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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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ein.« Sie nickte ein paarmal vor sich hin, als hätte sie nicht mir, sondern sich selbst eine Frage beantwortet, und schloss die Tür.
    Ich hoffte, dass sie Recht hatte, ging hinüber zur Garageneinfahrt und lehnte mich an die Mauer. Als sich nach einer Viertelstunde nichts tat, erkundete ich per Handy Frau Richards Telefonnummer. Sie hatte eine geschäftliche und eine private. Als ich die geschäftliche anrief, meldete sich ein Anrufbeantworter und gab die Öffnungszeiten des Büros bekannt. Bei der privaten ging keiner ran.
    Ich wartete.
    Nach einer knappen Stunde kam aus Richtung der Solinger Innenstadt ein blauer Mercedes angefahren, blieb auf Höhe der Garageneinfahrt stehen und setzte den linken Blinker. Es dauerte eine ganze Weile, bis Frau Richard die Chance zum Abbiegen bekam, und so konnte ich sie eine Weile betrachten. Sie hatte einen schwarzen Pagenkopf; ihre Lippen waren einen Tick zu rot geschminkt. An der Hand, die auf dem Lenkrad lag, glänzte Schmuck.
    Ich machte Platz, damit sie in ihre Einfahrt kam. Als sie ausstieg, verließ mit ihr eine ganze Parfümwolke den Wagen. Sie hatte nicht nur schwarzes Haar, sondern sie trug auch schwarze Kleidung: einen Pullover und einen langen Rock, unter dem spitze schwarze Stiefel hervorlugten.
    »Sind Sie Frau Richard?«, fragte ich.
    »Mein Büro ist jetzt geschlossen«, sagte sie und ging an mir vorbei zum Kofferraum. Sie öffnete ihn, und eine Plastikkiste mit Einkäufen kam zum Vorschein. Ein paar Konserven, Nudelpackungen, Bananen und Gemüsestauden. Sie packte die Kiste. Ich kam Frau Richard zu Hilfe, indem ich den Kofferraum zuklappte.
    »Ich bin nicht hier, weil ich eine Steuerberaterin brauche. Es geht um etwas anderes.«
    »Nämlich?«
    »Geben Sie mir die Einkäufe. Dann haben Sie die Hände frei, um die Tür aufzuschließen.«
    Sie ließ ihren Blick von meinem Kopf bis zu den Füßen und wieder zurückwandern. »Sagen Sie mal, wer sind Sie eigentlich?«
    »Mein Name ist Rott. Privatermittler.«
    »Und worum geht es?«
    »Ich brauche Informationen über Ihr Haus.«
    »Mein …? Ja, sagen Sie mal…« Sie schüttelte entrüstet den Kopf.
    »Ich kann mich ausweisen … hier.« Ich brachte meine Lizenz zum Vorschein und zeigte sie ihr.
    Sie prüfte das Kärtchen. »Was wollen Sie wissen?«
    »Können wir uns nicht drinnen unterhalten? Ich trage Ihnen auch die Sachen rauf in die Küche.«
    »Woher wissen Sie, dass meine Küche oben ist?«
    »Das erkläre ich Ihnen dann.«
    »Na gut. Aber nur ein paar Minuten. Ich habe viel zu tun.«
    Die Treppe, die Jonas Ratnik eingebaut hatte, war ziemlich steil. Gleich neben dem oberen Absatz ging es in einen kleinen Flur, von dem eine winzige Küche abzweigte. Auf der einen Seite bestand die Wand aus einer Schräge. Darunter war ein kleiner, quadratischer Tisch.
    »Stellen Sie die Kiste bitte da drauf. Vielen Dank. Und jetzt sagen Sie mir, was Sie wollen. Ich habe nämlich wenig Zeit.«
    Ich erklärte, dass ich etwas über den Arbeiter herausfinden musste, der damals die Treppe eingebaut hatte.
    »Das wird schwierig«, sagte Frau Richard. »Das war nämlich vor meiner Zeit.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Mir gehört das Haus erst etwa ein Jahr.«
    »Vielleicht können Sie mir trotzdem helfen. Der Mann, um den es geht, hatte eine Frau, die wahrscheinlich aus Portugal oder Brasilien stammt. Und ich habe erfahren, dass in diesem Haus mal jemand wohnte, der ein Brasilienfan gewesen sein soll.«
    »Klingt ja geheimnisvoll. Gehen Sie mal bitte zur Seite.«
    Ich drückte mich in die Ecke, und Frau Richard begann die Einkäufe aus der Kiste zu nehmen. Ich berichtete ihr dabei von dem toten Kind in Solingen.
    »Ja«, sagte sie und nickte. »Ich habe davon gehört. Ich verstehe aber nicht, was dieser Arbeiter damit zu tun hat.«
    »Ich kann das jetzt nicht alles erklären«, sagte ich. »Aber es ist wichtig zu wissen, wer vor Ihnen das Haus besessen hat.«
    »Ich fürchte, das passt nicht in Ihre Theorie.«
    »Warum?«
    »Es war eine alte Frau. Sie musste das Haus aus finanziellen Gründen verkaufen. Soviel ich weiß, kam sie ins Pflegeheim.«
    »Wie hieß sie? Und in welchem Pflegeheim ist sie?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie nicht mir ihr zu tun gehabt, als Sie das Haus kauften?«
    »Das lief über die Bank. Außerdem ist das doch egal. Was soll eine alte Frau schon mit einer Brasilianerin zu tun haben?«
    »Ich muss jeder Spur nachgehen. Wenn Sie das Haus über die Bank gekauft haben, dann hatten Sie doch mit einem

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