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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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München, Hamburg, Berlin oder in Köln lebte. Und der nichts mit dem Hauptkommissar zu tun hatte. Oder …
    Hinter mir hupte jemand.
    Ich hatte nicht registriert, dass der Verkehr wieder langsam weiterfloss. Gehorsam schloss ich auf und kam genau an einer Ampel an, als sie wieder rot wurde. Auf der anderen Seite der Kreuzung war eine Menge Platz. Ich konnte den Fahrer hinter mir sehen, wie er mir den Vogel zeigte.
    Ich starrte eine Weile vor mich hin und versuchte zu rekonstruieren, wie sich Mölich mir gegenüber verhalten hatte. Bei meinen ersten Ermittlungen war ziemlich schnell dieser junge Dückrath aufgetaucht. Ich war ihn beim ersten Mal im Kölner Osten los geworden. Dann hatte er sich wieder an meine Fersen geheftet, als ich nach Wiehl unterwegs war. Und wenn mich mein Gedächtnis nicht täuschte, dann hatte ich von meinem Plan, zu Zichorius zu fahren, nur Mölich erzählt. Und auch über unsere Nachforschungen zum Hakenkreuzwald wusste nur er Bescheid. Außer Jutta natürlich …     
    Es hupte wieder. Grüner wurde die Ampel nicht. Der Mann hinter mir fuchtelte mit den Armen. Ich tat ihm den Gefallen, setzte über die Kreuzung und erreichte nach hundert Metern wieder das Stauende. Jetzt war der Typ zufrieden.
    Ich musste mit Mölich reden. Ihn zur Rede stellen …
    Es war sinnlos. Wenn das zutraf, was ich vermutete, würde er alles abstreiten. Außerdem war er bei der Polizei.
    Ich musste eine Verbindung zwischen ihm und den Dückraths finden. Und zwischen ihm und Ratnik.
    Ratnik!
    Wenn der Tote da oben im Brucher Wald Ratnik war und Mölich mir erzählt hatte, dass Ratnik ausgewandert war, dann gab es für diesen Widerspruch nur eine Erklärung: Mölich hatte gelogen. Und warum hatte er gelogen? Weil er etwas zu verbergen hatte.
    Sollte ich zu Krüger gehen und ihm die ganze Geschichte erzählen? Würde er die Anschuldigung eines Kollegen so einfach hinnehmen? Wenn Mölich in die Sache verwickelt war, dann hatte er auch sicher daran gedacht, wie er die Zusammenhänge verwischen konnte. Und das würde er tun, sobald ihm klar war, dass er sich im Visier befand.
    Es gab nur eine Möglichkeit. Ich musste Mölich selbst unter die Lupe nehmen. Heute war Samstag. Laut Krüger hatte Mölich heute frei.
    Wieder ging es ein Stück weiter. Diesmal war ich aufmerksam genug, es zu bemerken. Der Typ im Rückspiegel schien sogar zu lächeln.
    Ich griff zum Handy und rief die Auskunft an.
    In Solingen gab es keinen einzigen Mölich, dafür zwei in Remscheid und einen in Wuppertal. Und der in Wuppertal hieß mit Vornamen Wolfgang. Er wohnte in der Friedrich-Engels-Allee. Dieselbe Straße, in der sich auch das Wuppertaler Polizeipräsidium befand.
    Ich wählte die Nummer, die ich von der Auskunft erfahren hatte. Nachdem es viermal geklingelt hatte, meldete sich Mölich. Es war eindeutig seine Stimme. Ich drückte den roten Knopf. Er war also zu Hause …
    Während ich mich durch den Stau nach Wuppertal kämpfte, reifte in mir ein Plan.
    Ich fand die Hausnummer. Sie lag ganz in der Nähe der Schwebebahn-Haltestelle Völklinger Straße. Ich ließ den Golf langsam vorbeirollen und sah einen lang gestreckten Hof, darin längs ein hell gestrichenes Gebäude. Unten reihten sich Garagentore, oben konnte durchaus eine Wohnung sein. So genau war das auf die Schnelle nicht zu erkennen. Ich suchte mir ein Stück weiter einen Parkplatz.
     
    Dann atmete ich tief durch und wählte noch einmal Mölichs Nummer.
    »Rott! Lassen Sie mich jetzt auch am Wochenende nicht in Ruhe?«, rief er, nachdem ich mich gemeldet hatte.
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte ich und gab mir Mühe, meiner Stimme Festigkeit zu verleihen. »Aber es ist wichtig. Ich glaube, ich habe eine interessante Entdeckung gemacht.«
    »Und die hat nicht bis Montag Zeit?«
    »Ich glaube nicht. Und ich denke, wenn wir uns jetzt die Zeit nehmen, dann haben wir den Fall mit dem toten Kind am Montag schon gelöst.«
    »Tatsächlich?« Ich konnte mich täuschen, aber es kam mir vor, als würde ich ein kleines bisschen Furcht in seiner Stimme spüren.
    »Und nicht nur das!«, trumpfte ich auf. »Sie werden am Ende die Lorbeeren einheimsen, nicht ich.«
    »Das müssen Sie mir erklären.«
    »Ich glaube, Sie wissen gar nicht, was alles passiert ist, oder? Klar, Sie sind ja auch seit gestern im wohlverdienten Wochenende.« Ich sagte das ohne Ironie.
    »Was ist los, Rott?«
    »Ich war ja heute Nacht da oben am Bruchberg.«
    »Wo?«
    »Der Hakenkreuzwald, Sie wissen doch. Da hat es

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