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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Morgen nicht mehr gereicht. »Und wenn ich mich
jetzt auch noch um die Vermisstenanzeigen kümmern soll, geh
ich gleich wieder nach Hause.«
    »Stimmt, aber
die Kollegen in der Polizeiwache waren auf Zack und haben die Frau
zu mir durchgestellt.« Heinrichs lehnte sich mit einem
feisten Grinsen zurück. »Ich war Gott sei Dank
pünktlich im Büro und konnte den Anruf
entgegennehmen.«          
    Ulbricht
überhörte die Spitze seines Mitarbeiters
großzügig. Er hatte keine Lust, sich am frühen
Morgen aufzuregen. Und dass der Junge noch auf die Einhaltung der
Arbeitszeiten achtete, war nichts Neues. Heinrichs war ein Pedant,
egal ob es um die Dienstzeiten ging oder um Vorschriften im
Allgemeinen. Dass Ulbricht in seinem Büro rauchen durfte,
musste Heinrichs einige Überwindung gekostet
haben.
    »Nun brutzeln
Sie nicht so in Ihrem eigenen Fett«, brummte Ulbricht und
paffte den Rauch an die Zimmerdecke. »Sie sind der Beste, das
wissen wir. Also: Raus mit der
Sprache.«   
    »Die
Beschreibung des vermissten Freundes der Frau könnte auf das
Phantombild passen, das der Zeichner nach den Angaben dieser drei
Rapper gemacht hat.«
    »Na, das
lässt doch hoffen.«
    »Für uns
schon, leider nicht für die junge Frau.« Heinrichs
verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie wird in den
nächsten Minuten hier aufschlagen, dann wissen wir
womöglich mehr. Ich habe sie gebeten, ein Foto von ihrem
Freund mitzubringen.«
    Ulbricht zog
anerkennend die Mundwinkel nach unten. »Manchmal denken Sie
sogar mit.« Er nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette
und drückte den Stummel im Aschenbecher aus, bevor er sich
erhob und sich den zerknitterten Trenchcoat über den Arm warf.
»Lassen Sie die Rapper antanzen. Ich will, dass sie sich das
Foto ansehen.«
    »Wird
erledigt.«
    »Die Morgenrunde
verschieben wir um eine Stunde. Wenn wir gleich schon mehr wissen,
können wir die Aufgaben besser verteilen.«
    »Ich war so
frei, das bereits bekannt zu geben - die Kollegen wissen also schon
Bescheid.«
    »Heinrichs -
wenn ich Sie nicht hätte.« Obwohl Ulbricht grinste,
schwang eine Spur Ironie in seiner Stimme mit. An der Tür
angekommen, wandte er sich noch einmal zu seinem Assistenten um. Er
trat an den Schreibtisch und deutete auf den
Computermonitor.
    »Sie kennen sich
doch mit diesen Kisten aus«, murmelte er.
    Heinrichs
nickte.
    »Dann
müssen Sie mal eine Person für mich
goggeln.«
    »Das heißt
googeln.«
    »Sie sind ein
Klugscheißer.«
    »Wen soll ich
also im Netz auftreiben?« Heinrichs hatte den Vorwurf
großzügig überhört.
    »Wiebke.«
Ulbricht kam der Name ein wenig schwer über die
Lippen.
    Heinrichs zog die
graue Tastatur zu sich heran und gab den gewünschten
Suchbegriff ein. »Wiebke«, sagte er dann. Sein Gesicht
tauchte hinter dem Montitor auf. »Ich habe hier 1.690.000
Ergebnisse.« Er grinste feist. »Wiebke - und
weiter?«
    Ulbricht war schon
wieder an der Tür angelangt. Seine Hand lag auf der Klinke, er
trat einen Schritt auf den Gang hinaus, wandte sich um und steckte
den Kopf noch einmal in Heinrichs Büro. Er
zögerte.
    »Wiebke
Ulbricht«, murmelte er dann. »Sie ist meine
Tochter.« Dann war er
draußen.    
     
    9.35 Uhr Redaktion
der Wupperwelle
    »So, und nun
raus mit der Sprache: Was sind das für angebliche
Morddrohungen gegen unseren Oberbürgermeister?« Heike
hatte Stefan in einen ruhigeren Teil des Großraumbüros
gezogen und ihn auf einen der mit rotem Stoff bezogenen
Drehstühle gesetzt. Aus der Küche hatte sie zwei Tassen
Kaffee besorgt. Eine reichte sie Stefan, der die Tasse annahm,
hineinpustete und in kleinen Schlucken trank. Normalerweise war er
vor der ersten Tasse Kaffee am Tag nicht ansprechbar. Nun zog sie
sich selbst einen Stuhl heran und setzte sich. Die weiße
Tasse mit dem knallroten Logo des Senders drehte sie in den
Händen, ohne Stefan aus den Augen zu lassen. Er wirkte
unschlüssig.
    Stefan blickte sich in
der Redaktion um. Die Kollegen saßen an ihren
Arbeitsplätzen und beobachteten sie nicht. »Es ist ein
anonymer Hinweis, mehr nicht. Wahrscheinlich von irgendeinem
Spinner.« Stefan winkte ab. »Alt hat im Augenblick
nicht viele Freunde - wahrscheinlich gibt es einige hundert
Menschen, die die Kripo auf die Liste der Verdächtigen setzen
würde.«
    »Womit wir beim
Thema wären«, nickte Heike. »Das müssen wir
der Polizei melden.«
    »Wir?«
Stefan schüttelte den Kopf. »Wenn überhaupt, dann
muss ich das tun. Aber ich werde es nicht tun, weil das in

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