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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Plastikfigur erzählt hatte.
    Ich brachte Mölichs Einwand mit dem Flohmarkt, aber davon wollte sie nichts hören. »Sie müssen das anders sehen, Herr Rott. Die Figur hat nur so lange etwas mit dem Flohmarkt zu tun, bis Sie das Gegenteil bewiesen haben. Und wenn es die einzige Spur ist, die es gibt, dann müssen Sie sie auch bis ans Ende verfolgen.«
    Ich war froh, dass sie das so sah. Der Hinweis brachte mir immerhin einen zusätzlichen Tag Arbeit. Oder noch eine Stunde. Die Leute in dem Laden würden mir ihr Angebot an Werbegeschenken zeigen. Sie würden mit dem Bild von dem toten Mädchen nichts anfangen können, und dann war der Fall abgeschlossen. Oder vielmehr im Sande verlaufen. Vielleicht gab es noch eine Möglichkeit, den Fall bis morgen zu strecken, aber mehr gab ich der Sache nicht. Der Typ im Opel war vielleicht ein Verrückter gewesen.
    Ich sollte mich gewaltig irren.
    Die Firma Sondermann und Co. befand sich laut Auskunft ganz in der Nähe: in Dellbrück - weit oben, fast an der Grenze zu Dünnwald und, wie ich auf der Karte sehen konnte, nahe bei einem großen Baggersee.
    Die Straßennamen waren anheimelnd: Es gab einen Schilfweg, einen Hyazinthenweg sowie einen Pilz- und Mohnweg. Um hinzukommen, musste man durch eine alte Siedlung mit kleinen, etwas heruntergekommenen ockerfarbenen Gebäuden. Unter den Reifen des Golfs prasselte Kopfsteinpflaster. Ab und zu sah ich auf einer Einfahrt ein Fahrzeug mit schwarzem Nummernschild. Die Siedlung war der Rest der alten Dellbrücker Belgierkolonie.
    Eigenartig, dass es in dieser Gegend ein Spielzeuggeschäft geben soll, dachte ich.
    Ganz am Ende ging es um eine Kurve, die Straße war jetzt auf der einen Seite in der ganzen Länge von wildem Gestrüpp begrenzt, auf der anderen standen moderne Eigenheime; jünger als die Häuser, in denen die Belgier lebten.
    Ich suchte die Hausnummer, fand sie, doch dort gab es keinen Laden. Noch nicht mal ein Schaufenster. Nur eine Auffahrt, eine Haustür mit Briefkasten - und ein kleines Firmenschild.
    Ich stieg aus, um die Plakette in Augenschein zu nehmen. »Sondermann & Co.« stand da.
    Ich wollte gerade klingeln, da sah ich eine Bewegung hinter dem geriffelten Glas, und ein Mann mit dicker Hornbrille öffnete die Tür.
    »Wenn Sie zu Sondermann möchten, sind Sie hier richtig«, erklärte er und grinste. »Treten Sie nur näher.«
    Er führte mich durch einen langen Gang in einen großen Anbau, der sich hinter dem Haus befand. Durch den Raum erstreckten sich deckenhohe Regale, die mit Spielzeug voll gestopft waren. Ich sah Bälle in den verschiedensten Farben und Größen, Kästchen mit Malkreiden, Puppen, Spielzeugautos in durchsichtigen Kunststoffpackungen. An den Wänden lehnten aufstellbare grüne Tafeln mit roten Linien, darunter waren Pappschachteln mit Kreide gestapelt. Es roch nach Kunststoff und Gummi. Außer mir und dem Verkäufer war niemand da.
    »Sind Sie Herr Sondermann?«, fragte ich.
    »Nein, mein Name ist Antoni. Ich bin der Partner von Herrn Sondermann. Worum geht's denn?«
    Ich ließ meinen Blick noch einmal über das Spielzeugparadies gleiten. Es gab sogar Turngeräte. Ein Trampolin, ein Hometrainer.
    »Kommen hier viele Kunden vorbei?«, fragte ich. »Ich meine — lohnt sich das überhaupt? Ein Geschäft in so einer Wohngegend?«
    »Wir verkaufen hauptsächlich an Schulen, Jugendheime und ähnliche Einrichtungen. Nicht an Laufkundschaft.«
    Wir standen in der Büroecke neben einem rechtwinkligen Schreibtisch, der mit Papierkram bedeckt war. Ein Computerbildschirm zeigte Tabellen. Antoni griff nach einer Kaffeetasse, die daneben stand, und nippte daran.
    »Ich möchte nichts kaufen«, erklärte ich, »sondern ich hätte gerne eine Auskunft.« Ich erzählte meine Geschichte.
    »Kann ich diesen Hampelmann mal sehen?«, fragte Antoni, als ich fertig war.
    »Leider nicht. Das Beweisstück ist wegen der Untersuchung der Fingerabdrücke noch nicht freigegeben«, behauptete ich. »Es geht mir jetzt darum, herauszubekommen, woher es stammt.«
    Antoni schüttelte den Kopf. »Merkwürdige Sache«, sagte er und strich sich nachdenklich über das Kinn. »Wirklich sehr merkwürdig … Ich glaube, Sie sind an den falschen Sondermann geraten.«
    »Was?«
    »Na ja - ich wüsste nicht, dass wir jemals so einen Plastikhampelmann als Geschenk gehabt hätten.«
    »Gibt es denn noch einen Spielwarenladen, der ›Sondermann‹ heißt?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Die Auskunft kennt auch nur Sie.«
    »Ich rufe meinen

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