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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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er.
    »Hanno!«, rief Rosenberg, aber der andere achtete nicht auf ihn.
    »Kommen Sie bitte mal hier rüber«, sagte der Cellist und griff in seinen Kasten. »Das hier habe ich an diesem Tag auf dem Parkplatz gefunden.«
    Er holte etwas Buntes hervor. Ein paar farbige Plastikplättchen, die mit dünnen Nylonfäden miteinander verbunden waren. Sie waren rot, grün, blau und gelb. Auf das obere Plättchen, das den Kopf darstellte, war ein Gesicht aufgemalt - ganz primitiv nach dem Schema Punkt, Punkt, Komma, Strich.
    Er reichte mir das Ding, und ich erkannte, dass es ein einfacher kleiner Hampelmann war.
    »Davon hast du nichts gesagt«, kam es von Rosenberg.
    »Weil du die ganze Zeit mit Marlene über die Tournee palavert hast«, erklärte der Cellist. »Das Ding hier lag direkt neben dem Auto.«
    Ich sah es mir genauer an. Auf dem größten Plastikplättchen, das den Körper der Figur bildete, stand etwas mit kleiner gelber Schrift. »Sondermann und Co. Köln« las ich. »Ihr Spielwarenpartner«. Das Ding war wohl so etwas wie ein Werbegeschenk. »Jetzt sagen Sie mir eins«, sagte ich. »Warum heben Sie so was auf und nehmen es mit?«
    Der Cellist lächelte. »Ich hatte gedacht, es bringt uns auf der bevorstehenden Tournee Glück. Wissen Sie, wir waren alle ziemlich nervös. Die Tour sollte ein wichtiger Durchbruch werden.«
    Ich nickte.
    »Kann ich das vielleicht mitnehmen?«, fragte ich.
    Er verzog das Gesicht. »Muss das sein? Heute Abend haben wir eine wichtige Aufführung vor uns.«
    »Allerdings«, meldete sich Rosenberg. »Und wir haben schon eine Viertelstunde Probenzeit verloren.«
    Ich zog einen Zettel aus der Tasche. »Geben Sie mir Ihre Telefonnummer. Wenn ich noch was zu dem Ding wissen will, rufe ich Sie an.«
    Er nickte und schrieb mir eine Handynummer auf.
    »Dann wünsche ich viel Glück für heute Abend«, sagte ich und marschierte zurück in Richtung Ausgang.
    Dünnes Eis, dachte ich, als ich draußen war. Sehr, sehr dünnes Eis. Natürlich konnte das Kind etwas mit diesem Hampelmann zu tun haben. Aber wäre das nicht ein zu großer Zufall? Aber was hatte so ein Spielzeug nachts auf einem Parkplatz zu suchen?
    Ich ging hinunter zum Rhein, wo trotz des trüben Herbstwetters viele Spaziergänger unterwegs waren. Es reizte mich, Mölich anzurufen und ihm mit meinem kleinen Erfolg ein bisschen vor der Nase herumzuwedeln. Vielleicht beeindruckte ihn das ja, und er rückte doch noch mit ein paar Informationen heraus. Ich stellte mich an das Geländer. Links von mir streckte sich die Hohenzollernbrücke über den Fluss. Gerade kam ein Zug herübergerattert, und eine Schar Möwen erhob sich wie auf Kommando von den Lagerplätzen zwischen dem Stahlgestänge, flog ein Stück und ließ sich auf dem Wasser nieder. Ich tippte Mölichs Nummer in mein Handy, und der Hauptkommissar meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
    »Mölich.«
    »Rott. Ich grüße Sie«, sagte ich freundlich.
    »Ah, der Mann mit dem interessanten Namen.«
    »Gut gemerkt.«
    »Na, haben Sie sich einen anderen Fall gesucht?«
    »Der hier gibt noch ganz gut was her. Deswegen rufe ich auch an.«
    »Ach?« Es klang ehrlich erstaunt.
    »Sehen Sie, es ist mir in doch ziemlich kurzer Zeit gelungen, noch ein paar bemerkenswerte Details aufzutun.«
    »Ich hatte Sie gewarnt. Das ist Aufgabe der Polizei.«
    »Tja, aber die Polizei kann auch mal was übersehen. Zum Beispiel gleich einen ganzen Trupp von Zeugen, der kurz vor oder kurz nach der Tat vorbeimarschiert kam.«
    »Was?«
    Ich erzählte ihm von dem Rosenberg-Quartett. Er hörte aufmerksam zu.
    »Ein ganzer Trupp von Zeugen soll das sein? Vier Musiker, die gerade zum Parkplatz gehen?«
    »Die Agentin war dabei. Es waren also fünf Personen. Und zwar fünf Personen, die Sie nicht befragt haben.«
    »Dafür haben Sie es jetzt getan. Und was ist dabei rausgekommen? Nichts.«
    »Das würde ich so nicht sagen, Herr Mölich. Wie es der Zufall wollte, hat das Quartett nämlich eine aufschlussreiche Entdeckung gemacht.« Ich berichtete von dem kleinen Plastikhampelmann. »Na, was sagen Sie nun?«, schloss ich. »Ich denke, das reicht als kleiner Beweis des guten Willens.«
    »Was heißt hier Beweis des guten Willens? Ich dachte, ich hätte Ihnen klargemacht, dass Sie sich nicht in Polizeifälle einzumischen haben.«
    »Aber nun habe ich eben etwas herausgefunden. Und ich denke, dafür sind Sie mir was schuldig. Wenn Sie mich also endlich mal in die Akten schauen ließen.«
    »Wie bitte?«, brüllte

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