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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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junge
Männer«, verbesserte Heinrichs ein wenig
pikiert.
    »Von mir
aus.« Ulbricht zog an seiner Zigarette. »Also, wo sind
sie?«
    »Im Bulli.
Kommen Sie, Chef.«
    »Sagen Sie
nicht…«
    »Chef, ich
weiß. Entschuldigung.« Heinrichs' Gesichtsfarbe
wechselte von Weiß auf Tiefrot.
    Ulbricht betrat das
abgezäunte Gelände, das den Bunker umgab. Ein Kastenwagen
parkte vor dem Eingang des Bunkers - die Kriminaltechniker.
Lichtmasten verdrängten die hereinbrechende Dunkelheit. Kabel
führten in das Innere des Bunkers; wahrscheinlich hatten sie
dort auch Scheinwerfer aufgebaut. Mitarbeiter der Spurensicherung
huschten in weißen Einmalanzügen umher und wirkten im
grellen Scheinwerferlicht wie Gestalten von einem anderen Stern.
Sie erkannten Ulbricht und nickten ihm zu. Vermutlich hatten sie
nicht damit gerechnet, dass der Chef sich um diese Zeit
persönlich am Tatort blicken ließ.
    *
    Heinrichs führte
Ulbricht zu einem VW Bus der Polizei, der neben dem Bunker parkte,
zog die seitliche Schiebe tür auf und steckte den Kopf
in den Kleinbus. »Hauptkommissar Ulbricht hat noch ein paar
Fragen an Sie.«
    »Schon gut,
danke, Heinrichs.« Ulbricht nahm einen letzten Zug von der
Zigarette, schnippte den Stummel fort und kletterte in den Bulli.
Schwerfällig faltete er seinen langen Oberkörper auf eine
der Sitzbänke. Als sein Assistent Anstalten machte, sich auch
in das Innere des Kleinbusses zu zwängen, winkte Ulbricht ab.
»Ich komme klar hier. Kümmern Sie sich um die
Spurensicherung.«
    »In
Ordnung.« Heinrichs schlug militärisch die Hacken
zusammen und machte auf dem Absatz kehrt. Ulbricht blickte ihm
nach, bis Heinrichs in dem unansehnlichen Betonklotz verschwunden
war, dann zog er die Schiebetür zu und widmete sich den drei
Musikern. »Kriminalhauptkommissar Ulbricht«, stellte er
sich grimmig vor.
    »Daniel
Mehrmann.« Der junge Mann, der ihm direkt gegenüber
saß, hatte seine Sprache zuerst zurückgefunden.
»Und das ist Thomas Brinks«, er deutete auf den hageren
Knaben, der wie ein Häufchen Elend neben Ulbricht hockte und
teilnahmslos aus dem Fenster starrte. Mehrmann tippte mit seinem
rechten Daumen an die Schulter des dritten jungen Mannes. Er
saß neben ihm und bewunderte seine Schuhe. »Und Dominik
Müller.«
    »Kriegen wir ,ne
Anzeige?« Mehrmann blickte Ulbricht beinahe ängstlich
an. Der Kommissar schätzte ihn auf Anfang, Mitte zwanzig. Die
dunklen Haare trug er kurz, und nur der Kinnbart lenkte davon ab,
dass sein Gesicht fast kreisrund war. Die Augen waren grün,
und Ulbricht glaubte etwas unendlich Trauriges darin erkennen zu
können. Sie saßen sich direkt gegenüber, und der
hagere Typ mit den schwarzen Haaren stierte ein Loch in den
Fahrzeugboden, während sein linkes Knie hektisch auf und ab
wippte. Ulbricht betrachtete die beiden auf der
gegenüberliegenden Sitzbank. Nur der kleine Klapptisch trennte
sie. Sie sahen nicht wie Kriminelle aus, ebenso wenig wie der Typ
neben ihm.
    »Ob Sie eine
Anzeige bekommen?« Ulbricht winkte ab. »Dafür,
dass Sie ein Musikvideo gedreht haben?«
    »Dafür,
dass wir den Clip in einem Bunker drehen wollten, dessen Betreten
offiziell verboten ist«, erwiderte Daniel Mehrmann.
»Und eine Drehgenehmigung hatten wir auch
nicht.«
    Ulbricht wunderte sich
darüber, wie gewählt sich der Musiker ausdrückte. Er
hatte immer gedacht, dass Rapper durch die Bank weg Ghetto-Jargon
sprachen. Aber er war nicht auf der Höhe der Zeit, und die
Dinge schienen sich zu ändern; ein Umstand, der Ulbricht den
Sprecher der Band - sagte man Band? — sympathisch machte.
Auch wenn er selbst gern herumpolterte, so respektierte er
Menschen, die sich der Situation angepasst gewählt
ausdrücken konnten.
    »Für das
Eindringen von Jugendlichen in gesperrte städtische
Gebäude verlasse ich ganz bestimmt nicht den
Fußballplatz«, erwiderte der Kommissar.
»Außerdem ist das nicht mein
Zuständigkeitsbereich. Wäre ich vom Ordnungsamt
…« Er beendete den Satz nicht. Nun räusperte sich
auch der Bursche neben dem mit dem runden Gesicht. Dominik
Müller presste die Lippen zusammen und nickte fast
unterwürfig. Er machte den Eindruck, als hätte man ihn
gerade eines Mordes überführt. »Was war da drin
los?« Müllers Stimme klang brüchig, wie unter einer
schweren Last, die der junge Mann zu tragen hatte.
    Ulbricht lachte auf
und eröffnete das Frage-Antwort-Spiel. »Ich dachte, das
könntet ihr mir erzählen. Schließlich wart ihr da
drinnen, und nicht ich. Also - ich bin ganz

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