Berlin-Krimi 03 - Notlandung
er die Augenbraue hoch.
»Sieh mal einer an. Bisher sah das alles recht eigenartig aus. Aber jetzt verwundert mich das nicht mehr, jetzt fängt das Ganze an, Sinn zu machen.«
Er überlegte einen Moment, dann bat er seine Assistentin Alexandra, zu ihm zu kommen.
»Ich glaube nicht, dass das gut gehen wird, Alexandra. Lass uns Filomena Air noch genauer beobachten, sammeln wir Informationen, bauen wir ein Frühwarnsystem auf. Wenn das Ding an die Wand fährt, und ich bin davon überzeugt, dass es das tun wird, müssen wir die Ersten sein, die es mitbekommen. Und wir werden sehen, ob wir einen Vorteil daraus ziehen können.«
»Wonach suchen wir?«
Sami zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ungewöhnliche Vorfälle, Getuschel bei den Mitarbeitern, Gerüchte in der Branche, such nach allem. Die Situation dort wird irgendwann außer Kontrolle geraten. Und wir müssen dann die Ersten sein, die es erfahren.«
Alexandra machte sich sofort an die Arbeit. Nachdem sie Samis Büro verlassen hatte, ging sie direkt zum Leiter der Business Intelligent Unit, kurz BI genannt. BI war die wichtigste Abteilung im Unternehmen und umfasste fast 100 Mitarbeiter. Dort sammelten sie Informationen, die frei verfügbar waren, aber sie beschafften sich auch Informationen, die weniger frei zugänglich waren. Sie sammelten, werteten aus und bereiteten die Daten schließlich so auf, dass Sami sie verarbeiten konnte. Im digitalen Zeitalter gibt es Informationen in Hülle und Fülle, die Kunst besteht darin, die richtigen Informationen herauszufiltern, und genau darin hatten sie viel Erfahrung sammeln können. Aber auch im Internetzeitalter kann man nicht auf die althergebrachten Wege der Informationsbeschaffung verzichten. Die Gerüchte, die in einem Unternehmen kursieren, der Klatsch in der Teeküche, waren wichtige Informationsquellen für ihr Frühwarnsystem. Und so begann Saab Equity damit, einige Informanten bei Filomena Airways zu rekrutieren. Das geschah leise und durch Mittelsmänner. Niemand würde das Ganze bis zu ihnen zurückverfolgen können, sollte es je herauskommen.
5
Beryl saß kurz nach dem Streit mit Denis vor dem Haus in ihrem Auto. Sie war sauer, ratlos und völlig fertig. Sie hatte ihren Koffer auf den Rücksitz geworfen und keine Ahnung, wo sie hin sollte. Schließlich fuhr sie einfach ohne Ziel los. Nur weg von Denis.
Sie kam ein paar Straßenkreuzungen weit, dann fuhr sie rechts ran und fing an zu heulen.
»Was für ein beschissener Abend«, dachte sie. Nach ein paar Minuten hatte sie sich wieder gefangen. Sie klappte die Sonnenblende herunter, sah in den Kosmetikspiegel und wischte das verschmierte Make-up weg.
»Und jetzt Beryl, was machen wir jetzt?«, fragte sie laut ihr Spiegelbild.
»Ich muss hier raus, fliegen wir nach Mallorca!« Beryl ließ den Motor an und fuhr zurück zum Flughafen.
Mallorca war in den Sommermonaten einer der meistangeflogenen Flughäfen im Streckennetz der Filomena Air. Beryl zog im Sommer für ein paar Monate auf die Insel, sie teilte sich dort eine Wohnung mit vier Kollegen aus der Kabine. Filomena Air bezahlte die Wohnung, man war dort froh, ein paar Kollegen auf der Insel zu haben. Das erleichterte die Einsatzplanung und vor allem die Flexibilität. Beryl genoss die Sommermonate, sie mochte die Insel, die Sonne, und war froh, einfach mal weg aus Berlin zu sein. Sie lief fast die ganze Zeit in kurzen Röcken herum, verbrachte die Tage am Strand und die Nächte auf der Promenade. Unterbrochen nur von den Tagen, an denen sie arbeiten musste. In den Sommermonaten hatte sie regelmäßig Blasen an den Füßen, jedes Mal, wenn sie geflogen war. Beim Fliegen war sie gezwungen, feste Schuhe anzuziehen, sobald sie auf Mallorca war, zog sie diese sofort wieder aus. Und danach hatten ihre Füße einfach nie genug Zeit, sich wieder an richtige Schuhe zu gewöhnen. Sie nahm die Blasen gerne in Kauf, genoss es, den ganzen Sommer Sand unter ihren Füßen zu spüren und Meersalz in den Haaren zu haben.
Ihr nächster Flug ging in drei Tagen von Düsseldorf aus. Wahrscheinlich hatte sie die Wohnung auf Mallorca für sich allein. Ruhe und drei Tage zum Nachdenken, das war genau das, was sie jetzt brauchte.
Sie sah auf die Abflugtafel.
»Zum ersten Mal habe ich heute Glück«, stellte sie fest, in etwa einer Stunde ging ein Flug der Filomena Airways nach Mallorca.
Sie ging zum Abfertigungsschalter und sprach kurz mit der Kollegin. Die Maschine war zu einem Drittel leer, und sie bekam
Weitere Kostenlose Bücher