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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Partner an«, sagte er. »Ich selbst bin erst ein gutes Jahr in diesem Geschäft. Vielleicht ist die Sache länger her.«
    Er umrundete den Schreibtisch. »Das werden wir gleich haben.«
    »Kann ich mich solange ein bisschen umsehen?«, fragte ich.
    »Aber bitte.« Antoni machte eine einladende Handbewegung und ließ sich in den Bürostuhl fallen.
    Ich blieb vor einem Bündel knallbunter Hula-Hoop-Reifen stehen und dachte darüber nach, ob das vielleicht ein nettes Geschenk für Jutta wäre. Sportlich, wie sie war …
    Ich hörte im Hintergrund Antoni ein paar Worte wechseln. Offenbar redete der Partner am anderen Ende der Leitung viel mehr als er. Es dauerte ziemlich lange. Endlich legte Antoni auf. Ich kehrte zu dem Schreibtisch zurück.
    »Es hat diese Hampelmänner gegeben. Vor einiger Zeit; mein Partner wusste selbst nicht mehr, wann das genau war, aber es muss 2002 gewesen sein. Kurz bevor ich hier anfing.«
    »Und wer hat die Werbegeschenke bekommen?« Hoffentlich nicht jeder, der hier was gekauft hat, dachte ich.
    »Niemand«, sagte Antoni.
    »Was?«
    »Herr Sondermann sagt, wir hatten diese Dinger überhaupt nicht als Werbegeschenke verwendet. Man hat sie uns nur angeboten. Aber wir wollten sie nicht haben.«     
    »Moment … Verstehe ich das richtig? Sie haben die Hampelmänner nicht an Kunden verteilt? Zu keinem Zeitpunkt?«
    »Ganz genau. Eine Firma hat uns ein paar Muster zugeschickt, ohne dass wir sie dazu beauftragt hätten. Einfach, um uns als Abnehmer zu gewinnen.«
    Ich nickte. So was kannte ich. Es gab Firmen, die sich systematisch an andere Firmen oder Büros wandten und so genannte Schnupperangebote machten. Ich bekam in letzter Zeit immer wieder mal das telefonische Angebot, für meine Mitarbeiter einen Trinkwasserspender anzuschaffen, um - wie es hieß - das Betriebsklima zu verbessern. Ich erklärte dann, dass das Betriebsklima einzig und allein von mir abhinge und dass ich einen Wasserhahn in der Nähe hätte. Meistens sogar einen Kasten Bier.
    »Warum haben Sie sie nicht genommen? Waren sie zu teuer?«
    »Das kann ich im Moment nicht sagen; ich habe ja nicht darüber entschieden. Aber ich denke, dass unsere Kunden nicht die richtige Zielgruppe für diese Dinger sind. Die Kinder in Schulen und Jugendheimen sind doch schon etwas älter.«
    »Was ist mit dem Muster, das Sie bekommen haben, passiert?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Weggeworfen, sagt mein Partner.«
    »Wissen Sie noch, wo diese Firma war?«
    »Nein, aber das werde ich jetzt für Sie heraussuchen.« Er erhob sich und verschwand in dem kleinen Gang, durch den wir von der Haustür hergekommen waren. Kurz darauf kam er mit einem Aktenordner zurück.
    »Mein Partner hat das Anschreiben aufgehoben.«
    »Warum? Wenn es ihn doch nicht interessiert hat.«
    »Firmen, die so was herstellen, muss man sich merken. Vielleicht kommt es doch irgendwann mal zu einem Geschäft… ah ja, sehen Sie - hier ist es.«
    Er holte ein Blatt aus dem Ordner und gab es mir. Es war ein computergeschriebener Brief und umfasste nur wenige Zeilen. »Wollen auch Sie sich mit unseren preiswerten Werbegeschenken erkenntlich zeigen« las ich und stellte fest, dass »erkenntlich« mit nur einem »n« geschrieben war. »Bauen auch Sie ein sicheres Netz zu Ihren Kunden auf und sorgen Sie für gute Kontakte. Man wird es Ihnen danken.« »Man« schrieben diese Leute dafür mit zwei »n«.
    Oben stand der Absender: P+A-Vertriebs GmbH. Die Adresse war Bergneustadt, Kölner Straße.
    »Haben Sie von der Firma in einem anderen Zusammenhang schon mal gehört?«, fragte ich.
    Antoni schüttelte den Kopf.
    »Ihr Partner?«
    »Sicher nicht. Dann hätte er sich an sie erinnert.« Er kratzte sich wieder am Kinn und blickte durch seine dicken Brillengläser nachdenklich zu Boden.
    Ich zog die Unterlagen von Frau Weitershagen aus der Tasche und zeigte ihm das Foto des toten Mädchens. »Kommt Ihnen das Kind vielleicht bekannt vor?«
    Er sah es sich sehr genau an. »Sieht aus wie viele kleine Kinder.«
    »Und doch ist jedes anders«, sagte ich. »Kennen Sie es nun, oder kennen Sie es nicht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann dazu nichts sagen.«
    »Ich wäre froh, wenn ich auch mit Herrn Sondermann selbst noch mal darüber sprechen könnte. Wann ist er denn im Büro?«
    »Erst morgen wieder.«
    »Wissen Sie was? Machen Sie doch bitte davon eine Kopie. Die können Sie ihm ja schon mal zeigen. Und mir können Sie dabei gleich noch den Brief von dieser Bergneustädter Firma

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