nichts«, sagte ich. »Aber wichtig ist es natürlich. Vielleicht haben Sie ja eine Beobachtung gemacht, die uns im Zusammenhang mit anderen Zeugenaussagen weiterhilft.«
    Rosenberg kratzte sich am Kopf. Er wirkte jetzt deutlich beruhigter. Auch seine Gesichtsfarbe war wieder etwas heller geworden. »Wir haben an dem Abend gespielt, dann waren wir mit Marlene und dem Veranstalter essen. Marlene hat uns anschließend mit nach Köln genommen.«
    »Wo waren Sie essen? Im ›Luzifer‹?«
    Er schüttelte den Kopf. »Direkt gegenüber vom Konzertsaal gibt es ein Restaurant. Ich weiß nicht mehr, wie es heißt. Aber ›Luzifer‹ bestimmt nicht.«
    »Um welche Uhrzeit waren Sie denn am Wagen? Kann das so um Mitternacht gewesen sein?«
    »Kann sein. Keine Ahnung.«
    Die anderen sagten nichts. Bei den zwei Fiedlern hatte ich sowieso das Gefühl, dass sie stumm waren.
    Schließlich meldete sich der Cellist wieder zu Wort. »Das Auto stand auf einem großen Parkplatz. Groß und dunkel. Daran kann ich mich erinnern. Und man musste ein Stück durch eine Seitenstraße gehen.«
    Ich nickte. »Sehen Sie. Langsam kommen ja die Erinnerungen.« Mir

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