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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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seid den Drecksack schließlich los.“
    Farang bezweifelte einen Zusammenhang. Die Thai-Chinesen, die Gustav Torn die Grenzen aufgezeigt hatten, handelten nicht uneigennützig.
    „Mister Jeraman – so ließ sich Torn damals gerne nennen – war sich seiner jedenfalls sehr sicher und gab sich kooperativ. Er lud mich sogar mit einem Fotografen in seine Burg ein. Eine Villa bei Pattaya mit je einem halben Dutzend Schlafzimmern und Bädern und einem gigantischen Pool, alles auf einem Sechstausend-Quadratmeter-Anwesen. Dazu Riesenmercedes, Porsche-Kabrio und diverse Motorboote. Was man halt so braucht. Und auf alles die volle Luxussteuer von fünfhundert Prozent bezahlt, wie er gerne betonte. Mitglied im Stadtrat war er auch.“
    Er hörte aufmerksam zu, als sei dies alles neu für ihn. Sie hatte schöne Hände. Die Fingernägel waren lackiert. Smaragdgrün. Die Farbe ihrer Augen. Was war wohl mit den Fußnägeln? Dass sie gut roch, gefiel ihm auch. Die ganze Wohnung roch gut.
    Heliane hatte sich in Rage geredet. „Dieses Schwein erzählte mir in aller Ruhe und ganz genau, wie die Girls in den Dörfern rekrutiert werden, wie man sie zureitet und abrichtet und wie viele Monate es dauert, bis sie das Geld abgevögelt haben, das die Eltern für ihre Kinder bekommen.“
    Farang dachte an Nit.
    „Er persönlich hatte mit alledem natürlich nichts zu tun, gab sich als seriöser Geschäftsmann. Beteiligungen an Hotels, Restaurants, Bars und Reiseunternehmen, alles völlig legal und sauber. Dabei ermittelten die Behörden in Deutschland und Thailand damals schon wegen Verwicklung in mehrere Mordfälle und wegen des Verdachts auf Rauschgifthandel, Zuhälterei und Steuerhinterziehung.“
    „Ohne Erfolg.“
    „So ist es“, bestätigte sie bitter. „Und jetzt wollt ihr zur ausgleichenden Gerechtigkeit was über seine hiesigen Machenschaften schreiben, und da Tony kein Deutsch kann, haben sie dich geschickt.“ Sie grinste. „Geschieht dem Typ recht.“
    Er ließ sie in dem Glauben. „Wo kann ich ihn finden?“
    „Mein Gott, ich habe mich seit Jahren nicht mehr mit solchen Typen und der Szene beschäftigt. Aber ich lese Zeitung und gucke ab und zu fern. Soviel ich weiß, macht er es jetzt ein paar Nummern kleiner und spielt den Fürst vom Stutti.“
    „Stutti?“
    „Stuttgarter Platz. Im Stadtteil Charlottenburg. Er besitzt da angeblich ein einschlägiges Lokal und hat die Finger in allen möglichen Sachen, wie man hört. Frag mich aber nicht, was das genau ist.“ Sie sah ihm in die Augen. „Und ich will damit auch nichts mehr zu tun haben!“
    Er spürte ihre Anspannung. „Das wird nicht nötig sein.“ Sie schien sich wirklich nicht mehr für das Thema zu interessieren und geizte nicht mit dem Wenigen, was sie noch über Torn wusste. Nur das Buch, an dem sie jetzt arbeitete, war ihr offenbar wichtig. Hätte sie noch für die Zeitung gearbeitet und bei der Weitergabe von Informationen gezögert, hätte er ihr als Gegenleistung das Material über die Kinderschänder angeboten, das Tony in Phuket kopiert hatte. Aber das war jetzt nicht mehr nötig. „Ich wollte nur eine Spur. Tony meinte, ich sollte dich zuerst fragen, du könntest eventuell helfen.“ Er lächelte. „Und er hat mal wieder Recht gehabt.“
    Heliane Kopter entspannte sich.
    Farang stand auf. „Danke für den Tee!“

26
    Mollen-Rudi schnupperte nervös.
    Der Geruch, der in der Luft hing, hatte nichts mit dem vertrauten Duft köstlicher Speisen zu tun. Es roch nach angebranntem Essen.
    Vom lauten Hall seiner Schritte begleitet, hastete Rudi durch den blinden Tunnel und ließ das Neonlicht hinter sich. Immer wieder witterte er, ohne stehen zu bleiben. Gelegentlich spritzte Wasser auf, das in der Bodenkrümmung zu Pfützen zusammengelaufen war. Normalerweise hätte er schon die stahlblaue Gasflamme erkennen müssen, doch nur das gelbliche Licht einiger Kerzenflammen flackerte ihm schwach entgegen.
    Die Kochstelle war verlassen.
    Der Topf qualmte. Es stank nach verbranntem Sesamöl und Sojasoße. Er nahm eine Kerze und leuchtete über den Herd. Der Topf war noch heiß. Auf seinem Boden bruzzelte ein braunschwarzer Rest aus Nudeln, Gemüse und Fleisch. Das Flaschengas konnte erst vor wenigen Minuten zur Neige gegangen sein. Er hob die Kerze höher, um den Lagerplatz zu inspizieren. Die Schlafstellen lagen unordentlich und verlassen da. Er öffnete den Deckel der großen Metallbox und sah den üblichen Vorrat aus frischen Lebensmitteln und Konserven. Keine

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