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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Hier.«
    Sie deutete auf einen Teil des Fotos, wo der grüne Wald aus der Luft zu sehen war. Mitten durch den Wald verlief eine etwas hellere Linie, die eine 90-Grad-Ecke beschrieb.
    »Das ist doch kein Kreuz«, sagte ich. »Und ein Hakenkreuz schon gar nicht.«
    »Wie gesagt«, sagte Jutta. »Nur ein Teil. Und das ist ja auch nicht alles.«
    Sie bückte sich wieder und holte etwas anderes aus dem Rucksack.
    »Das Gebiet auf dem Foto, also die Stelle, wo diese Ecke zu sehen ist, liegt östlich der Talsperre. Auf der Wanderkarte ist das hier.« Sie faltete den Plan auseinander, legte ihn auf den Boden und kniete sich hin.
    Ich erkannte den Stausee, der auf der Zeichnung von Vanessa Michel wie eine Hand mit zu wenigen, aber dafür ziemlich dicken Fingern ausgesehen hatte. Auf der Karte war die Form ein bisschen anders: zwei dicke Linien, die parallel nach oben gingen; eine dritte wies nach rechts, nach Osten. Der Wald, den ich auf dem Foto gesehen hatte, lag nördlich des unteren Seitenarms. Das Gebiet war von zwei Seiten von Wasser umschlossen und mit gestrichelten Linien durchsetzt, die Wanderwege darstellten.
    »Bruchberg«, las ich.
    »Ganz recht«, sagte Jutta. »Um nun das ganze Hakenkreuz zu sehen, müsste man ein Luftbild des gesamten Berges haben.«
    »Oder man müsste mit dem Flugzeug drüberfliegen und nachsehen.«
    »Ich hab schon die Telefonnummer vom Dümpel rausgesucht.«
    »Vom Dümpel?«
    »Der kleine Flugplatz in der Nähe. Er liegt auf dem Dümpel. Gar nicht weit von der Talsperre entfernt. Man kann Rundflüge buchen. Aber ich glaube, das hat im Moment keinen Zweck. Im November wird man nicht viel sehen.«
    »Wieso? Wenn die Bäume, aus denen der Hakenkreuzwald besteht, Laubbäume sind, dann haben sie im Moment keine Blätter. Sie müssten sich also von dem Nadelwald drum herum abheben, und wie eine Art Furche zu erkennen sein.«
    »Es sind aber keine Laubbäume«, sagte Jutta. »Das siehst du ganz deutlich auf dem Foto. Vielleicht sind es Tannen, vielleicht Kiefern.«
    »Oder Lärchen. Wie in dem Hakenkreuzwald im Internet. Werfen Lärchen nicht ihre Nadeln im Winter ab? Das gäbe doch auch ein deutliches Muster.«
    »Egal. Wir verlieren mit der Fliegerei nur Zeit. Jetzt ist es schon früher Nachmittag, und wir sollten uns auf den Weg machen.«
    »Und wie willst du diese Ecke da finden? Von unten sieht man doch gar nichts.«
    »Ich bin ja auch noch nicht fertig. Wie ich eben sagte. Wir brauchen ein Luftbild der gesamten Gegend.«
    »Stimmt. Auf so einem Bild müsste dann das ganze Kreuz - wenn es denn existiert - zu sehen sein. Aber wie kommen wir an so was ran? Vielleicht über die Kreisverwaltung? Oder die Stadtverwaltung? Zu welcher Gemeinde gehört das eigentlich? Bergneustadt?«
    »Gummersbach«, sagte Jutta, und wieder holte sie etwas aus den Tiefen des Rucksacks. Sie legte ein Blatt auf den Tisch, das schwarze Flächen zeigte. Ein gefaxtes Foto. Oben stand der Vermerk: »Deutsche Grundkarte 1:5000, Luftbildkarte«, darunter waren in einem großen, fast das ganze Blatt ausfüllenden Rechteck zwei Strukturen zu erkennen: eine gleichmäßig schwarze Fläche, die wohl die Talsperre war, und eine etwas körnige, graue Struktur. Der Wald. Er war von hellen, geschlängelten Linien durchbrochen, daneben gab es andere, gezackte Linien, in der Graustufe etwas dunkler, aber trotzdem heller als der übrige Wald.
    »Woher hast du das?«, fragte ich.
    »Man hat so seine Kontakte zu den Stadtverwaltungen. Wie du weißt, war ich mit einem städtischen Beamten verheiratet. Es ist so: Die abgerundeten Linien sind Wanderwege. Aber die geraden Waldstücke hier …«
    »… sehen immer noch nicht unbedingt wie ein Hakenkreuz aus, finde ich. Es sind doch eher Linien, von denen einfach andere Linien gerade abzweigen. Hast du mit den Leuten von der Stadtverwaltung gesprochen?«
    »Allerdings. Ich habe auch ganz direkt nach dem Hakenkreuzwald gefragt. Alle fanden die Geschichte mit dem Wald interessant, aber niemand wusste etwas Genaueres. Und dann haben sie mir das hier gefaxt. Danach war übrigens meine Tonerpatrone leer.«
    »Tatsache ist: Das hier ist kein Hakenkreuz«, sagte ich und legte das Blatt hin. »Das sind einfach Linien im 90-Grad-Winkel. Ich glaube, wir können die Spur vergessen.«
    »Aber darauf kommt es doch gar nicht an«, sagte Jutta, und ich bemerkte, dass sie vor Eifer ganz rote Wangen bekommen hatte.
    »Ich denke, wir suchen einen Hakenkreuzwald«, sagte ich. »Das hier ist aber keiner!«
    »Es

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