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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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»Weiter nichts?« »Nee.« »Na, wollen mal sehen.«

    Die Leiche der Mieze wird nach zwei Tagen etwa ein Kilometer entfernt von der Kute gefunden, im selben Wald. Gleich, wie die Zeitungen über den Fall berichten, melden sich zwei Gärtnereigehilfen, die einen einzelnen Mann durch den Wald in der Gegend mit einem mächtig schweren Koffer haben gehen sehen. Die beiden haben sich unterhalten, was der wohl da schleppt, nachher hat sich der Mann verpustet und in die Kute gesetzt. Wie sie nach einer halben Stunde zurückkamen, saß er auch noch da, in Hemdsärmeln. Den Koffer haben sie da nicht gesehen, der stand wohl unten. Sie beschreiben den Mann leidlich, Größe etwa 1,75, sehr breit in den Schultern, schwarzer steifer Hut, hellgrauer Sommeranzug, Jackett Pfeffer und Salz, zieht die Beine, als ob er nicht ganz gesund ist, sehr hohe Stirn mit Querfalten. In der Gegend, die die beiden Gehilfen angaben, sind viele Kuten, die Polizeihunde bringen nicht weiter, da werden alle Gruben, die in Betracht kommen, aufgeschaufelt. In einer stößt man schon nach ein paar Spatenstichen auf einen großen braunen Karton, der mit Bindfäden verschnürt ist. Wie die Kommissare ihn öffnen, liegen drin weibliche Kleidungsstücke, ein zerrissenes Hemd, lange helle Strümpfe, ein braunes, altes Wollkleid, schmutzige Taschentücher, zwei Zahnbürsten. Der Karton ist zwar naß, aber nicht durchgeweicht; das Ganze sieht aus, als ob es noch nicht lange da liegt. Unverständlich. Die Tote hatte doch eine rosa Bluse.
    Und bald hinterher findet man in einer anderen Kute den Koffer, die Leiche sitzt drin in Hockerstellung. Sie ist fest mit Jalousiebändern verschnürt. Abends schwirren Meldungen in alle Reviere, auswärtigen Polizeistationen, Beschreibungen des mutmaßlichen Täters und so weiter.

    Der Reinhold weiß gleich damals, wie er im Präsidium vernommen war, was die Glocke geschlagen hat. Und nun reißt er noch den Franz rein. Warum kann ders nicht gewesen sein. Was kann der Klempnerkarl beweisen. Ob mir einer gesehen hat in Freienwalde, ist zweifelhaft. Vielleicht hat mir einer gesehen, im Gasthaus, auf dem Weg, schadt nicht, man versuchts, Franz muß weg, sieht aus, als ob er mit drin ist.
    Reinhold ist gleich am Nachmittag, wie er aus dem Präsidium raus ist, bei Franzen oben, der Klempnerkarl verpfeift uns, mach dir dünn. Und Franz hat in einer Viertelstunde gepackt, Reinhold hilft ihm, sie fluchen zusammen auf Karl, dann bringt Eva Franzen bei der Toni, einer alten Freundin in Wilmersdorf, unter. Reinhold fährt im Auto mit nach Wilmersdorf, sie kaufen zusammen Koffer, Reinhold will ins Ausland, er braucht einen riesigen, zuerst will er einen Schrankkoffer, dann lieber einen Holzkoffer, den größten, den er tragen kann, uff Gepäckträger verlaß ich mir nicht, die bespitzeln einen, meine Adresse kriegste, Franz, grüß Evan.
    Das furchtbare Prager Unglück, 21 Tote bereits geborgen, 150 Personen verschüttet. Dieser Trümmerhaufen war noch wenige Minuten vorher ein siebenstöckiger Neubau, jetzt liegen unter ihm noch viele Tote und Schwerverletzte. Der ganze Eisenbetonbau im Gewicht von 800 000 Kilogramm stürzte in die zwei Stockwerke unter der Erde. Der in der Straße diensthabende Wachmann warnte, als er das Krachen vom Bau hörte, die Fußgänger. Er sprang geistesgegenwärtig auf einen heranfahrenden Wagen der Straßenbahn und zog selbst die Bremse. Über dem Atlantik toben gewaltige Stürme. Auf dem Ozean ist die Situation augenblicklich so, daß ein Sturmtief nach dem andern von Nordamerika in östlicher Richtung heranzieht, während die beiden Hochs, die in Mittelamerika und zwischen Grönland und Irland sitzen, festgehalten werden. Die Zeitungen bringen schon jetzt seitenlange Artikel über den »Graf Zeppelin« und seinen bevorstehenden Flug. Jede Einzelheit der Konstruktion des Luftschiffs, die Persönlichkeit des Kommandanten und die Aussichten, die für den Erfolg des Unternehmens bestehen, werden aufs ausführlichste erörtert und der deutschen Tüchtigkeit ebenso wie den Leistungen der Zeppelinluftschiffe begeisterte Leitartikel gewidmet. Es ist trotz aller Propaganda, die für Flugzeuge gemacht werde, anzunehmen, daß das Luftschiff das Flugverkehrsmittel der Zukunft darstelle. Aber der Zeppelin fliegt nicht los, Eckener will ihn nicht unnütz gefährden.

    Der Koffer ist geöffnet, in dem Mieze lag. Sie war die Tochter eines Straßenbahnschaffners aus Bernau. Sie waren drei Kinder zu Haus, die Mutter ging

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