Bernstein Verschwörung
Traum geplatzt.
Er musste schnellstens andere Pläne schmieden.
Schließlich hatte er selbst auch nicht mehr lange zu leben.
Sein Geheimnis mit ins Grab zu nehmen, war keine Alternative.
Für sein Vaterland hatte er größere Pläne
gehabt, und nun, so schien es, war die Zeit reif, den Schleier zu
lüften. Vielleicht sollte er sich selber noch einmal zum Ort
des Geschehens begeben. Während er das Licht im Wohnzimmer
löschte und sich mit schwerfälligen Bewegungen ins
eiskalte Schlafzimmer begab, hoffte er, in dieser Nacht Schlaf zu
finden.
Marienstraße,
22.40 Uhr
Als sie hörte,
wie der Schlüssel ins Schloss der Wohnungstür gesteckt
wurde, sprang Heike hektisch vom Küchenstuhl auf und
zündete die Kerzen auf dem festlich geschmückten Tisch
wieder an. Sie machte sich am Backofen zu schaffen und zog die
Auflaufform heraus, um sie auf den Tisch zu stellen. Nun war der
Käse mehr braun als gold, doch sie wusste, dass Stefan den
überbackenen Käse knusprig mochte. Eilig wischte sie sich
die Finger an einer Serviette ab, dann stand Stefan auch schon im
Türrahmen.
Er lächelte
müde, doch als er sah, was sie vorbereitet hatte, blickte er
verdutzt drein.
»Was ist denn
hier los?«, fragte er sichtlich überrascht. Heike
stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. »Denk
nach«, forderte sie ihn auf. »Es hat was mit uns zu
tun. Eine Sache, die uns verbindet.« Stefan überlegte
fieberhaft und stellte den Rucksack auf dem Hocker hinter der
Tür ab. Als er an den Tisch trat, sich den Duft der Lasagne
zuwedelte und auf seinen Stuhl sank, erhellte sich seine Miene.
»Eine Sache, die uns verbindet?«
»Ja.«
Heike setzte sich ihm gegenüber und legte das Kinn in die
Hände.
»Jetzt hab
ich's: Wir haben beide Hunger!«
»Noch ein Wort,
und die Lasagne landet im Müll.«
»Und was esse
ich dann?« Stefan blickte sie mit großen Hundeaugen an
und war sich offensichtlich keiner Schuld bewusst.
»Ich hole die
Jungs aus dem Aquarium, dann kannst du sie in die Pfanne
hauen«, schlug Heike ihm vor. »Apropos Jungs, die muss
ich auch noch füttern«, überlegte Stefan und sah
Heike zu, wie sie ihm eine große Portion Lasagne auf den
Teller schaufelte. Er spielte mit dem Besteck. »Das darf ich
nicht vergessen, sonst sprechen sie kein Wort mehr mit
mir.«
»Und?«,
fragte Heike. »Was - und?« Stefan begann zu essen.
Heike öffnete eine Flasche Weißwein und schenkte ihnen
zwei Gläser ein. »Wo musste unser Lieblingskommissar
denn so schnell hin?«
»Ich weiß
es nicht.«
Ein wenig kleinlaut
berichtete Stefan von seinem Missgeschick und versprach, nach den
umfangreichen Restaurationsarbeiten am Käfer nun auch noch
eine neue Batterie einzubauen.
»Die kostet
schließlich nicht die Welt«, setzte er nach. Heike hob
das Glas. Sie machte ihm keinen Vorwurf, auch wenn sie sich
insgeheim ein wenig darüber ärgerte, dass ihnen
vielleicht eine heiße Story entgangen war. Sie prosteten sich
im romantischen Kerzenschein zu. »Auf uns«, sagte
Stefan kauend, legte die Gabel weg und lächelte ihr über
den Rand des Weinglases zu. »Also - was feiern wir
heute?«
»Denk nach, du
elender Stoffel.« Aber an seinem Blick erkannte sie, dass er
beim besten Willen nicht wusste, warum sie ihnen einen romantischen
Abend vorbereitet hatte.
»Auf den Tag
genau kennen wir uns heute zehn Jahre«, verkündete sie
mit feierlicher Miene. »Und obwohl wir uns so lange kennen,
habe ich mir noch keinen ernsthaften Schaden zugezogen.«
Heike machte eine kleine Pause, bevor sie fortfuhr. »Darauf
stoßen wir jetzt an!« Stefan hatte keine Einwände.
Der Wein schmeckte ihm - auch wenn er nichts gegen ein kaltes Bier
aus dem Kühlschrank gehabt hätte, das sah sie ihm
förmlich an. Doch er schwieg, und so genossen sie die
Lasagne.
Polizeipräsidium, 23.05
Uhr
Den Feierabend hatte
er sich wahrlich anders vorgestellt. Ein bis sechs Bier auf dem
Balkon seiner Mietwohnung an der Bergbahn, etwas fernsehen und
danach ins Bett fallen. Und vor dem Einschlafen hätte er sich
noch ein wenig über das schlechte Spiel seiner Mannschaft
aufregen können.
Aber nein.
Übel gelaunt
lehnte er sich im quietschenden Sessel hinter dem wuchtigen
Schreibtisch zurück, verschränkte die Arme hinter dem
Kopf und betrachtete die drei jungen Männer, die eben in
Begleitung von Heinrichs sein Büro betreten hatten. Sein
Assistent zitierte die Rapper höflich mit einem »Bitte
einzutreten« ins Büro und rückte ihnen
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