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Berlin blutrot

Berlin blutrot

Titel: Berlin blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: u.a. Sebastian Fitzek
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offen steht. Hat er das gemacht? Muss wohl. Sehr schön. Erleichtert geht er ins Bett. Er knipst das Licht aus, zieht die Leinendecke bis ans Kinn, wo es die von der Rasur noch weiche Haut umstreicht. Er genießt den kühlen Luftzug.
    Pling!
    Mit einem Ruck öffnet Frank die Augen. Hat er das gerade richtig gehört? War das ein Geräusch gewesen? Etwa ein Tropfen? Er runzelt die Stirn. Unmöglich! Das kann nicht sein. Er schließt wieder die Augen, erschöpft vom Tag. Er verdrängt die Erinnerung daran. Genauso wie den Gedanken an das Tropfen. Andere Leute mögen ihre Wasserhähne ja nicht richtig zudrehen, aber Frank … Frank sorgt für Ordnung.
    Pling!
    Da ist das Geräusch schon wieder. Diesmal klar und deutlich. Nicht besonders laut, aber doch so laut, dass Frank sofort weiß: Dieses Tropfen wird ihm die Nerven rauben. Und dies nicht zum ersten Mal heute!
    Frank flucht. Grimmig stößt er die Decke von sich und steigt aus dem Bett. Sein Blick fällt auf die roten Leuchtziffern des Digitalweckers.
    23.20 Uhr.
    Pling!
    Er eilt aus dem Schlafzimmer, vorbei an der 90°-Tür, den aufgereihten Schuhen, den gebügelten Jacken, durch den kleinen Korridor, geradewegs in das Badezimmer. Im Laufen knipst er sämtliche Lichter an. Er hasst die Dunkelheit, denn Dunkelheit birgt schwarze Schatten, die undurchsichtig sind und Gefahren verstecken können. Dunkelheit legt ihren Mantel über die Unordnung – und Frank hasst die Unordnung.
    Pling! Pling!
    Und er hasst Wassertropfen!
    Mit einem verärgerten Knurren greift er im Badezimmer nach dem Lichtschalter. Es knallt. Als würde übermäßige Energie auf einen zähen Widerstand stoßen. Oder als würde ein Glühbirne durchbrennen.
    Pling! Pling!
    Frank flucht, denn das Badezimmer bleibt dunkel. Nur das matte Licht aus dem Korridor fällt in den Raum. Unmöglich! Denn Frank hat sämtliche Glühbirnen in der Wohnung erst vor zwei Tagen gewechselt, in dem ordentlichen Turnus von zwei Monaten. Noch eine seiner Regeln: dem Verschleiß von Materialien vorbeugen und so dem Zufall – und der Dunkelheit! – keine Chance bieten.
    Pling! Pling!
    Ungläubig schüttelt Frank den Kopf. Er wendet sich dem Waschbecken zu, auf das das Licht der Dielenlampe in einem schwachen Dreieck fällt. Tatsächlich, der Wasserhahn tropft. Frank greift zu der silbernen Armatur. Doch das, was dort hervorplätschert, lässt ihn ein weiteres Mal innehalten. Er betrachtet die Flüssigkeit, die sich im Waschbecken sammelt.
    Pling! Pling!
    Der Aufprall auf dem blassen Marmor verteilt die Flüssigkeit gleichmäßig in alle Richtungen. Es schaut aus wie …
    Mach dich nicht verrückt, mahnt Frank sich zur Ruhe. Das ist nur ein Streich seiner übermüdeten Augen, seines erschöpften Verstandes. Was hast du denn gedacht, was das ist?
    Sein Blick fällt noch einmal auf das weiße, marmorne Becken.
    Nein, jetzt ist es rot. Rot wie …
    Pling! Pling!
    Gülle, denkt Frank, natürlich! Die Berliner Wasserwerke mal wieder. Immer mal wieder ereilt die alten Wasserleitungen unter Berlin ein Aussetzer. Immer mal wieder spucken sie nur Dreck hervor. Berlin eben. Sogar in Treptow. So einfach ist das! Entschlossen greift er zum Wasserhahn.
    Ein Rascheln hinter ihm lässt ihn innehalten. Frank schaut in den Spiegel. Erschrocken wirbelt er herum.
    Pling! Pling!
    Vor ihm ragt der dunkle Schemen eines Mannes auf. Obwohl sein Gesicht zum Großteil in Schatten liegt, erkennt Frank ihn auf Anhieb wieder. Das kurze, grau melierte, gegelte Haar ist unverkennbar.
    Wie haben Sie mich gefunden?, will Frank rufen. Ausgerechnet hier? Hier findet mich doch niemand. Und außerdem: Wie zum Teufel sind Sie in meine Wohnung hereingekommen?
    Pling! Pling!
    Doch er verschluckt die Fragen. Denn der Mann kann dir nicht antworten, durchzuckt es Frank in einem Moment überraschender Klarheit. Denn er ist überhaupt nicht hier! Er ist nicht real!
    Er ist …
    Pling! Pling!
    In der selben Sekunde hebt der Mann die Arme, legt die Hände auf Franks Schultern, umgreift mit den Fingern dessen Hals – und dann drückt er zu.
    Der Schmerz in Franks Kehle fühlt sich sehr wohl real an. So real wie das verschmierte Waschbecken. Oder der nervende Wasserhahn.
    Pling! Pling!
    Endlich löst sich Franks Erstarrung. Er holt mit den Armen aus, doch seine Schläge gehen ins Leere. Wendig weicht der Mann den Hieben aus. Seine Finger ziehen sich wie eine Schlinge enger um Franks Hals.
    Pling! Pling!
    Frank kriegt keine Luft mehr. Seine Kräfte lassen nach. Dunkelheit

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