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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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sie wieder
zu. Er wollte abwarten. »Vielleicht gibt es auch gar keine
Leiche, und wir jagen einem Phantom nach. Aber es ist nun mal unser
Job, jedem Hinweis nachzugehen.« Dass die Spurensicherung
eindeutige Hinweise auf die Schießerei festgestellt hatte,
verschwieg er der jungen Frau vorerst. »Und Sie vermissen
Ihren Freund. Wie mir die Kollegen mitteilten, stimmt die
Beschreibung Ihres Freundes mit der unseres Vermissten
überein.«
    »Mit Ihrer
Leiche, meinen Sie.« Die junge Frau blickte ihn mit
unbewegter Miene an.
    »Mit unserer
Leiche, ja. Aber es besteht noch kein Anlass zur Sorge.«
Ulbricht lächelte. »Und nun erzählen Sie erst mal:
Was genau ist passiert mit Ihnen und Ihrem
Freund?«
    »Wir waren
gestern Abend in meiner Wohnung, hatten eigentlich nichts mehr vor.
Plötzlich fiel Alexander ein, dass er noch einmal weg musste.
Ich habe ihn gefragt, was er vorhat und wo er so dringend noch hin
muss, aber er hat nichts verraten. Natürlich war ich sauer auf
ihn, und als er spät am Abend noch nicht zu Hause war, habe
ich versucht, ihn über Handy zu erreichen. Aber nach langem
Läuten ging nur die Mailbox an. So was macht er sonst nie.
Außerdem wollten wir einen DVD-Abend
machen.«
    »Haben Sie
versucht, ihn über Festnetz zu erreichen?«
    »Er hat nur das
Handy. Lebt in einer bescheidenen Wohnung, ist aber die meiste Zeit
bei mir. Seit zwei Monaten sind wir zusammen, und ich habe mir echt
Hoffnungen gemacht. Alles stimmte, und ich war mir ziemlich sicher,
dass wir eines Tages heiraten und Kinder haben würden.«
Sie schluckte. In Mirja Blums Augen hatten sich Tränen
gesammelt. Eilig angelte sie nach der Collegetasche und zog eine
Packung Papiertaschentücher hervor. Vorsichtig tupfte sie sich
die Augen ab, ohne die Schminke zu verwischen, und putzte sich die
Nase. Dann blickte sie Ulbricht an und rief in ihm, dem alten
Brummbär, etwas hervor, das er sich vor langer Zeit
abgewöhnt hatte: den Beschützerinstinkt. Am liebsten
wäre er aufgestanden und hätte sie in den Arm genommen.
Sie wirkte so jung und verletzlich.
    »Und Sie haben
keinen Verdacht, was er vorhatte, als er das Haus
verließ?«
    »Nein.«
Kopfschütteln, Kauen auf der Unterlippe. Sie wich seinem
bohrenden Blick aus. »Ich habe mir eingebildet, dass er mich
mit einer anderen betrügt.«
    »Gibt es
dafür einen Verdacht, einen Hinweis, der Sie stutzig werden
ließ?«
    »Es gibt Dinge,
über die will er einfach nicht sprechen, aber ich kann Ihnen
nicht sagen, was das für Sachen sind. Ich habe es immer auf
seine Arbeit geschoben. Er hat keine feste Anstellung, arbeitet
immer da, wo Geld zu machen ist. Ich bin Schülerin, arbeite an
meinem Abitur …« Sie warf einen hektischen Blick auf
die Armbanduhr. »Deshalb habe ich auch nicht viel Zeit.
Gleich steht eine Latein-Klausur auf dem Programm, die ich auf gar
keinen Fall versieben darf.«
    »Eine
Schülerin mit einer eigenen Wohnung?«
    »Meinen Eltern
gehört das Haus, in dem die Wohnung ist«. Nun
errötete Mirja Blum. Offenbar war es ihr unangenehm, vor dem
Kommissar als verwöhnte Tochter dazustehen.
    Ulbricht beschloss,
nicht weiter nachzufragen. Ihm konnte es egal sein, wenn die Eltern
auf Mieteinnahmen verzichteten. Wahrscheinlich war ihnen das
lieber, denn so wussten sie die fast erwachsene Tochter noch unter
dem eigenen Dach und konnten in gewisser Weise Einfluss auf sie und
ihren Umgang nehmen. Vielleicht, so überlegte Ulbricht, hätte
er als guter Vater ähnlich gehandelt. Er wusste es nicht, und
jetzt war auch nicht der richtige Augenblick, sich über solche
Dinge Gedanken zu machen. »Ich möchte Ihre Zeit nicht
länger als nötig beanspruchen«, nahm er den Faden
wieder auf. »Wenn Sie gleich in der Schule sein müssen,
sollten wir weitermachen, und ich wende mich gegebenenfalls
später noch einmal an Sie, sollte ich Fragen
haben.«
    Sie nickte.
»Meine Kontaktdaten haben Ihre Kollegen ja schon
aufgenommen.«
    »Haben Sie
versucht, bei Freunden und Familie etwas herauszufinden? Irgendwo
muss er ja geblieben sein.«
    »Das habe ich
schon versucht. Es scheint, als wäre er vom Erdboden
verschwunden.« Ihr Stimme war nichts als ein Hauch.
»Niemand weiß, wo er sein könnte, und das macht
mir Angst.«
    Ulbricht nickte und
zückte Kugelschreiber und seinen Notizblock. »Ich
brauche Namen und Adressen seiner Freunde und Verwandten.« Er
hatte es im Gefühl, hier auf dem richtigen Weg zu sein. Doch
zunächst wollte er die junge Frau vor der wahrscheinlich
schrecklichen Wahrheit

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