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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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und lächelte. Er schien auf sie gewartet zu haben.
    Der Fremde war verpackt wie ein mehrfach isoliertes Heizungsrohr. Alles, was gegen Kälte gut war. Was die pelzbesetzte Kapuze vom Gesicht freigab, wirkte auf den ersten Blick eine Spur mongolid.
    „Ich heiße Farang“, sagte er. „Tony Rojana schickt mich.“
    Einen Moment zögerte sie, dann öffnete sie ihre Wohnungstür und bat den Besucher mit einer Geste herein.
    „Tony? Mein Gott, das ist eine ganze Weile her ...“ Sie zog das Stirnband vom Kopf und schüttelte ihre Kupfermähne in Form.
    Während sie aus den Stiefeln stieg, verlor sie den Besucher nicht aus den Augen. Er stand in der engen Diele – wie ein Kosmonaut, der gerade auf dem Mond gelandet war. Nur die Kapuze hatte er vom Kopf gestreift. Er sah jetzt gar nicht mehr so asiatisch aus. Die Haarfarbe war nicht das erwartete Blauschwarz sondern ein tiefes Dunkelbraun – so wie die Augen. Für einen Mann aus Thailand hatte er einen starken Bartwuchs. Er war sauber rasiert. Trotzdem sah sie den Schatten in seinem Gesicht. Sie schätzte Tonys Freund auf Mitte dreißig.
    „Aber legen Sie doch bitte ab“, forderte sie ihn freundlich auf.
    Er steckte die Handschuhe in die Tasche und knotete den Seidenschal auf, der über der Kapuze um den Hals gewickelt war. Danach zog er erst den Anorak und dann den Mantel aus und befreite sich schließlich von den gefütterten Schnürschuhen mit der dicken Profilsohle.
    Sie ging in die Küche. „Wir müssen uns leider hier hinsetzen. Ich mache uns einen Tee. Ist Tony noch bei dieser Zeitung?“
    Er folgte ihr auf dicken Wollsocken. Heliane taxierte ihn erneut mit einem kurzen Blick, während sie den Wasserkessel füllte. Ohne die Verpackung wirkte er groß und schlank. Er nahm am Tisch Platz. „Ja. Es ist seine Lebensaufgabe“, hörte sie ihn antworten, als sie die Gasflamme höher stellte. „Er hat mir erzählt, sie beide kennen sich über die Arbeit ...“
    „Richtig. Ich habe damals eine Reportage in Pattaya gemacht, für eine hiesige Zeitung, und Tony war dabei sehr hilfreich. Ein guter Kollege. Ohne ihn hätte ich bei der Sache alt ausgesehen.“ Sie stellte Tassen auf den Tisch. „Farang? Ist das Ihr richtiger Name?“
    „Meine Freunde nennen mich so.“
    „Dein Spitzname?“ Sie lächelte. „Ich darf doch du sagen?“ Sie setzte sich zu ihm.
    „Ja.“
    „Woher kannst du so gut Deutsch?“
    „Mein Vater war Deutscher.“
    „Dann bist du nicht zum ersten Mal hier?“
    „Richtig.“
    Sie kümmerte sich um das kochende Wasser, brühte den Tee auf und stellte die Kanne auf den Tisch.
    „So oft war es aber nicht.“ Er wärmte seine Finger an der Kanne. „Ich habe auch keinen deutschen Pass“, fügte er hinzu, als erkläre dies alles.
    „Du nimmst sicher auch keinen Zucker.“ Sie schenkte ein.
    Er lächelte. „Meine Mutter war Thai.“
    „Deine Eltern sind tot?“
    „Ja.“
    „Bis auf den Akzent ist dein Deutsch wirklich beeindruckend. Ich wollte, ich könnte auch nur einen Bruchteil davon in Thai.“
    „So gut, wie du denkst, ist es nicht. Ich verstehe fast alles, aber das Sprechen fällt mir schwer. Die Praxis fehlt. Ich gehe viele Umwege. Ich kann nicht geradeausreden.“
    „Das gibt sich mit jedem Tag, den du wieder hier bist.“
    „Ich hoffe.“
    „Bestimmt!“
    „Ich sage zum Beispiel: Das Holz jammert , um Probleme mit der Aussprache zu vermeiden.“
    „Es jammert?“
    „Manche Wörter bekomme ich nur schwer raus. Er konzentrierte sich. „Kna- r-r -en.“ Er lächelte. „Velly good!“
    Heliane lachte.
    Er schlürfte leise Tee.
    „Ach – entschuldige bitte.“ Hastig setzte er die Tasse ab und huschte in die Diele. Sie hörte, wie er in den Manteltaschen herumkramte. Er kam mit einer kleinen Schachtel zurück. „Ein Geschenk von Tony.“ Er hielt es ihr hin. „Fast hätte ich es vergessen.“
    „Danke.“
    Irgendwo im Haus brüllte ein Fernseher auf. Es dauerte einige Sekunden, bis er leiser gestellt wurde.
    Heliane lächelte verlegen. „Es ist nicht die beste Wohngegend.“ Vorsichtig öffnete sie das Geschenkpapier des Päckchens und hob den Deckel ab. „Ach, ist der süß!“ Sie hielt freudig überrascht eine Hand vor den Mund und hob mit der anderen einen winzigen Pinguin ans Licht. Die Figur war kunstvoll geschnitzt. Das Material war weißgelb und glänzte matt. Das dämpfte ihre Freude.
    „Gefällt es dir nicht?“
    Sie zwang sich zu einem höflichen Lächeln. „Doch, doch. Khun Tony hat es sicher gut gemeint

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