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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Vanessa Michel. In der Etage über ihr hing ein Transparent: »Zu verkaufen«, darunter die Telefonnummer des Immobilienmaklers.
    Ich kehrte nach Bergisch Gladbach zurück und versuchte mein Glück erneut in dem verwunschenen kleinen Häuschen am Ende der Sackgasse. Es war immer noch niemand zu Hause. Dafür kam ich mit einem Nachbarn ins Gespräch, der gerade seinen Zaun reparierte.
    »Portugiesen?«, fragte er und kratzte sich am Kopf. »Klar, gibt's die hier. Das Restaurant hier um die Ecke war mal ein Portugiese. Die hatten früher auch Mittagstisch. Kann sein, dass die Zimmerleute da zum Essen hingegangen sind.«
    Ich ließ mir den Weg zeigen. Das Restaurant lag an der Gierather Straße, gleich hinter dem Ortsanfang Köln. Hinsichtlich der Nationalität der angebotenen Speisen hatte man zwischenzeitlich eine Kehrtwendung hingelegt. Es hieß jetzt »Alt-Strunden« und warb mit »Deutscher Küche«. Es war jetzt halb eins mittags, und das Lokal machte erst um fünf Uhr auf. Ich konnte zwar mit den Besitzern reden, die gerade im Gastraum zum Saubermachen waren, doch ich erntete nur Kopfschütteln. Eine Maria gab es nicht. Niemand wusste etwas.
    Als ich eine knappe Stunde später durch den Kiesbergtunnel hindurch war, nach Elberfeld hineinkam und gerade darauf achtete, nicht in die Radarfalle zu geraten, klingelte mein Handy.
    »Hallo Remi, wo bist du gerade?«, fragte Jutta.
    »Gleich wieder bei mir zu Hause.«
    »Bist du weitergekommen?«
    »Nein. Bei einer Adresse konnte ich nur mit dem Nachbarn reden, vielleicht rufe ich da noch mal an.«
    »Dann wird dich sicher noch mehr freuen, was ich herausgefunden habe.«
    »Erzähl.«
    »Nicht am Telefon. In zehn Minuten in deinem Büro. Bis gleich.«
    Ich war früher da als Jutta und hatte noch Zeit, den Bergisch Gladbacher Bauherrn anzurufen. Er war zu Hause, und ich brachte wieder die Geschichte von der Erbschaft an. Vergeblich. Als ich den Hörer auflegte, klingelte es an der Tür.
    »Wie siehst du denn aus?«, fragte ich, als Jutta mit flottem Schritt die Treppe heraufkam.
    »Wieso?«
    »Entschuldige mal, aber so habe ich dich noch nie gesehen.«
    Sie trug dicke Wanderschuhe aus Wildleder, eine abgewetzte Jeans und ein kariertes Flanellhemd. In der Hand hielt sie ein dunkelblaues Bündel, das wie ein zusammengeknäuelter Anorak aussah.
    »Irgendwann ist immer das erste Mal«, sagte sie und setzte ihren Rucksack ab.
    »Willst du auf einen Wanderausflug?«, fragte ich.     
    »Nicht ich, sondern wir.« Sie lächelte.
    »Das wäre mir aber neu.«
    Ich ließ mich in meinen Bürosessel nieder. Es standen noch zwei Stühle für Besucher vor dem Schreibtisch, aber Jutta stellte sich breitbeinig vor dem Fensterbrett auf.
    »Keine Müdigkeit vortäuschen. Ich hoffe, du besitzt vernünftiges Schuhwerk.«
    »Einen Moment«, sagte ich. »Soll ich deinem Aktionismus etwa entnehmen, dass du den Wald gefunden hast?«
    »So ist es.«
    »Wie hast du das denn geschafft? Und bist du dir wirklich sicher?«
    Jutta verschränkte die Arme. Das Flanellhemd war ihr zu groß. Wahrscheinlich hatte es irgendeiner ihrer vielen Verflossenen bei ihr gelassen. Sie sah richtig niedlich darin aus.
    »Ich sehe ein, dass du skeptisch bist«, sagte sie. »Ich war es am Anfang auch. Aber die Beweise sprechen für sich.«
    Jutta ging zu ihrem Rucksack, öffnete ihn und entnahm ihm ein großformatiges Buch. Es war ein Bildband. Ich las den Titel: »Das Bergische Land aus der Luft«.
    Ich schüttelte den Kopf. »Du willst mir doch nicht erzählen, dass der Hakenkreuzwald auf einem Foto in diesem Bildband zu sehen ist?«
    »Ich wollte es ja selbst nicht glauben, aber schau dir das hier mal an.«
    »Moment, Moment - nur damit ich das richtig verstehe: Du suchst einen Wald in Form eines Hakenkreuzes, kaufst ein Buch mit Luftbildern und findest ihn? So mir nichts, dir nichts?«
    »So einfach war es auch nicht, und es ist auch nicht ganz zu sehen. Aber du hast doch selbst herausgefunden, dass das Kreuz in der Nähe der Aggertalsperre sein soll. Und von dieser Gegend gibt es hier auch Fotos … Hier.«
    Jutta hatte an einer Stelle ein gelbes Klebezettelchen befestigt. Dort schlug sie das Buch auf. Zu sehen war das dunkle Wasser der Aggertalsperre, eingekreist von knallgrünem Wald, das Ganze vom Flugzeug aus fotografiert. Am Rand sah ich Ansammlungen kleiner Quadrate: hingestreute Siedlungen.
    »Das Bergische Land, wie wir es lieben«, sagte ich. »Aber wo ist das Kreuz?«
    »Man kann eine Ecke erkennen.

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