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Berlin blutrot

Berlin blutrot

Titel: Berlin blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: u.a. Sebastian Fitzek
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Stille ringsherum. Zugegeben, es war nicht das perfekte Verbrechen, Bernd hatte sicher sorgfältiger geplant. Aber es war ja auch kein Mord. Nicht einmal Totschlag. Es war simple Notwehr, was allerdings kaum beweisbar sein würde. Aber noch ist Zeit, die Tat in ein fast perfektes Verbrechen zu wandeln. Die Leiche vergraben, den Wagen am besten abfackeln, den Wagenheber und den Spaten auch: Keine Chance für eine DNA-Analyse. Niemand wusste von unserer Fahrt, dafür hatte Bernd gesorgt. Mit höchstem Erstaunen würde ich nach dem Roten Meer vom spurlosen Verschwinden meines besten Freundes erfahren.
    Mit leichtem Ekel greife ich dem Toten in die Hosentasche, fühle nach den Schlüsseln. Dann finde ich das Türschloss, die Tür öffnet sich ohne Knarren. In der Dunkelheit taste ich nach dem Lichtschalter. Sicher gibt es hier irgendwo eine Dusche. Ich habe den Schalter noch nicht entdeckt, trotzdem: plötzlich stehe ich in totaler Helligkeit, bunte Partylichter zucken. Aus mindestens 50 Kehlen schmettert mir „Überraaaaschung!“ entgegen, und „Häääppy Birthday!“
    Monika ist die erste, auf deren Gesicht das Lachen erstirbt. Wahrscheinlich, weil sie als erste das Blut und die Hirnmasse auf meinem Hemd entdeckt.

Treptower Tropfen
    Marcel Feige
    Die Abendsonne hängt schon tief. Das düsterrote Funkeln, mit dem sie sich im schwappenden Wellengang der Spree spiegelt, schmerzt in den müden Augen. Frank wendet sich gähnend ab. Auf der Wiese am Ufer hocken Jugendliche auf Decken, ihre Lippen nuckeln entspannt an Wasserpfeifen. Ein Stück weiter kräuselt sich Rauch von einem brutzelnden Grill, während sich die Frauen und Männer mit einer Frisbeescheibe amüsieren. Frank überlegt, ihnen eine Weile dabei zuzuschauen. Dann denkt er an sein dreckiges Hemd, das er unter der Jacke trägt.
    Was, wenn dich damit jemand sieht?
    Also verwirft er den Gedanken und überquert die Straße Am Treptower Park. Ein Stück weiter geht die Moosdorfstraße ab, die stattliche Altbauten im Jugendstil säumen. Die hohen Gebäude, viele mit hübschen Basilisken geschmückt, sind nach dem Mauerfall aufwendig restauriert worden. Heute sind sie vor allem bei jungen Familien beliebt. Die Moosdorfstraße ist eine Sackgasse, die kaum von Verkehr frequentiert wird.
    Frank mag die Gegend. Alles ist so ordentlich hier. Übersichtlich. Beschaulich. Irgendwie friedlich. Noch viel besser aber ist: Niemand würde ihn hier vermuten. Nicht in Treptow. Ausgerechnet Treptow.
    Er schlendert dem Haus Nummer 7 entgegen. Der kleine Vorgarten, der zu beiden Seiten den kurzen Weg zur Haustür flankiert, ist gepflegt. Primeln in Rot und Gelb umschließen in einem eleganten Halbbogen blaue, blühende Stiefmütterchen. Wie gesagt, beschaulich und friedlich.
    Als Frank seine Wohnung im zweiten Stock erreicht, färbt sich der Himmel vor den Treppenhausfenstern bereits violett. Er entriegelt die vier Schlösser seiner Haustür. Vier Schlösser, weil das friedliche Treptow zwar die eine Seite ist, Franks Vorsicht aber die andere.
    Aus eben diesem Grund schaltet er auch erst das Dielenlicht ein, bevor er seine Jacke zu den anderen hängt, die ohne eine sichtbare Falte nebeneinander an den Garderobenhaken baumeln. Trotzdem streicht er mit einer schnellen Handbewegung noch einmal den Stoff aller Jacken glatt. Danach zieht er seine Stiefel aus und stellt sie zu den Schuhen, die an der Wand aufgereiht sind. Er beugt sich etwas hinab, überprüft die exakte Linie, verrückt zwei Paar Schuhe um einige Millimeter. Ordnung muss eben sein.
    Er schaltet die Lampe im Badezimmer ein, erst danach löscht er das Licht im Flur. Ohne einen Blick auf die Flecken, stopft er das verschmierte Hemd in die Waschmaschine. Er wäscht sich ausgiebig die Hände, rasiert sich, putzt die Zähne, trocknet sich das Gesicht, anschließend den Spiegel, der mit etlichen Spritzern Zahnspasta übersät ist. Zuletzt wischt er das Waschbecken aus. Sauberkeit ist wichtig.
    Erst nachdem er das Licht im Korridor angemacht hat, schaltet er die Lampe im Badezimmer aus. Er schreitet hinüber ins Schlafzimmer. Die alten Holzdielen quietschen nicht, dafür er hat selbst gesorgt. Er mag die Stille.
    Er schaltet die Nachttischleuchte ein, bevor er das Flurlicht löscht. Draußen ist es inzwischen dunkel. Dunkelheit ist weniger schön.
    Frank streift die Hose vom Körper, faltet sie und legt sie in einem ordentlichen Stapel auf den Stuhl. Währenddessen findet sein Blick die Tür, die in einem exakten 90°-Winkel

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