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Berlin blutrot

Berlin blutrot

Titel: Berlin blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: u.a. Sebastian Fitzek
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Berlin zurück fahren, irgendwo was essen zum Beispiel.“
    „Papperlapapp. Nichts Besseres als ein ordentlich angefeuchteter Herrenabend, um Marianne zu vergessen und deinem alten Freund von Du-sagst-es-mir-ja-doch zu erzählen. Wo ist das Problem?“
    Dass du Recht haben könntest, ich es dir am Ende wirklich erzähle.
    „Ich habe einfach keine Lust mehr.“
    „Du und keine Lust!“ Im roten Licht der Armaturen hat Bernds Lächeln etwas maskenhaftes, fast bedrohliches.
    „Wirklich. Mir ist die Lust vergangen. Wir sollten umkehren. Der Regen wird auch immer stärker.“
    „Der Doktor hat keine Lust? Das glaube ich nicht! Alter, für dich ist das Wort erfunden worden!“
    Es kommt mit Sicherheit nicht von ungefähr, dass Bernd so auf „Lust“ herumreitet. Hat Monika gebeichtet, plötzlich Gewissensbisse bekommen?
    Ich wünsche, ich wäre schon unterwegs zum Roten Meer. Oder sonst wohin. Alles besser, als mit einem gehörnten Ehemann in ein einsames Ferienhaus zu fahren.
    Eine Weile herrscht wieder Schweigen, summt nur der Motor und klappert der Wagenheber bei jeder Bodenwelle. Krampfhaft suche ich nach einem neuen Thema, aber Bernd kommt mir zuvor. Das Thema jedoch ist nicht neu.
    „Könntest du jemanden umbringen? Ich spreche nicht von deinen drei sogenannten Kunstfehlern pro Tag. Jemanden richtig ermorden meine ich.“
    Sprachlosigkeit würde die Situation verschlechtern. Es bleibt mir nichts übrig, als auf Bernd einzugehen.
    „Ich weiß nicht. Im Affekt wahrscheinlich, oder in Notwehr.“
    „Das wäre kein Mord. Ich spreche vom perfekten Verbrechen.“
    „Erst einmal braucht es ein Motiv. Und gibt es ein Motiv, stellt sich auch schnell ein Verdacht ein.“ Bin ich dabei, meinem Freund etwas auszureden? Hastig spreche ich weiter. „Hast du ein Motiv, haben wir kein perfektes Verbrechen mehr. Und ich kann mir kein Motiv vorstellen, das das Risiko lohnt.“
    „Was ist mit Habgier? Oder mit Eifersucht?“
    Bernd weiß es! Aber wenn er mich umbringen will, warum das Gerede? Dadurch bin ich doch auf der Hut, auf einen Angriff
    vorbereitet! Antwort: es geht um Rache. Und um Angst. Ich soll um mein nahendes Ende wissen, soll wahrscheinlich auch gestehen, auf jeden Fall aber noch leiden.
    „Bernd! Schluss mit diesem Geschwätz. Wir kehren um, sofort!
    Ich will nicht mehr.“
    Diesmal vermeide ich das Wort Lust.
    Hat Bernd die Armaturenbeleuchtung höher gedreht? Um mich besser beobachten zu können? Sich an meiner aufkommenden Panik zu weiden? Fast scheint das Licht in blutroten Flammen zu züngeln.
    „Kommt nicht in Frage. Wir fahren in mein Ferienhaus. Das war so beschlossen und dabei bleibt es. Wir sind so gut wie da.“
    Stimmt. Die Gegend sieht gottverlassen genug aus. Bernds Ferienhaus ist eine ehemalige Försterei in absoluter Alleinlage. Der Ort ist nicht schlecht gewählt. Da könnte ich schreien, so lange und so laut ich wollte. Auch sonst hat Bernd die Sache gut vorbereitet. Ich solle mein Handy zu Hause lassen, hat er geraten, damit man uns nicht stören könne. Auch die Behauptung, ich fliege bereits heute ans Rote Meer, war sein Vorschlag gewesen!
    „Wenn du nicht umkehren willst, dann halt sofort an. Ich will aussteigen.“
    Vielleicht hätte ich im Wald eine Chance.
    Zu meinem Erstaunen hält Bernd tatsächlich an. Findet er Gefallen an der Idee, mich wie ein Kaninchen durch das Unterholz
    zu jagen?
    „Nun reg dich mal ab. So schlimm ist es auch wieder nicht, vierzig zu werden.“ Bernd zieht den Zündschlüssel ab, steigt aus, läuft nach hinten, öffnet den Kofferraum. „Komm und hilf mir lieber. Oder soll ich die Bierkisten alleine schleppen?“
    Schemenhaft erahne ich durch Dunkelheit und Regen die Konturen der Försterei. Ist meine Grube schon ausgehoben? Bernd stellt die erste Kiste neben den Wagen, tippt mir mit dem Finger auf die Brust. „Ein paar Fläschchen hiervon, mein Lieber, und du wirst mir verraten, mit wem du es getrieben hast!“
    Dann verschwindet sein Kopf erneut im Kofferraum. Seine Stimme klingt entsprechend dumpf. „Ich garantiere Ihnen, Dr. Kribben. Noch vor Mitternacht werden Sie gestehen!“
    Das werde ich nicht. Nicht, so lange ich noch eine Chance habe.
    Ich greife nach dem Wagenheber und hole kräftig aus.
    Kein Laut dringt aus Bernds Kehle, während er zusammensackt und sein Kopf, oder was davon noch übrig ist, zurück in den Kofferraum fällt.
    Ich bin noch einmal davongekommen! Mit zitternden Knien setze ich mich auf die Stufe vor dem Haus. Unverändert

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