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Bernie allein unterwegs

Bernie allein unterwegs

Titel: Bernie allein unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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dir, sondern mit deinem Vater und deiner Mutter besprechen.«
    »Gut. Ich sag ihnen Bescheid, dass Sie da waren.« Maike klang ziemlich genervt. Sie drehte ihre Fußspitze auf dem Asphalt herum und sah so aus, als würde sie gleich anfangen, in der Nase zu bohren.
    In diesem Moment ging im ersten Stock das Fenster auf, und Maikes Mutter schaute heraus.
    »Maike! Hat es nicht eben geklingelt?« Jetzt erst sah die Mutter, dass jemand hinter der Gartenpforte stand.
    »Ach, guten Tag, Herr Griesmeier. Wie geht’s? Alles klar?«
    »Nichts ist klar, Frau Redlich. Nicht nur, dass Ihre Tochter mich gerade eben belogen hat, es gibt auch noch ein anderes, sehr erhebliches Problem.«
    Maikes Mutter seufzte unhörbar. »Einen Augenblick, ich komme runter.«

    Offensichtlich hatte sich die Hulda-Migräne schon wieder verzogen, denn zwei Minuten später stand Maikes Mutter neben Maike und Tom am Gartenzaun und machte einen sehr fitten Eindruck.
    »Was gibt’s denn?«, fragte sie und verschränkte ganz gelassen die Arme vor der Brust.
    »Ich möchte Sie an Ihren Mietvertrag erinnern«, sagte Herr Griesmeier und machte ein wichtiges Gesicht. »Paragraf zwei, Absatz drei. Da steht: Das Halten von Haustieren ist ausdrücklich untersagt!«
    »Ja und? Ich wüsste nicht, was Sie unser Mietvertrag angeht,
Herr Nachbar.« Maikes Mutter wusste überhaupt nicht, worum es ging, aber ich ahnte Schreckliches.
    »Seit zwei Tagen springt ein kleiner Bernhardiner in Ihrem Garten herum und pinkelt in die Blumenbeete. Und das geht gar nicht! Hier in diesen Häusern, in unserm Haus, in Ihrem Haus und auch noch in der Nummer fünfundsiebzig und siebenundsiebzig ist das Halten von Haustieren ausdrücklich verboten. Gleiches Recht für alle. Meine Frau hätte auch gern einen Hund gehabt, als wir hier eingezogen sind, aber sie durfte nicht. Und wenn der Bernhardiner nicht augenblicklich wieder verschwindet, melde ich das der Hausverwaltung.«
    Maike warf ihrer Mutter einen so herzerweichenden, flehenden Blick zu, dass ich hätte jaulen können, und ich sah förmlich, wie rasend es hinter der Stirn von Maikes Mutter arbeitete. Und dann sagte sie so kühl, dass ich den Hut vor der Frau gezogen hätte, wenn ich einen gehabt hätte:
    »Dieser Hund ist hier zu Besuch. Er gehört meiner Schwester und bleibt nur zwei Wochen. Und das ist ja wohl erlaubt, denn dazu steht nichts in diesen albernen Mietverträgen. Guten Tag, Herr Griesmeier.«
    Damit drehte sie sich um, legte die Arme um Tom und Maike und kam mit den beiden die Auffahrt herunter. Weg vom Gartentor und hinein in den Garten, wo ich immer noch hinter dem Rosenbusch saß.
    Ich fand, dass ich schon ein großer Hund war – ungefähr ein Viertel von Hugo vom Walde – und auch schon eigene Entscheidungen treffen konnte. Und daher wollte ich jetzt in diesem Moment das Versteckspiel beenden. Ich kam also hinter
dem Rosenbusch hervor, spazierte auf Maikes Mutter zu und setzte mich ungefähr zwei Meter vor ihr brav hin und legte den Kopf schief, weil die Freundinnen von Frau Küster immer »Gott, wie süüüß!« gekreischt hatten, wenn einer von uns den Kopf schief gelegt hatte.
    Maikes Mutter blieb wie vom Donner gerührt stehen.
    »Da ist ja wirklich ein Hund«, hauchte sie.
    »Ja«, sagte Maike. »Er ist mein Freund. Ich habe ihn gefunden. Er hat keine Eltern und niemanden auf der Welt, und da hab ich ihn mit nach Hause genommen. Ohne uns müsste er verhungern, Mama! Bitte, bitte, bitte, bitte, lass ihn hierbleiben!«
    »Bitte, bitte, bitte!«, flehte auch Tom, und mir wurde warm ums Herz.
    »Moment«, sagte Maikes Mutter. »Immer langsam voran. Erst mal will ich den kleinen Kerl kennenlernen.« Sie kniete sich vor mich und breitete die Arme aus, und ich ging zu ihr und schmiegte mich an sie.
    Ganz zart kraulte sie mich hinter den Ohren, was ich ganz besonders gerne habe, und ich glaube, sie überlegte.
    Maike und Tom sagten kein Wort.
    Ich schloss die Augen und legte eine Pfote auf den Oberschenkel von Maikes Mutter, und tatsächlich nahm sie meine Pfote in die Hand, als wollte sie mir Guten Tag sagen.
    »Dann hat Tante Hulda also doch nicht gesponnen«, meinte sie nach einer Weile und grinste. »Dann hat sie gar keine Gespenster gesehen, sondern diesen süßen kleinen Bernhardiner hier, und jetzt ist sie ganz umsonst abgereist.«
    »So ein Pech aber auch«, sagte Maike und kicherte.

    »Ja, so ein Pech aber auch«, wiederholte ihre Mutter. »Und was machen wir jetzt?« Sie stand auf und strich ihre

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