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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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wenn
sie weinte. Anlügen wollte er sie auf gar keinen
Fall.    
     
    Polizeipräsidium, 20.30
Uhr
    »Wie oft soll
ich Ihnen sagen, dass ich für die Tatzeit ein Alibi
habe?« Heinrich Großes Augen waren gerötet. Er
hockte vornübergebeugt auf einem der wackligen Stühle in
Ulbrichts Büro. »Als es Trautler an den Kragen ging,
habe ich friedlich geschlafen, das wird Ihnen meine Frau
bestätigen können. Und wenn ich nachts aufgestanden
wäre, dann wäre sie aufgewacht, sie hat nämlich
einen sehr leichten Schlaf, meine Johanna.« Dann fuchtelte
der Historiker aufgebracht mit den Händen in der Luft herum.
»Außerdem - welches Motiv sollte ich haben, meinen
Verbündeten im Rathaus zu
ermorden?«       
    »Wie wäre
es mit Habgier?« Ulbricht verschränkte die Hände
hinter dem Kopf und betrachtete den Forscher nachdenklich. Dass der
Mann, der das Achte Weltwunder ausgerechnet hier in Wuppertal
suchte, nun vor seinem Schreibtisch saß, hätte er nie
für möglich gehalten. Und dennoch gab es einige Punkte,
die darauf hindeuteten, dass Heinrich Große mit den beiden
Morden in Verbindung stand. Nur das Wie musste er noch klären.
Ulbricht richtete sich auf eine lange Nacht ein. Der Umstand, dass
er im Besitz eines Waffenscheins war und angeblich keine Pistole
besaß, machte die Sache auch nicht eben leichter. »Sie
haben mit Trautler zusammengearbeitet, er hat Ihnen die Türen
sämtlicher Bunker und Tunnel im Stadtgebiet geöffnet,
damit Sie nach dem Bernsteinzimmer suchen konnten, so haben Sie es
selber erzählt. Was, wenn Sie den Schatz längst gefunden
haben? Wenn Sie ihn noch verborgen halten, weil Sie sich
vorstellen, dass die Stadt Besitzansprüche stellen wird, wenn
Sie das Bernsteinzimmer in einem Gebäude der Stadt finden?
Dann bleibt weniger für Sie übrig, denn Sie müssten
alles mit der Stadt Wuppertal teilen. Also räumen Sie Ihren
engsten Vertrauten aus dem Weg und warten, bis Gras über die
Sache gewachsen ist, bevor Sie den Schatz bergen und damit Ihren
Lebensabend
versüßen.«    
    »Das …
das ist eine Unverschämtheit«, schnaufte Große
außer sich. »Wie stellen Sie sich das vor? Ich geistere
eine Zeitlang durch die Medien, gelte als der verrückte Kerl,
der sich vorgenommen hat, das Bernsteinzimmer hier in Wuppertal zu
finden. Man konnte in der Vergangenheit in den Zeitungen lesen,
dass ich danach suche. Und dann taucht es nicht auf, aber ich
verhökere das Bernsteinzimmer in seinen wertvollen
Einzelteilen? Glauben Sie ernsthaft, dass der
Oberbürgermeister dann nicht fragen würde, wo ich das
Zimmer gefunden habe?« Heinrich Große schüttelte
den Kopf. »Wenn das Bernsteinzimmer irgendwo auftaucht, wird
man mich damit in Zusammenhang bringen und forschen. Würde ich
mit dem Verkauf des Zimmers Geld verdienen, wäre es eine Frage
der Zeit, bis einige Behörden bei mir anklingeln, glauben Sie
nicht?« Ulbricht tauschte einen Blick mit Heinrichs, der
schweigend auf der Fensterbank im Rücken seines Chefs hockte
und dreinschaute, als ginge ihn die Sache nichts an. Ulbricht hatte
nach dem Überfall auf Mirja Blum die Wohnung des toten
Alexander Koljenko öffnen und durchsuchen lassen. Er
hätte darauf wetten können, dass sich hier das verbarg,
was die Russen in der Wohnung der jungen Frau gesucht hatten. Doch
die Kollegen, die die Wohnung des Toten durchsucht hatten, mussten
ihn enttäuschen. Nichts, was man hätte verwenden
können, um den Fall aufzuklären. Ulbricht hasste es, auf
der Stelle zu treten. Und der Umstand, dass die beiden Reporter der
Wupperwelle schon wieder in dem Fall mitmischten, passte ihm nicht.
Ulbricht schluckte seine Wut herunter und widmete Heinrich
Große die ganze Aufmerksamkeit. »Was haben Sie denn mit
Trautler besprochen, als Sie ihn angerufen haben?«, fragte
er.
    Sekundenlang herrschte
Schweigen im Raum, und die Kommissare überlegten, ob es daran
lag, dass sich der Historiker erst eine Ausrede für das
Telefonat mit dem Dezernenten zurechtlegen musste.
    »Ich habe ihn
davon unterrichtet, dass ich Spuren in einem Bunker gefunden habe,
die darauf hindeuten, dass sich dort jemand zu schaffen gemacht
hat.«
    »Moment,
Moment!« Heinrichs rutschte von der Fensterbank und trat auf
Heinrich Große zu. »Heißt das, Sie waren in
letzter Zeit wieder unterwegs, um nach dem Bernsteinzimmer zu
suchen?«
    »Ich habe den
Traum nie aufgegeben«, erwiderte Große leise.
»Ich war es nur satt, mich nach außen hin zum Affen zu
machen. Deshalb war ich auch nicht

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