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Berlin blutrot

Berlin blutrot

Titel: Berlin blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: u.a. Sebastian Fitzek
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der Wohnung Duschkabine. Wie soll man einen ins Wasser legen, der in der Duschkabine badet? Und wer ersäuft sich in einem Waschbecken oder im Klo?
    Holgs Ratschläge.
    Holg, unsere Ikone. Der Meistermörder. Entpuppte sich posthum als der beschissenste Ratgeber, den man sich vorstellen konnte.
    „Reden Sie endlich, Scheißvollbartträger“, sagte ich.
    Die nikotingelben Finger stoppten, die Kifferaugen starrten, das Gemüsegehirn arbeitete. Dann fing er wieder an zu schreiben. Zweimal verheiratet, zweimal geschieden, keine Kinder. Drei Schwestern, keine Brüder, deswegen hatte ich ihn genommen. Bei Söhnen und Brüdern weißt du nie, vor allem hier in Kreuzberg, wo jeder Mann ein halber Türke ist, selbst ein Psychiater. Am Ende hast du einen hysterischen Hinterbliebenen am Hals, der Blutrache geschworen hat, und kannst dich nur noch in Scheißmarzahn oder Dahlem rumtreiben, weil dir halb Kreuzberg an den Arsch will.
    Um neun Uhr morgens trank er Espresso im Cuccuma in der Zossenerstraße, um eins aß er im Atlantic in der Bergmannstraße, um fünf trank er Weißwein im Molinari in der Solmsstraße. Abends stieg er hin und wieder in mottenzerfressenes Wildleder und ging in den Swingerclub Ecke Gneisenaustraße und hockte an der Bar und glotzte. Aber einen Ruf hatte der! Er hätte selbst Jack the Ripper therapiert, hatte vor ein paar Wochen ein Charlottenburger Internist gekrächzt, die Drahtschlinge um den Hals, der macht aus Ihnen einen neuen Menschen!
    Söhne? Brüder? Hunde?
    Nein! Allein!
    Dann hatte das Gefeilsche begonnen, ich verschaffe Ihnen Privatsitzungen bei ihm, kostet Sie keinen Cent, wenn Sie mich nur am Leben blablabla.
    Aber das Geld ist nicht das Problem, verstehen Sie? Die Scheißidentität ist das Problem.
    „Wenn wir in dem Tempo weitermachen“, sagte ich, „sitzen wir in zehn Jahren noch hier, und mein Problem hat Wurzeln geschlagen, und Sie kriegen es nie aus mir raus.“
    Er schwieg und schrieb und lächelte.
    „Was krakeln Sie da? Hab ich was Interessantes gesagt?“
    „Oh …“, sagte er und lächelte und schrieb weiter.
    „Schwachkopf.“, sagte ich und dachte wieder, was für eine beschissene Idee, hätte ich mal nicht auf Holg gehört. Außer ihm hatte keiner von uns gute Erfahrungen mit Psychiatern gemacht. Marie hatte erzählt, dass sie nur einmal im Leben richtig Angst hatte, als sie nämlich wegen einer Depression bei einem Psychiater lag und der Psychiater hinter ihr immer mit irgendwelchen Papieren raschelte und sie vor Angst halb wahnsinnig wurde. Sie knipste den Psychiater aus, weg waren die Angst und die Depression.
    Und Ratibor hatte immer gesagt: Nur Gott darf mehr über dich wissen als du selbst.
    Das Quietschen hörte auf. „Warum sind Sie hier, Karl-Heinz?“
    „Keine Namen, klar?“
    „Mögen Sie Ihren Namen nicht?“
    „Welchen?“
    „Karl-Heinz.“
    „Keine Namen, Sie Schmock!“
    Er schwieg und schrieb. Die Notizen, dachte ich, vergiss bloß die Notizen nicht, wenn du ihn ins Klo gelegt hast. Am besten frisst du sie, ein 70er-Jahre-Füllfederhalter schreibt für die Ewigkeit, verbrennen hilft da nicht. Das war wie mit Pink Floyd, hielt auch für die Ewigkeit, vor allem „Careful with that Axe, Eugene“.
    „Also, Kar… Herr … Warum sind Sie hier?“
    „Na, weil Sie Psychiater sind.“
    „Und warum wollten Sie einen … Psychiater aufsuchen?“
    „Finden Sie 's raus, ist doch Ihr Job.“
    „Helfen Sie mir.“
    „Für hundert Euro die Stunde gern.“
    Ein honigsüßes Lächeln, die Äuglein glänzten voller Liebe.
    Wenn der eine Tochter gehabt hätte, dann hätte er sie mir spätestens jetzt geschenkt.
    „Was machen Sie beruflich?“
    „Das wollen Sie nicht wissen.“
    „Oh doch, sehr gern.“
    Ich zuckte die Achseln. „Hat was mit Menschen zu tun“
    Schweigen.
    „Sie arbeiten also mit Menschen.“
    „Ich bearbeite sie.“
    „Und das macht Ihnen Spaß?“
    „Irgendwas muss man tun.“
    „Arbeiten Sie gern mit Menschen?“
    „Bei Hunden wird nicht so gut gezahlt.“
    „Sie mögen Menschen nicht, habe ich recht?"
    „Drei mochte ich.“
    „Mochte?“
    „Sind weg.“
    „Freunde?“
    „Kollegen.“
    „Haben sie Namen?“
    Scheiß drauf, dachte ich, unter der Erde ist unter der Erde. „Holg,
    Ratibor und die Marie.“
    „Warum sind Holg, Ratibor und die Marie weg?“
    Ich zuckte die Achseln. „Holg hat die Marie ausgeknipst, und dann hab ich Holg und Ratibor ausgeknipst.“
    „Ausgeknipst?“
    „Entfernt.“
    „Aus Ihrem

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