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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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klar.« Heike kannte die
Zusammenhänge in der Stadtverwaltung selbst - dazu
benötigte sie nicht Stefans Rat. Sie ärgerte sich
über seine Art, sie wie ein Kind zu behandeln. »Ich bin
zwar blond, aber nicht blöd«, maulte sie. Stefan grinste
schief, sagte aber nichts. »Mach es nicht so
spannend!«, forderte Heike wütend. »Alt hat
Morddrohungen bekommen«, eröffnete Stefan ihr
schließlich. »Das ist nicht dein
Ernst.«
    »Und ob. Ich
habe es gestern Abend um drei Ecken erfahren. Ist top secret, und
man hat mir körperliche Repressalien angedroht, sollte ich
etwas über den Sender bringen. Nach außen hin ist die
Weste von Johannes Alt blütenrein.«
    »Von wem hast du
solche Infos?«
    »Das darf ich
nicht verraten.«
    »Du bist
mies.«
    »Ich bin
Journalist, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Du bist ein
Spinner, Stefan Seiler.« Heike kochte vor Wut. »Und
wenn du mir nicht mehr erzählst, werde ich Bett und Tisch von
dir trennen.«
    »Das wäre
schade.« Er machte einen bedauernden Gesichtsausdruck ohne
wirklich betroffen zu wirken. Die Stimme klang nasal. »Wenn
Sie jetzt so weit wären, würde ich dann gern mit der
Redaktionskonferenz beginnen.« Als Stefan und Heike sich
umwandten, sahen sie zuerst eine glühendrote Nase, die Heike
an Rudolf, das Rentier erinnerte. Dann erst erblickten sie einen
verschnupften Michael Eckhardt.
    »Ist denn heut'
schon Weihnachten?«, fragte Stefan mit Blick auf Eckhardts
rote Nase grinsend. Erbost schnäuzte sich Michael Eckhardt die
Nase. Die stahlgrauen Augen tränten hinter den Gläsern
seiner rahmenlosen Brille. Wie immer hing die Krawatte des
Chefredakteurs auf halb acht, wie immer wies sein frisches Hemd
bereits erste Kaffeeflecken auf. »Fragen Sie nicht - wer den
Schaden hat, muss für den Spott nicht sorgen«, stellte
Eckhardt fest. »Eigentlich bin ich gar nicht hier, ich liege
im Bett und kuriere mich aus.« Dann unterbrach er sich,
schüttelte den Kopf und blickte auf die Armbanduhr. »Sie
sind spät dran, und vor uns liegt ein harter Tag. Also bitte
…?«
    »Gern nach
Ihnen«, flötete Heike freundlich und gab Stefan einen
unauffälligen Stoß.
    Er setzte sich
schwerfällig wie ein störrischer Muli in Bewegung und
trottete dem Chefredakteur hinterher. »Noch nicht einmal Zeit
für 'nen Kaffee hat man«, meckerte er.
    »Dann sollten
Sie sich endlich angewöhnen, früher im Sender
aufzutauchen«, empfahl Eckhardt, ohne sich umzuwenden.
Längst schon genoss Stefan so etwas wie Narrenfreiheit bei der
Wupperwelle, nicht umsonst hatte Eckhardt ihn zum Chef vom Dienst
ernannt. Sein Kommentar ging in einer Niesattacke des
Chefredakteurs unter.    
     
    9.04 Uhr,
Polizeipräsidium
    Als Ulbricht ohne
Anklopfen ins Büro trat, nahm Heinrichs eilig die
Füße vom Schreibtisch und tat, als wäre er in die
Unterlagen vertieft, die er vor sich ausgebreitet hatte.
    »Moin,
Chef«, murmelte er und blickte über den blau
eingefärbten Rand seiner Designerbrille. Das blonde Haar hatte
er frisch gegelt, und irgendwie sah er aus, als wäre er eben
erst aus dem Bett gekommen. Ulbricht streifte den zerknitterten
Sommermantel ab und warf ihn über die Lehne eines
Besucherstuhls vor Frank Heinrichs Schreibtisch. Danach zog er sich
den anderen, noch freien Stuhl heran und sank seufzend darauf
nieder.
    »Also«,
sagte er gedehnt und zog die Zigarettenpackung aus der Hemdtasche
hervor. »Was gibt es Neues?« Er ließ das Zippo,
das er sich letztes Jahr zu Weihnachten gegönnt hatte, klicken
und inhalierte den Rauch. Wortlos nahm Heinrichs den Aschenbecher
aus der Schublade seines Schreibtischs und schob ihn zu Ulbricht
hinüber. Obwohl er Nichtraucher war, hatte Ulbricht ihm
beigebracht, mit den Schwächen seines Vorgesetzten zu leben.
Und so hatte er auch mit dem Rauchverbot, das seit einiger Zeit in
Behörden galt, nicht viel am Hut. »Die Kollegen haben
die Daten der Zulassungsstelle abgerufen. Sie werden jetzt alle
Halter von Mercedes-S-Klasse und BMW 7ern aufsuchen - vielleicht
finden wir so den Wagen, mit dem das Opfer nach der
Schießerei abtransportiert wurde.«
    »Dazu
müsste er in Wuppertal zugelassen sein«, gab Ulbricht zu
bedenken. »Im Zweifelsfall müssen wir auf die Daten im
Kraftfahrtbundesamt zugreifen. Und sonst?«
    »Eben hat eine
junge Frau angerufen«, eröffnete Heinrichs ihm.
»Sie vermisst ihren Freund.«
    »Da wird sie
nicht die Einzige sein«, erwiderte Ulbricht und kratzte sich
am Kinn. Die Stoppeln knisterten. Für eine Rasur hatte die
Zeit heute

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