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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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kopieren. Dann brauche ich mir die Adresse nicht aufzuschreiben. Das wäre sehr nett.«
    »Kein Problem.« Ich zog eine Visitenkarte hervor und steckte sie zwischen die Tasten der Computertastatur. »Rufen Sie mich bitte an, falls Ihnen noch was zu der Sache einfällt. Bei Herrn Sondermann melde ich mich noch mal. Und vielen Dank für die Auskünfte.«
    Ich nahm die Kopie des Briefes, verabschiedete mich und ging durch den Gang zurück zum Wagen.

5. Kapitel
    Anderthalb Stunden später hatte ich mir im Dellbrücker McDonald's einen BigMac mit Fritten nebst einer Cola reingezogen und eine gute Wegstrecke zurückgelegt.
    Ich stand auf der Kölner Straße in Bergneustadt, der Durchgangsroute zwischen dem Oberbergischen Land und Troisdorf. Neben mir auf dem Beifahrersitz lag die Karte. Man konnte im Atlas gut erkennen, dass die Straße die Agger entlangführte. Doch von dem bergischen Flüsschen war in natura nichts zu erkennen. Alles war mit einem schier endlosen Band von Geschäften, Betrieben, Mietshäusern und Vorstadtpizzerien zugebaut.
    Die Hausnummer, die auf dem Brief stand, bezeichnete ein heruntergekommenes Firmengelände. Aus der gepflasterten Zufahrt wuchs das Unkraut, und auf einem grauen Rolltor wucherten Rostflecken. Hinten ragte ein backsteinroter Schornstein in den nachmittäglichen Novemberhimmel. An der Fassade des alten Verwaltungsgebäudes war ein riesiges Schild angebracht: »ZU VERKAUFEN« stand da in recht frisch wirkender blauer Schrift auf weißem Grund. Darunter prangte eine Telefonnummer.
    Ich blickte eine Weile auf die Szenerie, während hinter mir der Verkehr durch das Aggertal donnerte. Das Beste war, einen kleinen Rundgang zu machen.
    Weiter unten gelangte man auf einen kleinen Hinterhof, auf dem ein Haufen alter Reifen vor sich hin gammelte. Ein Baum hatte sich aus dem Asphalt gekämpft, und auf der ehemals weißen Wand daneben breitete sich eine grünliche Fläche aus. Die Scheiben waren blind, einige eingeschlagen.
    Ich ging zurück zur Straße und tippte die Telefonnummer auf dem Schild in mein Handy.
    Es klingelte zweimal, dann meldete sich eine Männerstimme. Es klang, als hätte ich den Mann gestört.
    Merkwürdig. Ich drückte auf den roten Knopf und lief zurück auf den Hof. Einen Moment überlegte ich, ob ich mich geirrt hatte, dann drückte ich die Wiederholtaste.
    Ich hatte Recht gehabt. Irgendwo in dieser verlassenen Industrienanlage jodelte ein Telefon. Und es hörte genau in dem Augenblick auf, als sich der Mann meldete.
    »Ja«, kam es ungehalten.
    »Rott, mein Name«, sagte ich und versuchte, möglichst jovial zu klingen. »Ich grüße Sie. Bin ich da richtig für den Verkauf des Industriegeländes in Bergneustadt, Kölner Straße?«
    »Sind Sie.«
    »Schön - mir hat jemand, der an dem Grundstück vorbeikam, von dem Verkauf erzählt. Und er hat mir die Nummer aufgeschrieben …«
    Während ich sprach, hastete ich an der Mauer entlang und suchte einen Eingang. Es gab nichts als diese Rolltore. Die einzige Tür, die ich entdecken konnte, lag hinter dem Baum, der aus dem Teer gewachsen war. Da war schon lange keiner mehr durchgegangen.
    »Könnten Sie mir sagen, wann man das Anwesen einmal besichtigen kann? Wissen Sie, es ist sehr eilig, denn ich bin nur kurz im Bergischen. Am liebsten wäre mir, wenn wir heute noch …«
    Ich lief weiter, und endlich fand ich hinter einem verrosteten Windfang aus Metall eine weitere Tür. Ich drückte die dreckige Klinke hinunter, sie war nicht verschlossen.
    »Heute geht's nicht«, sagte der Mann, dann war einen Moment Stille in der Leitung. Ich war mittlerweile in einen muffig riechenden Flur mit zerborstenen Bodenfliesen gelangt. Hinter milchigem Glas sah ich Licht. Ich stoppte und blieb hinter der Tür stehen.
    »Ach, ich glaube, ich kann mich auch selbst ein bisschen umsehen. Ich bin nämlich ganz in der Nähe.«
    »Was? Ich hab doch gesagt…«
    »Sie glauben gar nicht, wie nahe ich dem Gelände bin. Ehrlich gesagt habe ich es gerade betreten. Sind Sie vielleicht auch gerade da?«
    »Verdammt…«
    Ich drückte den roten Knopf und öffnete die Tür. Sie führte in eine Halle, die an eine alte Kfz-Werkstatt erinnerte. Ich sah den Typen sofort. Er mich aber nicht. Er hatte mir den Rücken zugewandt und hielt sein Handy ans Ohr. »Hallo?«, rief er immer wieder. »Hallo?«
    Ich ließ ihn noch eine Weile mit dem Telefon spielen und sah mich um. In der Halle stand ein Kleinbus - so einer, mit denen Kegelclubs Ausflüge unternehmen. Auf der

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