Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
Vom Netzwerk:
herb.“
    „Man munkelte, sie hätte was mit Frauen.“ Tony verabreichte die Information, als erkläre sich damit alles, und grübelte weiter dem Namen nach, der ihm nicht einfallen wollte.
    Quinn saugte an seiner Unterlippe.
    Tony kam die Erleuchtung. „Jessica Lange!“
    „Jessica?“ Quinn bedachte Rojana mit einem besorgten Blick. „Jessica Lange? King Kong? Wenn der Postman zweimal klingelt?“
    Tony nickte zustimmend.
    „Ich weiß nicht, was an der herb sein soll.“ Quinn sah Farang an, als rechne er mit Unterstützung. „Ich meine, sie ist älter geworden, wie wir alle – aber herb ?“
    „Tony hat etwas verworrene Kriterien, was blonde Frauen angeht“, stichelte Farang. „Mit Asiatinnen und Latinas kennt er sich gerade noch aus, aber bei blauen Augen verliert er den Überblick.“
    Tonys Protest ging im Lärm eines Motorboots unter, das an der Steuerbordseite der „Royal Bismarck“ vorbeidröhnte und einen fetten Touristen am Fallschirm durch die Bucht zog. Der Mann, der wie eine Fliegerbombe in den Gurten hing, segelte unverschämt nah über das Achterdeck der Jacht und veranlasste Quinn zu einer anzüglichen Bemerkung über die fällige Anschaffung von Luftabwehrraketen.
    „Und was ist nun mit der Blonden?“, nahm Tony den Faden wieder auf.
    Farang sah dem Mann am Fallschirm nach. „Es ist durchaus möglich, dass ich in Berlin über sie stolpere.“
    „Vergiss es“, beschied ihm Tony, „sie ist nicht dein Typ!“ Er wandte sich an Quinn. „Und was machen die Geschäfte so, Bobby?“
    Tony spielte mal wieder auf die einträglichen Schmuggelaktionen des Admirals an. „Zigaretten sind nicht mehr so lukrativ.“ Quinn schenkte Kaffee nach. „Dafür nach wie vor Raubkopien aller Art. Der Alte hat sich fast ganz zurückgezogen. Er kassiert praktisch nur noch seinen Anteil und lässt die anderen machen. Dafür hat er natürlich auch ein wenig Macht eingebüßt. Aber er will sich über kurz oder lang ganz aufs Altenteil zurückziehen.“
    „Dann bist du als Leibwächter bald arbeitslos“, deutete Farang die Lage.
    „So schlimm ist es nicht. Er hat sich zu viele Feinde gemacht, um in Ruhe segeln und golfen zu können.“
    „Wo wir gerade bei Zigaretten sind ...“, hakte Farang nach. „Die Vietnamesen sollen in Berlin dick im Geschäft sein.“
    Quinn kratzte sich im Crew-Cut. „Dazu wollte ich dir sowieso was erzählen.“ Er trank einen Schluck Kaffee und sah zu, wie eine LTU-Maschine im Sinkflug auf Phuket zuschwebte. „Sieht ganz so aus, als ob du dort auf einen alten Freund von mir treffen könntest.“
    „Freund?“
    „Gegner wäre wohl richtiger, aber ich habe den Mann auch persönlich kennengelernt und den größten Respekt vor ihm – nicht nur als Soldat. Captain Nguyen Van Giang. Er war Kommandeur des Cu-Chi-Bataillons.“
    Quinn wusste, wovon er redete. Er hatte im Vietnamkrieg – dank einer Körpergröße von Einsdreiundsechzig – in der berüchtigten Spezialeinheit der Tunnelratten gekämpft. Das Lateritstollensystem, das sich vom Ho-Chi-Minh-Pfad in Kambodscha bis fast nach Saigon ausdehnte, war sein Einsatzgebiet gewesen. Das dabei Erlebte bescherte ihm immer noch Albträume – aber er hatte überlebt.
    „Der Captain kämpfte fünf Jahre lang unter der Erde. Er organisierte damals für den Vietcong die Verteidigung des Tunnelsystems. Er war nicht nur ein mutiger Soldat, er hatte auch als Ingenieur einiges drauf.“
    „Erzähl mir mehr von ihm“, bat Farang.
    „Sein Spitzname war: Anh Ham ...“, begann Quinn bedächtig.
    „Anh Ham?“
    „Das heißt so viel wie: Bruder Tunnel.“
    „Der Tunnel-Hauptmann ...“
    Quinn konnte Farangs leise Worte kaum hören. Trotzdem war er sicher, dass es Deutsch war.

Teil zwei
    Auf das Gras schlagen,
    um die Schlange aufzuscheuchen

22
    Der Wind kam aus dem Osten.
    Er blies steif und stetig und schnitt durch die Kleidung bis in die Haut. Den Haufen Asche nahm er einfach mit, trug ihn von der obersten Plattform des Hochbunkers und zerstreute ihn schnell und ohne erkennbares Muster über dem Parkgelände und den Gleisen der angrenzenden Schnellbahntrasse.
    Dieses Mal machte es der Wind ihm leicht, das Ritual zu erfüllen. Er erinnerte sich mit Scham an den batteriebetriebenen Taschenventilator, mit dem er mehr als einmal die Reste seiner besten Männer in der Oberwelt freigesetzt hatte. Oft war es nicht einfach, einen Schwur zu erfüllen. Heute hatte er den Ostwind auf seiner Seite.
    Da flogen sie hin.
    Nach einem Leben in

Weitere Kostenlose Bücher