Bernsteinaugen und Zinnsoldaten
Schiff oder sonst etwas gewünscht, wie ich mir wünschte, diesen Augenblick erleben zu dürfen … endlich einmal die Wahrheit in diesem lausigen Geschäft triumphieren zu sehen – und zwar durch mich.“ Er wandte sich um und lächelte den Kameras und den Männern dahinter zu.
Siamangs Eskorte führte ihn zum Rand der Plattform, wo ein Luftbus wartete. Die Handvoll Medienleute schwärmte hinter ihnen her, sie sprangen auf den Luftbus oder in wartende Taxis. Dartagnan betrachtete die wogende Masse gestreifter Baldachine und wirbelnder Propeller. Die verbliebenen Fremden um ihn herum zogen sich nun ebenfalls zurück, verschwanden in Richtung Stadt und ließen ihn allein mit Abdhiamal zurück. „Und was ist mit mir?“
Abdhiamal zuckte die Achseln. „Sie werden nicht von hier verschwinden wollen, wie ich mir denken könnte, nicht wahr? Wenn es zum Prozeß kommt, wird Ihre Aussage gebraucht werden, und ich nehme weiterhin an, Sie werden sich das nicht entgehen lassen wollen. Ich würde es nur ungern sehen, wenn Siamang sich nun doch noch irgendwie seinem gerechten Urteil entziehen könnte.“
Dartagnan runzelte die Stirn. „Das wird ihm doch nicht gelingen, oder?“
„Ich bezweifle es. Die öffentliche Meinung hatte zuviel Zeit, sich gegen ihn zu formieren. Sein Vater konnte nicht viel für ihn tun, weil er selbst zu wenig wußte … Und Ihre Medienkollegen scheinen wesentlich mehr an dem Mörder interessiert zu sein als an Ihnen, dem Enthüller.“ Abdhiamal sah ihn an.
Dartagnan grinste schwach. „Es sieht so aus … Ich habe ihnen gerade den größten Vorwurf gemacht, den ich mir denken kann. Außerdem folgt ein Medienmann immer dem Geruch der Macht … sie riecht nach Geld, falls es Sie interessiert.“ Er beugte sich hinab und hob ein Eckchen des zerrissenen Kreditbriefes auf. Nun traf ihn die volle Erkenntnis dessen, was er getan hatte, wie ein Schlag. „Wie gewonnen, so zerronnen.“ Er lachte schmerzlich und peinlich berührt. „Das erinnert mich daran – was wird aus den Funden, den Computerbändern? Was passiert jetzt mit Sekka-Olefins Geld?“
„Die Artefakte werden bei einer öffentlichen Auktion versteigert werden, wobei Siamang und Söhne selbstverständlich ausgeschlossen werden. Sekka-Olefins Verwandte haben die Rechte daran gefordert. Das Geld wird unter ihnen verteilt werden, da er keine Weisung hinterlassen hat, was damit geschehen soll.“
„Aber das hat er! Er hat mir gesagt, was er damit anfangen wollte. Er wollte nicht, daß es seine Verwandten bekommen, er wollte es dazu verwenden, eine Kolonie auf Planet Zwei zu gründen, um für die Zeit vorzusorgen, wenn das Demarchy einmal nicht mehr bewohnbar sein wird …“ Chaim brach ab, als er erkannte, wie sich das anhören mußte.
Abdhiamal betrachtete ihn taktvoll und ohne sich zu äußern. „Haben Sie Beweise dafür?“
„Ja. Ich habe jedes Wort auf einem Film … tief unten am Boden einer Quelle. Einer Gravitationsquelle auf Planet Zwei.“ Er fluchte. „Seine gottverdammten Verwandten werden mir niemals zuhören. Er hatte ganz recht! Und wegen Siamang war nun alles umsonst.“ Er sah die kristallene Stadt hinter einem Nebel des Todes und wußte, daß er sie den Rest seines Lebens so sehen würde: verfallende Türme, der empfindliche Film des Lebens gerissen. „Dieser elende Schweinehund – ich hoffe, das Volk stimmt dafür, ihn im Weltall auszusetzen. Denn das hat er mit ihrer Zukunft getan, und sie werden es niemals erfahren …“ Seine Stimme zitterte vor Bitterkeit und Erschöpfung.
„Aber wenigstens hast du versucht, es ihm heimzuzahlen.“ Das war nicht die Stimme Abdhiamals.
Er wandte sich ungläubig um. „Mythili?“ Sie stand an seiner Seite, plötzlich aus der sich auflösenden Menge herausgetreten. Abdhiamal hatte sich diskret zurückgezogen. „Mythili.“ Er ging auf sie zu, doch sie entzog sich ihm und verschwand aus seiner Reichweite. Er blieb stehen und senkte die Hände wieder. „Tut mir leid … ich bin nur … glücklich. Glücklich, dich zu sehen.“ Dann bemerkte er die Flecken frisch verheilter, rosafarbener Haut auf ihren Wangen und ihrer Nase. „Geht es dir gut?“
Sie nickte. „Ein paar Frostbeulen und Erfrierungen. Eine Weile sah es böse aus, aber jetzt geht es wieder.“
Er nickte ebenfalls gedankenlos. „Das freut mich. Also hatte der alte Mann Sekka-Olefin doch recht. Er sagte mir, es wäre möglich, auf …“
„Ich weiß.“ Sie senkte abrupt den Kopf und rieb sich mit den
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