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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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ist.«
    Blaß und still ist am nächsten Abend auf einen Wink von Meck der kleine Lüders aus dem Lokal gekommen, und sie sind ins Gastzimmer gegangen. Es hat eine Zeit gedauert, bis der Wirt ihnen das Gas ansteckte. Dann haben sie dagestanden. Meck fragte: »Na, biste gewesen?« Der nickte. »Siehste. Na, und?« »Ist kein Und.« »Was hat er denn gesagt, wie kannst du überhaupt beweisen, daß du da warst.« »Du denkst, Meck, der hätte mir Löcher inn Kopp hauen müssen wie du. Nee, da drauf war ich präpariert.« »Na, wat nu?«
    Lüders kam still näher: »Paß mal auf, Meck, hör mal zu. Wenn du auf mir hörst: ich will dir sagen, wenn Franz dein Freund ist, wegen dem hättste gestern nicht mit mir so reden brauchen. Das war ja bald Mord. Wo zwischen uns beiden gar nichts war. Wegen dem nicht.«
    Meck starrte den an, jetzt kriegt er bald wieder eine rin, und da können sie reinkommen, so viele sie wollen. »Nee, der ist doch verrückt! Haste das nicht gemerkt, Meck? Bei dem ists doch nicht richtig hier oben im Oberstübchen.« »Nee, nu hör mal uff. Det ist mein Freund, du, Gotteswillen, mir wackeln die Beene.« Dann erzählt Lüders, Meck setzt sich.
    Er hatte Franz zwischen fünf und sechs getroffen; er wohnte ganz dicht bei seiner alten Wohnung, drei Häuser weiter, die Leute haben ihn ja mit seinem Karton und einem Paar Stiefel in der Hand da reingehen sehen, und da haben sie ihn wirklich oben im Quergebäude aufgenommen in einer Kammer. Wie Lüders nun da anklopft und reingeht, liegt Franz auf dem Bett, die Füße mit den Stiefeln hat er runterhängen. Lüders, den erkennt er, es brennt oben eine Birne, das ist Lüders, da kommt der Strolch, aber was ist mit dem. Lüders hat ein offenes Messer in der linken Tasche, wo er die Hand drin hat. In der andern hat er Geld, ein paar Mark, die legt er auf den Tisch, redet allerhand, dreht sich hin und her, hat eine heisere Stimme, zeigt die Beulen an seinem Kopf, die ihm Meck geschlagen habe, seine geschwollenen Ohren, er ist dabei, zu heulen vor Ärger und Wut.
    Biberkopf hat sich aufgesetzt, sein Gesicht ist manchmal ganz hart, manchmal zittern kleene Bündelchen in seinem Gesicht. Er zeigt nach der Tür und sagt leise: »Raus!« Lüders hat seine paar Märker hingelegt, dachte an Meck und daß die ihm auflauern würden und bittet um einen Zettel, daß er da war, oder ob Meck selbst raufkommen könne oder Lina. Da steht Biberkopf ganz auf, im Augenblick rutscht Lüders an die Tür, hat die Hand an der Klinke. Biberkopf aber geht schräg nach hinten an den Waschständer, nimmt die Waschschüssel und – wat sagste – gießt das Wasser in einem Schwung durch die Stube vor Lüders’ Füße. Von Erde bist du gekommen, zu Erde sollst du wieder werden. Lüders reißt die Augen auf, weicht zur Seite, drückt auf die Klinke. Biberkopf nimmt die Waschkanne, es war noch mehr Wasser drin, wir haben noch viel, wir machen reinen Tisch, von Erde bist du gekommen. Er schüttet sie gegen den an der Tür, dem es gegen Hals und Mund spritzt, eiskaltes Wasser. Lüders rutscht raus, weg ist er, die Tür ist zu.
    Im Gastzimmer flüsterte er giftig: »Der ist verrückt, das siehst du doch, da hast dus.« Meck fragte: »Welche Nummer wars? Bei wem?«
    Nachher warf Biberkopf noch Ladung auf Ladung in die Kammer. Er spritzte mit der Hand durch die Luft: Muß alles sauber werden, muß alles weg; jetzt noch das Fenster auf und pusten; wir haben damit nichts zu tun. (Kein Häusereinstürzen, kein Dächerrutschen, das liegt hinter uns, Ein Für Allemal Hinter Uns.) Er stierte, wie es kalt am Fenster wurde, auf den Boden. Müßte man wegwischen, trippt denen unten auf den Kopp, macht Flecke. Schloß das Fenster, legte sich wagerecht auf das Bett. (Tot. Von Erde bist du gekommen, zu Erde sollst du wieder werden.)
    Mit den Händchen klapp, klapp, klapp, mit den Füßchen trapp, trapp, trapp.
    Am Abend wohnte dieser Biberkopf nicht mehr in der Kammer. Wo er hingezogen war, konnte Meck nicht feststellen. Er nahm den kleinen Lüders, der bösartig entschlossen war, in sein Lokal zu den Viehhändlern mit. Die sollten Lüders ausfragen, was denn gewesen wäre und was mit dem Brief gewesen ist, den der Budiker bekommen hat. Lüders blieb hartherzig, er sah so tückisch aus, daß sie den armen Deibel laufen ließen. Meck sagte selbst: »Der hat sein Fett weg.«
    Meck spintisierte vor sich: Der Franz, den hat entweder die Lina betrogen, oder er hat sich über Lüders geärgert oder was anderes. Die

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