Berlin-Krimi 03 - Notlandung
wollte Sie nicht unterbrechen.«
»Schon in Ordnung, Bernd, aber ich denke, das interessiert die Polizei nicht so sehr. Ich bin immer noch völlig geschockt von der Nachricht. Mir war an Marcel nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Ganz im Gegenteil, er hat sich sehr gut gemacht. Die ersten Flüge mit einem jungen Piloten sind auch für mich anstrengend, man ist schon ziemlich konzentriert und angespannt. Aber natürlich versucht man, sich das nicht anmerken zu lassen, es würde den anderen nur verunsichern. Mit Marcel war es aber sehr schnell eine entspannte Situation. Er war ein guter und besonnener Pilot. Nach ein paar gemeinsamen Starts und Landungen habe ich ihm völlig vertraut. Mir ist schleierhaft, warum sich Marcel umbringen sollte. Wir haben uns unterhalten, er wollte Pilot werden, seit er ein Kind war. Er hat jahrelang auf diesen Traum hingearbeitet, er war jetzt am Ziel seiner Träume! Gibt es einen unpassenderen Moment, als sich jetzt umzubringen? Für mich macht das absolut keinen Sinn.«
»Um ehrlich zu sein, Frau Bogner, für uns ist das genauso ein Rätsel wie für Sie.«
»Wie hat er es eigentlich getan?«
»So, wie es aussieht, ist er vom Flughafen erst kurz nach Hause und dann direkt in den Wald gefahren. Auf einem verlassenen Parkplatz im Tegeler Forst hat er sich mit einem Kopfschuss umgebracht.«
»Wo hatte er denn eine Waffe her?«
»Auch darauf haben wir keine Antwort. Auf der anderen Seite haben wir bisher aber auch nichts entdeckt, das auf eine Fremdeinwirkung hindeutet.«
»Hat er einen Brief hinterlassen? Gesagt, warum er es getan hat?«
»Nein, und es ist gar nicht so selten, dass Selbstmörder keinen Abschiedsbrief hinterlassen. Manche wollen mit ihrer Tat anklagen, die äußern sich dann oft noch einmal per Brief. Aber manche wollen einfach nur gehen«, sagte die junge Beamtin.
»Was werden Sie jetzt tun?«
»Nicht viel. Es gibt, wie gesagt, bisher keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung, wir warten allerdings noch den vollständigen Bericht der Autopsie ab. Wenn der keine neuen Hinweise enthält, wovon wir zurzeit ausgehen, ist das Ganze für uns erledigt.«
Er sah Beryls fragendes Gesicht.
»Für uns ist es auch unbefriedigend, aber manchmal bekommen wir nicht heraus, warum sich jemand entschieden hat, diesen Weg zu gehen. Und unser Job ist es auch nur, festzustellen, ob ein Verbrechen vorliegt. In diesem Fall deutet nichts darauf hin.«
Beryl nickte.
Die beiden Polizisten standen auf und verabschiedeten sich.
»Vielen Dank für Ihre Zeit, Frau Bogner. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, das uns weiterhelfen könnte, bitte rufen Sie uns einfach an.«
Beryl nickte und gab ihnen die Hand.
Beryl wartete, bis die beiden Beamten das Büro verlassen hatten.
»Was weißt du über Marcel, er hat seine Ausbildung nicht bei uns gemacht, oder?«
»Nein, ich habe den Beamten gerade eine Kopie seiner Personalakte gemacht.« Bernd deutete auf eine Akte, die auf seinem Schreibtisch lag.
»War nicht viel drin, er hat ja auch noch nicht lange bei uns gearbeitet. Marcel hatte sich vor zwei Jahren bei uns für die Pilotenausbildung beworben, wurde aber nicht genommen. Er hat dann privat seine Pilotenausbildung finanziert. Wie du weißt, haben wir vor ein paar Monaten angefangen, zwei Dutzend junge Piloten einzustellen. Wir sind in letzter Zeit schneller gewachsen als erwartet und brauchten auf einmal mehr Piloten, als unser eigenes Ausbildungsprogramm hergibt. Marcel hat sich wieder bei uns beworben, diesmal als bereits ausgebildeter Pilot. Er hat die Einstellungstests alle bestanden und wurde eingestellt. Komischerweise hatte sich Denis Steinkühler für seine Einstellung starkgemacht, das hat dann wohl auch den Ausschlag gegeben. Hat mich schon etwas verwundert, ich meine, Denis ist unser kaufmännischer Geschäftsführer, keine Ahnung, warum der sich neuerdings in das Recruiting unserer Piloten einmischt. Aber Denis hat ja gerne überall seine Finger drin«, er verstummte plötzlich.
»Verdammt, das hätte ich nicht sagen sollen, tut mir leid, Beryl!« Er hatte einen Moment völlig vergessen, dass Beryl und Denis ein Paar sind. Er mochte Beryl, und er konnte Denis nicht ausstehen. Er versuchte stets zu verdrängen, dass beide zusammen waren, das war ihm offensichtlich gut gelungen, zu gut.
»Schon okay, Bernd«, sie drückte kurz seinen Arm.
»Ich habe mich daran gewöhnen müssen, dass einige Denis nicht leiden können. Ich werde mich mal verabschieden, für heute reicht es
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