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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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das hier geschrieben? Und wer steckt hinter der Firma P+A?«
    Er warf einen kurzen Blick darauf und ging hinüber zu den Kartons. Ein paar davon schob er beiseite, und ein dreckiger Kühlschrank wurde sichtbar. Er holte ein Bier heraus, wühlte in der Tasche nach einem Feuerzeug, öffnete die Flasche und trank.
    »Keine Ahnung«, sagte er dann.
    »Alles klar«, sagte ich. »Schönen Tag noch.« Damit ging ich auf den Ausgang zu.
    »He, Mann, lass den Quatsch«, rief er mir nach.
    Ich drehte mich um. »Also?«
    »Wer will das überhaupt wissen?«, fragte er.
    Ich seufzte, griff wieder in die Tasche und förderte den ganzen Kram zutage, den mir Frau Weitershagen gegeben hatte.
    Ich zeigte ihm die Zeitungsausschnitte, und da ich davon ausging, dass Rumpelstilzchen nicht gerade der schnellste Leser war, erklärte ich, worum es ging.
    »Und was soll ich damit zu tun haben?«, fragte er am Ende.
    »Ganz einfach. Dein Hampelmann wurde neben der Leiche gefunden.« Ich übertrieb etwas, und es zeigte die beabsichtigte Wirkung. Rumpelstilzchen wurde blass.
    »Damit habe ich nichts zu tun.« Seine Stimme wurde leicht quengelnd. »Ich kenne das Mädchen gar nicht.«
    »Wirklich nicht?« Ich hielt ihm das Blatt mit dem kopierten Foto unter die Nase. »Wie kannst du das sagen?«, fuhr ich fort. »Woher kommen denn diese Leute, die da draußen für dich arbeiten?«
    Er machte eine abwehrende Bewegung und ging einen Schritt zurück. »Die arbeiten vollkommen freiwillig«, sagte er und wirkte beleidigt.
    »Und du holst sie mit deinem Bus aus irgendwelchen Asylantenheimen, oder?«
    »Na und? Ich tue denen doch nur einen Gefallen.«
    »Und was zahlst du ihnen pro Stunde? Nur so zur Information, falls ich mal einen Job brauche.«
    »Achtzig Cent«, sagte er.
    »Ich bin überwältigt.«
    »Na und? Dafür brauchen die aber auch kaum was zu tun. Sie müssen nur möglichst schnell den Kram zusammenbasteln.«
    »Haben diese Leute auch die Hampelmänner gemacht?«
    »Diese nicht.«
    »Natürlich nicht. Du holst dir wahrscheinlich jede Woche Frischfleisch. Wer hat hier gearbeitet, als du die Hampelmänner hergestellt hast?«
    »Ich weiß nicht - das ist lange her. Ich hab keinen Kontakt mehr zu diesen Arbeitern.«
    Ich ging ein paar Schritte durch den Raum. Er hatte natürlich Recht. Das war alles lange her. Und Rumpelstilzchen notierte sich bestimmt nicht die Namen und Adressen seiner Bastler.
    »Sag mir eins - und gnade dir Gott, du lügst mich an.«
    »Was willst du wissen?«
    »Hast du außer dem Bus da drin noch einen Wagen?«
    »Was?«
    »Sag schon - was für 'ne Kiste fährst du?«
    »Einen Opel. Warum?«
    »Was für einen? Welche Farbe?«
    »Einen blauen. Corsa.«
    »Steht er hier irgendwo? Ich meine, kannst du das beweisen?«
    »Der ist bei mir zu Hause. Aber hier, schau nach, wenn du willst.«
    Er holte irgendetwas aus der Tasche und hielt es mir hin. Es waren Wagenpapiere. Ich prüfte Fabrikat und Farbe. Es stimmte, was er sagte. Und sein Wagen war Baujahr '98. Ich musste grinsen, als ich Rumpelstilzchens Namen las. Er hieß Willi Ehrlich.
    »Na, bei dem Namen hast du dir ja das richtige Gewerbe ausgesucht.«
    »Mann«, brüllte er. »Wie oft soll ich das noch sagen? Ich zwinge doch keinen zur Arbeit. Die machen das freiwillig.«
    »Und warum zahlst du ihnen nicht mehr? Warum suchst du dir nicht richtige Arbeitskräfte? Es gibt genug Arbeitslose.«
    »Ich bin Geschäftsmann. Ich muss sehen, dass ich auf meine Kosten komme.« Er trank von seinem Bier.
    »Weiter im Text«, sagte ich. »Hast du im April dieses Jahres ein anderes Auto besessen?«
    »Warum?«
    »Antworte mir einfach. Einen weißen Transporter vielleicht?«
    »Nein.«
    »Und was ist aus den Hampelmännern geworden? Hast du irgendeine Erklärung dafür, wie so ein Ding auf den Parkplatz nach Solingen gekommen sein kann?«
    Er seufzte. »Die Sache mit den Hampelmännern war meine erste Geschäftsidee. Und die ist dumm gelaufen.«
    »Geht's etwas genauer?«
    »Ich hab gedacht, so ein Werbegeschenk für Kinder ist was Schönes. Ich hab dann tausend Stück machen lassen.«
    »In Handarbeit.«
    »Ging nicht anders. Und dann hab ich sie an Geschäfte verschickt, die ich aus dem Branchenbuch rausgesucht habe. Mit den Firmennamen war das alles ganz schön teuer.«
    »Und auf dem Parkplatz lag der Hampelmann für Sondermann. Obwohl der doch an das Geschäft geschickt worden war.«
    »Es sind ja für jedes Geschäft mehrere gemacht worden. Das war mit dem Druck günstiger. Und ich

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