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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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mitgeteilt. Ein geländetaugliches
Fahrzeug hätte er am Profil der Reifen erkannt. Ulbricht
drehte sich im Kreis, denn auch die Durchforstung der
Vermisstenanzeigen hatte nichts ergeben. Es schien, als habe es den
Mann, den die Rapper im Bunker tot aufgefunden hatten, niemals
gegeben. Weder in den Datenbänken des BKA noch in den
Vermisstenmeldungen war ein Mann aufgetaucht, auf den die
Beschreibung des Toten passte. Ulbricht wusste nicht recht, wo er
mit der Arbeit beginnen sollte.
    Seine Hoffnungen
konzentrierten sich auf die Patronenhülse, die man am Tatort
sichergestellt hatte. Vielleicht war es über Kaliber und
Hersteller der Munition möglich, die Marke und später
dann auch die Herkunft der Waffe festzustellen.
    Warum hatte es in
einem alten Bunker ein Treffen von drei Unbekannten gegeben, das
für eine Person tödlich ausgegangen war? Und warum war
die Sache eskaliert? Eine andere Möglichkeit wäre, dass
der Tod des Unbekannten im Vorfeld geplant gewesen war. Die anderen
beiden hatten ihm ein Treffen vorgeschlagen, um ihn dann im Bunker,
und somit unbemerkt von der Öffentlichkeit, zu beseitigen.
Möglicherweise handelte es sich um einen
Auftragsmord.
    So betrachtet war der
blick- und schalldichte Luftschutzbunker ein idealer Ort für
einen Mord. Unwillkürlich fragte sich Ulbricht, wie viele
Leichen unentdeckt in den zahlreichen noch existierenden Bunkern
der Stadt vor sich hingammelten. Wer tat so etwas? Die
Mafia?
    Dann würde
Ulbricht morgen die Kollegen der OK mit einbeziehen. Auch wenn es
niemand gerne zugab, so gehörte die Organisierte
Kriminalität schon lange zum Bergischen Land. Bislang hatte
Ulbricht immer einen weiten Bogen um die Mafia und andere
Organisationen gemacht, das war ihm eine Spur zu groß, und er
hatte sich vorgenommen, seinen Lebensabend noch in Ruhe
genießen zu können.
    Nach einem letzten Zug
an der Zigarette schnippte er den Stummel über die
Brüstung des Balkons. Der Rest der Zigarette glühte wie
ein wütendes Glühwürmchen auf, um schließlich
auf dem Pflaster des Bürgersteigs zu erlöschen. Ulbricht
wandte sich ab und betrat das Wohnzimmer, verschloss die Tür
und zog die Vorhänge zu. Auch wenn er nichts zu verbergen
hatte - er kam sich immer schrecklich beobachtet vor, wenn er bei
Licht und offenen Gardinen in seinem Wohnzimmer hockte.
Wahrscheinlich ein Resultat seines Berufs.
    Auf dem flachen
Wohnzimmertisch stand eine Bierflasche, in der sich noch ein Rest
Bier befand. Er leerte die Flasche, unterdrückte einen
Rülpser und brachte sie in die Küche. Danach betrat er
das kalte Schlafzimmer, entkleidete sich und schlüpfte unter
die Decke. Obwohl er seit einer Ewigkeit allein lebte, schlief er
immer noch in dem alten, inzwischen knarrenden Doppelbett, das er
einst mit seiner Frau Birgit geteilt hatte. Sie hatte seinen Job
nicht länger akzeptiert, hatte nicht mehr damit leben wollen,
dass er ständig auf Abruf bereitgestanden hatte. Tag und
Nacht, sieben Tage in der Woche. Das Privatleben war völlig im
Eimer gewesen, und Birgit war, während er zum Einsatz gerufen
wurde, einfach mit Wiebke, ihrer gemeinsamen Tochter, abgehauen.
Vor einigen Jahren war Birgit gestorben - die Todesanzeige hatte er
zufällig in der WZ gesehen. Der Zusatz »nach langer,
schwerer Krankheit«, ließ Krebs vermuten. Sicher war er
aber nicht. Auch auf der Beerdigung war er nicht gewesen.
Längst hatte Birgit einen anderen Mann gefunden, der um sie
trauerte. Da wäre er einfach fehl am Platze gewesen. Nun lag
sie auf dem Friedhof Schellenbeck und würde niemals zu ihm
zurückkehren.          
    Das, was ihn so
traurig und betroffen machte, war der Umstand, dass sie nie die
Gelegenheit gefunden hatten, sich in Ruhe auszusprechen. Auch der
Kontakt zu Wiebke, sie war inzwischen längst erwachsen, war
irgendwann eingeschlafen. Aus Norbert Ulbricht war ein alter,
verbitterter Mann geworden, der sich in seine Arbeit stürzte,
um keine Zeit zum Nachdenken zu finden. Aber vielleicht würde
es ihm gut tun, wenn er einmal nachdenken
konnte.   
    Ulbricht seufzte,
während er hinauf an die Zimmerdecke starrte. Vielleicht
sollte er sich die Mühe machen und wenigstens nach seiner
Tochter suchen. Er hatte keine Ahnung, wo sie lebte - im
Wuppertaler Telefonbuch tauchte sie jedenfalls nicht auf.
Womöglich hatte sie nach dem Ehe-Debakel ihrer Eltern die
Stadt verlassen und verabscheute Polizisten. Verstehen konnte er
sie. In Ulbricht reifte ein Entschluss. Er war nicht mehr der
Jüngste, und

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