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Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Titel: Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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bedeutet?“, flüsterte er. „Im Dunkeln. Mit dem gebrochenen Arm. Es waren bestimmt sechs oder acht Kilometer bis zum nächsten Haus.“
    Was Max sagte, fühlte sich wie Gift an, das sich in Tills Körper schlich.
    „So wie Quentin es macht, nur so ist es möglich“, murmelte Max. „Ohne dafür verantwortlich zu sein.“
    „Ach ja?“ All das Entsetzen, das sich in Till gestaut hatte, schien mit einem Mal aus ihm hervorzubrechen. „Was denn? Geht es dir darum, dich über jede Schranke, jede Grenze hinwegzusetzen - oder geht es dir darum, deine Freiheit zu behaupten?“
    „Ist das nicht dasselbe?“
    „Behaupte sie doch im Guten! Gibt es nur Grenzen, die vor Schmerzen errichtet sind, davor, einem Menschen Leid anzutun?! Es gibt auch Grenzen, die bestehen, weil niemand die Kraft oder den Mut hat, sie zu überwinden - nicht nur Schranken, die bestehen, weil niemand so rücksichtslos ist, sie zu überspringen. Schranken, die nicht schützen, sondern die markieren, bis wohin es die Menschen in dem Bemühen, etwas Gutes zu schaffen, gebracht haben. Warum stürmst du nicht gegen so eine Grenze an! Bist du dafür zu schwach?“
    Er starrte Max an, dessen magerer Oberkörper unter der Bettdecke hervorragte.
    „Ja, ich glaube, so ist es“, murmelte er.
    „Und jetzt?“
    Aber Max antwortete ihm nicht.
    „Jetzt bleibst du hier liegen, bis der Schmutz in deinem Kopf und deine Mutlosigkeit dich hinweggerafft haben werden!“
    Max‘ rasierter Kopf knickte zur Seite ab.
    „Sieh dich doch an: Was bist du anderes als das schreiende Ergebnis einer Entmutigung?! Ein Haufen Elend! Seht her, das ist Max, Max Bentheim, ein Haufen Scheiße, ein Arschloch, der einem Mädchen den Arm bricht und sie im Straßengraben liegen lässt! Nehmt euch in Acht, es ist eine Art sprechendes Tier, das eitert und Krankheiten anzieht, das sich in seinen eigenen Gedanken verheddert - und wenn es ausatmet, stinkt es.“
    Wie eine knochige Spitze ragte Max‘ Genick über seinen gekrümmten Rücken empor. Und mit einem Mal hatte Till das Gefühl, als würde sein Freund dort vor ihm auf dem Bett sterben.
    „Komm, Max“, sagte er nach einer Weile mit leiserer, vorsichtiger Stimme. Er fasste ihn am Arm, und als Max nicht antwortete, zog er ihn hoch. Packte ihn um die Hüfte, legte Max‘ Arm um seine eigene Schulter und schleifte ihn buchstäblich durchs Schlafzimmer bis ins Bad. Ohne darauf zu achten, dass seine Kleidung dabei vollkommen durchnässt wurde, stellte er sich mit Max unter die Dusche und drehte den Wasserstrahl auf.
    Erst eiskalt, dann, als der Gasboiler angesprungen war, wärmer und schließlich heiß strömte das Wasser über sie hinweg. Max hatte den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen. Die Tropfen rannen über seinen stoppligen Schädel, über die Bartstoppeln, die sein Kinn und seine Wangen bedeckten. Till nahm das Duschgel und drückte es über Max‘ Kopf aus. Weiß schäumte die Seife über den entkleideten Körper seines Freundes. Er rieb ihn ab, ließ den Schaum herunterfließen und schaltete die Dusche wieder aus. Dann schleifte er ihn zurück ins Schlafzimmer, riss die schmutzigen Laken vom Bett und legte Max auf die bloße Matratze. Breitete die Wolldecken wieder über ihm aus.
    Dann ging er in die Küche, um einen Tee aufzubrühen.
     


     
    Als Max erwachte, war es bereits dunkel. Gedämpft hörte er Till im Nebenzimmer telefonieren. Er schien mit Felix‘ Firma zu sprechen, dort anzukündigen, dass er auch morgen nicht kommen konnte.
    Max fühlte sich besser. Der Schlaf hatte ihm gut getan. Er hatte den Eindruck, zum ersten Mal seit Tagen wieder klar denken zu können. Eine Ordnung in seine Überlegungen hineinzubekommen und nicht nur ein dumpfes Rauschen und Knistern zu vernehmen.
    Er schlug die Decke zurück und schwang die Beine über den Bettrand. Auf dem Stuhl an der Wand lagen ein T-Shirt, frische Boxershorts, Jeans, die Till bereitgelegt haben musste. Max streifte die Sachen über, verließ das Schlafzimmer und folgte dem Geruch von frisch gebratenem Speck, der aus der Küche kam.
    Till saß am Küchentisch, eine Zeitung aufgeschlagen vor sich, eine noch brutzelnde Pfanne neben sich.
    Er sah auf, als Max in die Küche kam. „Auch ein bisschen Rührei mit Speck?“
    „Yeah …“ Max nahm vor einem bereits hingestellten Teller Platz und sah zu, wie Till ihm eine Portion auftat. Er griff nach einer Gabel, zögerte aber, mit dem Essen zu beginnen.
    „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen

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