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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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das zu sagen?« Erich Koch, ehemaliger Gauleiter von Ostpreußen und Ex-Reichskommissar der Ukraine, machte aus seiner Verachtung gegenüber dem knapp 30-jährigen, in Zivil gekleideten Leutnant des polnischen Staatssicherheitsdienstes keinen Hehl. Im Verlauf der letzten dreieinhalb Jahre hatte der bis auf 50 Kilo abgemagerte, nach wie vor mit keinerlei Skrupeln behaftete und mit allen Wassern gewaschene Paladin Hitlers sämtliche Tricks und Finten seiner Bewacher kennengelernt. Ihm, dem einstmals mächtigsten Mann und Schrecken der unterworfenen Völker in den besetzten Ostgebieten, konnten diese vor Dilettantismus nur so strotzenden slawischen Untermenschen nicht das Wasser reichen. An Erich Koch, Parteisoldat der ersten Stunde, würden sie sich hier die Zähne ausbeißen. Davon war er felsenfest überzeugt.
    »Das und noch ein paar andere Dinge«, tat Dariusz Guzik, Leutnant des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit, kurz UB [13] genannt, gänzlich unbeeindruckt kund. »Dinge, für die Sie sich brennend interessieren dürften.«
    Der 57-jährige, mittelgroße, an Händen und Füßen gefesselte und in den Jahren seiner Haft sichtlich gealterte Exgau­leiter schnitt eine gelangweilte Grimasse, lehnte sich zurück und ließ den Blick durch das schalldichte Kellerverlies im berüchtigten Mokotów-Gefängnis wandern. Das Gegenstück zur Moskauer Lubjanka [14] war Endstation für ihn, das wusste der Kriegsverbrecher, der knapp 50.000 Ukrainer und Polen auf dem Gewissen hatte, natürlich genau.
    »Und die wären?«, antwortete er gedehnt, trotz oder gerade wegen seines cholerischen Temperaments und der ausweglosen Situation von nicht mehr zu überbietender Arroganz beherrscht. »Falls es sich um die Nachricht handelt, dass Ihre Landsleute oder deren große Brüder aus Moskau mich demnächst aufknüpfen werden, machen Sie es bitte kurz.«
    Des Deutschen und des Polnischen gleichermaßen mächtig, ließ sich der dunkelhaarige UB-Leutnant nicht aus der Ruhe bringen. »Eile mit Weile«, entgegnete er mit stoischer Gelassenheit, »oder haben Sie heute noch etwas vor, HerrGauleiter?«
    »Mal sehen, was sich noch ergibt.«
    »Eben.« Rein äußerlich sah Dariusz Guzik wie ein strebsamer Oberprimaner aus, aber davon durfte man sich im Gegensatz zu Erich Koch nicht täuschen lassen. »So viel Zeit, mir Ihr königliches Ohr zu leihen, werden Sie ja wohl noch haben.«
    »Kommt drauf an, was sich mein Hofnarr so alles ausgedacht hat«, amüsierte sich Koch, während er der Gestalt, die von der Mitte der Verhörzelle aus kaum zu erkennen war, einen flüchtigen Blick zuwarf. Mit diesem Milchgesicht in Diensten der Staatssicherheit würde er allemal fertig werden, mit dem Kleiderschrank im Halbschatten neben der Tür wohl weniger. Doch das focht Erich Koch, bei dem man es während seiner Haft mit allen nur erdenklichen Schikanen und Verhörmethoden versucht hatte, nicht an.
    Ein Fehler, wie sich bald erweisen sollte.
    Guzik, an dem Kochs gezielte Provokation scheinbar spurlos vorübergegangen war, konterte mit einem Lächeln. »Wenn man bedenkt, dass Ihnen das Wasser bis zum Hals steht, Herr Gauleiter, kommt mir Ihr Benehmen reichlich überheblich vor.«
    »Doch wohl meine Sache, oder?«
    »Aber nicht, wenn man sich für den Tod von 47.565 Menschen zu verantworten hat«, konterte der Leutnant der Staatssicherheit und entknotete das Aktenbündel, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. »Zwangsarbeit, Judenvernichtung, Raub, Plünderungen und Mord: das für jene Zeit typische Szenario.« Guzik nahm Koch eingehend ins Visier. »Oder liege ich da falsch?«
    »Menschen?«, höhnte Koch, mehr denn je überzeugt, mit einem Mann vom Schlage Guziks leichtes Spiel zu haben. »Habe ich da eben richtig gehört?«
    Ein Schriftstück in Händen, das im Licht der Schreibtischlampe einen überdimensionalen Schatten warf, geriet die nach außen hin zur Schau getragene Unterkühltheit des UB-Leutnants ins Wanken. »Für jemanden wie Sie mag dies wie Hohn klingen, Koch, aber für das, was Sie auf Ihre Kappe nehmen müssen, werden Sie sich in Kürze zu verantworten haben.«
    Über das eingefallene, durch gezielte Fausthiebe verunstaltete Gesicht des ehemaligen Provinzfürsten stahl sich ein gelangweiltes Lächeln. »Heißt das, ihr habt euch endlich dazu aufgerafft, mir den Prozess zu machen?«, fragte er, seine Hände auf dem Schoß und die Augenlider nur einen winzigen Spaltbreit offen. »Wurde auch langsam Zeit.«
    »Immer mit der Ruhe, Koch«,

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