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Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Titel: Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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hatte die Hände vor die Augen geschlagen, sie hörte, wie sie weinte, spürte, wie ihr Körper geschüttelt wurde. Es konnte nicht sein. Gleich würde Max weitersprechen. Ihr sagen, dass es so nicht geendet hat, dass er das Mädchen dann doch noch gefahren hat, dass er sie nicht hat liegen lassen, dort auf dem Feldweg - aber Max schwieg. Sie konnte ihn atmen hören.
    „Nina?“
    Nein! Sie riss sich hoch, schoss in den Flur, hatte die Klinke der Wohnungstür in der Hand. Kalt traf das Linoleum des Treppenhauses ihre Fußsohlen, als sie hinaustrat - dann knallte die Tür hinter ihr ins Schloss.
    Sie flog die Treppe hinunter, Sekunden später auf die Straße hinaus. Ein herrlicher Frühlingsmorgen.
    Max war oben geblieben, in ihrem Apartment.
    Sie würde ihn nie wieder sehen.
     

 
     
    BERLIN GOTHIC 6
     
    Fünfter Teil
     


     
    Tagebuchaufzeichnung
     
    Erst der Verschlag im Bahnhof, in dem die Mutter sich an ihren Sohn verfüttert.
    Dann das Mädchen im Auto.
    Brich ihr den Arm und tret sie aus dem Wagen.
    Jetzt das Finale.
    Was Malte mir gezeigt hat, was ich von Max weiß, was Bentheim sich ausgedacht hat - ich werde sie alle hinter mir lassen.
    Es ist Zeit.
    Ich werde es schaffen.
    So wie ich vom Vater geschrieben habe, der ein Stück Fleisch aus sich herausschneidet.
    So wie ich dem Mädchen in meinem Auto den Arm gebrochen habe.
    Es ist soweit.
    Der letzte Schritt.
    Es ist Zeit zu vollenden, was ich begonnen habe.


     
    Vor zwei Jahren
     
    „Max?“
    Till zog den Schlüssel ab, schloss die Tür hinter sich und ging langsam durch die vorderen Zimmer.
    „Max?“
    Es hatte seit fast drei Tagen ununterbrochen geregnet. Die Stadt wirkte, als ob es gar nicht mehr richtig hell werden würde. Breite Pfützen zogen sich über Gehwege und Straßen.
    Till hatte eine alte, dunkelrote Basecap aus der Tasche seines Regenmantels geholt und aufgesetzt, als er auf die Straße getreten war. Eine gute halbe Stunde zuvor hatte sich Nina bei Lisa gemeldet. Es ging um Max. Sie hatte ihn verlassen. Nina hatte auf keine Einzelheiten eingehen wollen, aber durchblicken lassen, dass er sich in einem desolaten Zustand befinden würde. Als Lisa Till davon erzählt hatte, hatte sie vorgeschlagen, gemeinsam in Max‘ Wohnung nach dem Rechten zu sehen. Ninas Anruf hatte ihr einen gehörigen Schrecken eingejagt. Da Lisa an dem Vormittag jedoch bereits einen Termin für ein Vorstellungsgespräch hatte, hatte Till angeboten, zuerst allein bei Max vorbeizuschauen. Lisa hatte ihm einen Schlüssel zu Max‘ Wohnung ausgehändigt, den Max ihr mal gegeben hatte, und Till sich auf den Weg gemacht.
    Auf der Gotzkowsky-Brücke hatte der feine Regen die Oberfläche der Spree in ein Geflecht aus kleinen Kratern und zerspringenden Reflexionen verwandelt. Durch die grauen Fäden hindurch hatte Till auf der anderen Flussseite die Backsteinkirche und das Mietshaus gesehen, in dem Max wohnte. Die Fenster waren schwarz gewesen, die Balkone hatten wie Felsvorsprünge gewirkt. Er hatte überlegt, ob er vorher bei Max anrufen sollte, aber Lisa hatte ihm gesagt, sie hätte bereits erfolglos versucht, Max telefonisch zu erreichen.
    Und wenn er gar nicht zu Hause war?
    „Max?“
    Keine Antwort.
    Till schritt durch die vorderen Zimmer der oberen Wohnung. In den Räumen herrschte das dämmrige Licht eines verregneten Vormittags und es roch nach abgestandenen Essensresten.
    Er fand ihn schließlich im Schlafzimmer.
    Max lag mit offenen Augen auf seinem Bett und reagierte kaum, als Till das Zimmer betrat.
    „Hej … “
    Er sah schlecht aus. Das Gesicht so abgemagert, dass Till erst  gar nichts zu den rasierten Haaren sagte.
    Till setzte sich auf den Bettrand zu seinem Freund. „Nina hat uns angerufen … Ihr habt euch gestritten - Nina und du?“
    Max nickte.
    Und plötzlich hatte Till das Gefühl, dass er allein es vielleicht nicht schaffen würde, seinen Freund da wieder rauszuholen.
    „Ich habe ihr von Riga erzählt“, hörte er Max leise sagen. „Ich hab dich angelogen, Till - neulich auf Bettys Hochzeit.“ Er grinste fast, aber das Grinsen war matt. „Es ist schon was passiert in Riga, es ist nicht nur ein Gerücht.“
    Und dann erzählte er es ihm.
    Max war geschwächt, verlor den Faden, schweifte ab - kehrte aber immer wieder zu den Ereignissen jener Sommernacht zurück.
     
    Als er geendet hatte, fühlte sich Till, als ob er mit einem Eimer Jauche überschüttet worden wäre.
    „Als ich nach Riga aufgebrochen bin, habe ich gedacht, ich

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