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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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maßstabsgetreu hinzukriegen. Es müsste aber so stimmen.«
    »Wie lang sind denn diese Balken?«, fragte ich. »Wie weit müssen wir da marschieren?«
    »Ach, das ist überhaupt nicht weit«, winkte Jutta ab. »Diese langen Linien, von denen die anderen abgehen, haben jeweils eine Länge von zweihundert Metern oder so. Höchstens.«
    »Und wo wollen wir genau hin?«
    »Ich denke, wir arbeiten uns an die Stelle vor, wo die beiden Hauptlinien abknicken. Das wirkt für mich wie das Zentrum des Ganzen.«
    Jutta begann die Sachen wieder in ihren Rucksack zu packen. Ich drückte die Zigarette aus und steckte die Schachtel ein. In diesem Moment klingelte das Telefon.
    »Geh nicht ran«, sagte Jutta. »Lass uns aufbrechen.«
    Ich zögerte und wartete, bis der Piepton kam, der den Anrufer dazu aufforderte, auf das Band zu sprechen.
    »Hier ist Zichorius«, kam es aus dem Lautsprecher.
    »Lass uns gehen«, insistierte Jutta.
    »Guten Tag, Herr Rott«, sagte Zichorius, »ich wollte Ihnen noch etwas zu den Adressen sagen. Könnten Sie mich bitte zurückrufen? Ich gebe Ihnen auch mal meine Handynummer …«
    »Lass es!«, rief Jutta.
    »Ich muss mit ihm reden«, sagte ich. »Es kann wichtig sein!«
    Jutta verdrehte die Augen, und ich nahm den Hörer ab. Zichorius' Stimme, die gerade die Telefonnummer diktierte, verstummte.
    »Rott hier«, sagte ich. »Tag, Herr Zichorius.« Jutta nahm kopfschüttelnd den Rucksack vom Boden und stellte ihn auf den Besucherstuhl. Sie verschränkte die Arme und starrte mich ungehalten an.
    »Ah, da sind Sie ja doch, Herr Rott.«
    »Was gibt's denn? Ich hab's im Moment ein bisschen eilig.« Jutta schüttelte den Kopf. Ich hob beschwichtigend die linke Hand.
    »Ich mach's kurz. Es geht um diese Adressen. Sind Sie damit weitergekommen?«
    »Nein.«
    »Es gibt noch einen anderen Bauherrn, den ich Ihnen nennen kann.«
    Ich zog ein Blatt Papier heran. »Sagen Sie mir die Adresse.«
    »Das Problem ist …«Er brach ab.
    »Ja?«
    »Jonas hatte da einen kleinen Spezialauftrag. Auf Deutsch, er hat ohne Rechnung gearbeitet. Bitte seien Sie deswegen möglichst diskret.«
    »Mach ich. Keine Sorge.« Jutta wechselte das Standbein und zeigte auf ihre Armbanduhr.
    »Ich muss Ihnen aber erst noch erklären, warum ich glaube, dass diese Baustelle einen Hinweis auf Ihren Fall abgeben könnte.«
    »Legen Sie los.« Ich machte eine hilflose Geste in Richtung Jutta.
    »Sie haben doch gesagt, diese Maria, also diese Freundin von Jonas, sei Portugiesin gewesen.«
    »Genau.«
    »Man spricht doch auch in Brasilien portugiesisch, oder?«
    »Soweit ich weiß, ja.«
    »Ja, sehen Sie, und ich erinnere mich noch, dass die Leute, die in dem Haus wohnten, sich sehr für Brasilien interessierten.«
    »Was heißt das?«
    »Jonas hat erzählt, da hätte es eine Bar gegeben. So mit typischen brasilianischen Getränken. Außerdem Bücher, Plakate und so was. Das Haus wurde renoviert. Wir haben eine neue Treppe zum Obergeschoss eingebaut. Eine so genannte Wangentreppe, die um die Ecke geht. Das hat Jonas gemacht.«
    »Schön, Herr Zichorius, das hört sich vielversprechend an. Sagen Sie mir die Adresse. Ich werde mich drum kümmern.«
    »Nun kommt das Problem.«
    »Welches Problem?«
    »Ich weiß die genaue Adresse nicht mehr. Und den Namen des Bauherren auch nicht. Ich kann Ihnen aber beschreiben, wo das Haus ist.«
    »Fangen Sie an.« Ich zückte wieder den Kuli. Jutta stand mittlerweile am Fenster und sah hinaus.
    »Es ist in Solingen. Landwehrstraße.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Klar, das weiß ich noch genau. Man kommt von der A3 und fährt an der Abfahrt Langenfeld/Solingen ab. Wenn man dann Richtung Solingen will, heißt die Straße erst Elberfelder Straße. Dann geht es unter einer Bahnlinie durch, und ab da heißt sie dann Landwehrstraße. Direkt hinter der Bahnlinie steht auf der rechten Seite so ein typisches bergisches Haus mit Schieferwand und grünen Fensterläden. Das ist es.«
    »Alles verstanden. Vielen Dank.«
    Ich verabschiedete mich schnell und legte auf.
    »Können wir jetzt endlich los?«, fragte Jutta.
    »Ja«, sagte ich. »Wir fahren los.«
    »Na endlich«, stöhnte sie und nahm ihren Rucksack.
    Ich schüttelte den Kopf. »Aber wir fahren nicht dahin, wo du denkst.«
    Jutta diskutierte mit mir herum, bis wir auf der A3 waren.
    »Kannst du das nicht morgen machen? Jetzt habe ich mir solche Mühe gegeben, diesen Hakenkreuzwald zu finden!«
    »In erster Linie erforschen wir keine bergischen Wälder, sondern wir

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