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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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ich.
    « Sie müssen vergessen, wer Sie bis jetzt waren», sagte Sohst rasch. «Wir haben Ihnen eine neue Identität verschafft. Sie sind jetzt Willy Krause, und Sie sind ein Schwarzmarkthändler. Hier sind Ihre neuen Papiere.» Er überreichte mir meinen neuen Personalausweis. Sie hatten mein altes Foto von der Polizei genommen.
    «Da wäre noch was », sagte Heydrich. «Ich bedaure, aber Ihre Tarnung macht es erforderlich, daß wir uns weiterhin ein bißehen um Ihr Erscheinungsbild kümmern, das damit im Einklang stehen muß, daß Sie verhaftet und verhört wurden. Es passiert selten, daß ein Mann ohne ein paar Beulen im Columbia-Haus ankommt. Meine Männer werden sich, was das betrifft, um Sie kümmern. Natürlich zu Ihrem eigenen Schutz.»
    « Sehr fürsorglich von Ihnen», sagte ich.
    «Man wird Sie eine Woche im Columbia-Haus behalten und dann nach Dachau schaffen.» Heydrich stand auf. «Ich darf Ihnen viel Glück wünschen.» Ich ergriff meinen Hosenbund und stand ebenfalls auf.

    «Denken Sie daran, daß dies eine Gestapo-Operation ist.
    Sie dürfen mit niemandem darüber sprechen.» Heydrich drehte sich um und drückte auf einen Knopf, um die Wachen zu rufen.
    «Sagen Sie mir nur eines», sagte ich. «Was wurde aus Six und Haupthändler und den anderen?»
    «Es kann nicht schaden, wenn ich's Ihnen sage», sagte er. «Also, Herr Six steht unter Hausarrest. Bis jetzt wurde keine Anklage gegen ihn erhoben. Das Wiederauftauchen und der folgende Tod seiner Tochter haben ihm einen solchen Schock versetzt, daß er noch keine Fragen beantworten kann. Ein wirklich tragischer Fall. Herr Haupthändler ist unglücklicherweise vorgestern im Krankenhaus gestorben, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Was den Verbrecher Dieter Helfferich, bekannt als angeht, er wurde heute morgen um sechs Uhr in Plötzensee hingerichtet und seine ganze Bande ins KZ nach Sachsenhausen geschickt.» Er lächelte mich melancholisch an. «Ich zweifle, daß Herr Six etwas zu befürchten hat. Er ist ein zu wichtiger Mann, als daß man ihm wegen der Dinge, die passiert sind, einen nachhaltigen Schaden zufügen könnte. Sie sehen also, von allen anderen Hauptdarstellern in dieser unglückseligen Affäre sind Sie der einzige, der noch am Leben ist. Es bleibt jetzt nur noch abzuwarten, ob Sie diesen Fall erfolgreich abschließen können. Es geht dabei nicht nur um beruflichen Ehrgeiz, sondern auch um Ihr persönliches Überleben.»
    Die zwei Wachen geleiteten mich zum Aufzug und dann in meine Zelle zurück, jedoch nur, um mich zusammenzuschlagen. Ich versuchte, mich zu wehren, aber durch den Mangel an richtiger Ernährung und gewohntem Schlaf geschwächt, war ich zu mehr als einem symbolischen Widerstand nicht in der Lage. Mit einem von beiden wäre ich vielleicht fertig geworden, aber zu zweit waren sie für mich eine Nummer zu groß. Anschließlieh wurde ich in das Wachlokal der SS geschafft, das etwa die Größe eines Sitzungssaales hatte. Neben der extradicken Tür saß eine Gruppe von SSMännern. Sie spielten Karten und tranken Bier, während ihre Pistolen und Gummiknüppel auf einem zweiten Tisch aufgehäuft waren, wie ein Berg Spielzeug, das ein strenger Lehrer konfisziert hat.
    Mit den Gesichtern zur Wand standen etwa zwanzig Gefangene in einer Reihe und in Habtachtstellung, denen ich mich anschließen mußte. Ein junger SS-Sturmführer stolzierte vor der Reihe auf und ab, schrie einige Gefangene an und trat sie in den Rücken oder ins Gesäß. Als ein alter Mann auf dem Steinfußboden zusammenbrach, schlug ihn der Sturmführer bewußtlos. Während der ganzen Zeit kamen neue Gefangene hinzu. Nach einer Stunde waren wir fast hundert.
    Sie trieben uns durch einen langen Gang in einen gepflasterten Hof, wo man uns in grüne Minnas verfrachtete. Kein SS-Mann stieg mit uns in den Wagen, aber keiner von uns sagte etwas. Jeder saß stumm da, allein mit seinen Gedanken an das Zuhause und an seine Lieben, die er vielleicht nie wiedersehen würde.
    Beim Columbia-Haus angekommen, kletterten wir aus den Wagen. Wir hörten das Motorengeräusch eines Flugzeugs, das vom nahen Flughafen Tempelhof abhob, und als es über uns hinwegflog, blickten wir alle ohne Ausnahme sehnsüchtig zum Himmel, und jeder wünschte sich, einer der Passagiere zu sein.
    «Vorwärts, ihr dreckigen Schweinehunde », kreischte ein Wächter, und man trieb uns mit vielen Tritten, Stößen und Schlägen im ersten Stock zusammen und ließ uns in fünf Kolonnen

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