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Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Titel: Bernsteinaugen und Zinnsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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dauern sollte, ich werde eines bekommen … und dann werde ich dich finden, Mythili …“
    Dieses Mal wandte sie sich nicht wieder um. Er sah, wie sie ein Taxi rief und einstieg, woraufhin es in die Weite des Luftraums über der Stadt hinabschwebte. Schmerz zog seinen Magen zusammen. Er biß die Zähne aufeinander.
    „Dartagnan …“ Abdhiamal tauchte wieder neben ihm auf, seine Augen blickten freundschaftlich und fragend. „Nein?“
    „Nein.“ Chaim brachte ein Lächeln zustande, das sich hastig über seinen Mund ausbreitete. „Aber so ist das Leben. Der einzige Lohn der Tugend ist die Tugend selbst – aber zum Teufel damit.“ Er nahm seinen Beutel auf und rückte seinen Kameragurt zurecht. „In meinem Geschäft kann man sich so was nicht leisten … Gott sei Dank, daß meine Kamera bereits kaputt ist – wahrscheinlich wird sie mir einer meiner Kollegen über den Schädel schlagen, wenn ich wieder zu arbeiten anfange. Niemand mag ehrliche Medienleute, denn denen kann man nicht trauen.“
    Abdhiamal lächelte. „Dem würde ich nicht zustimmen.“
    Dartagnan lachte. Er betrachtete immer noch die Stadt. „Jeder hält einen für verrückt, wenn man freiwillig für die Regierung arbeitet.“ Seine Augen schmerzten bereits vom intensiven Starren.
    „Sie machen den Eindruck, als könnten Sie einen Drink vertragen. Darf ich Sie einladen?“ Abdhiamal deutete zur Stadt.
    „Warum nicht?“ Dartagnan nickte und preßte seine Hände gegen den Magen. „Ja – genau das brauche ich jetzt.“

 
Nachwort
     
    Der Medienmann war eine der Geschichten deren Handlung mir schlagartig einfiel. Normalerweise muß ich immer mit einzelnen Stücken und Einfällen beginnen, dann mit dem Ende, mit einigen Ereignissen in der Mitte. In diesem Fall setzte ich mich hin, um die Summierung der Idee aufzuschreiben, und als ich damit fertig war, mußte ich feststellen, daß ich bereits die ganze Handlung in Händen hielt. Die Geschichte fügte sich sehr gut in die future history eines Romans ein, an dem ich gerade arbeite: The Outcasts Of Hea-ven Belt ( In den Trümmern des Himmel-Systems, Moewig-SF 3545), was ihr auch gleich einen geeigneten Hintergrund lieferte. (Eines der schwierigsten Unterfangen beim Schreiben ist es, sich jeweils ein völlig neues Universum für jede Story auszudenken – wenn man sich nicht, wie einige Autoren das tun, auf eine spezielle future history konzentriert, die man zuvor ausgearbeitet hat. Ich habe bislang mit einer Vielzahl von möglichen Zukunftswelten experimentiert, obwohl ich mir auch das Recht vorbehalte, andere Geschichten in ihnen anzusiedeln, wenn mir wie in dem vorliegenden Fall Entsprechendes einfällt.)
    Die ursprüngliche Inspiration zu Der Medienmann kam von einer Fernsehsendung – eine von der Sorte, in denen der naive, unschuldige Held in einer abgelegenen Gegend Zeuge eines Mordes wird, sich daraufhin spontan sagt: „Das muß ich der Polizei melden!“, woraufhin der Mörder natürlich sofort versucht, ihn ebenfalls zu erledigen, und er den Rest des Filmes damit beschäftigt ist zu verhindern, daß dies gelingt. Mir schien es aus der Sicht des Zeugen vernünftiger zu versuchen, den Mörder davon zu überzeugen, daß er auf seiner Seite ist. So kann er überleben bis Hilfe zur Stelle ist (um dann den Täter anzuzeigen.) Das war der Aufhänger, der mich dazu brachte, meine Version zu schreiben, obwohl ich – wie Dartagnan – feststellte, daß es selbst mit den besten/schlechtesten Motiven nicht immer einfach ist, den Feind davon zu überzeugen, daß die Ehre immer einen Preis hat.
    Einer der interessantesten Aspekte der Geschichte ist die Reaktion der Leser auf ihr Ende: Ich habe generell die Feststellung machen können, daß Frauen der Meinung sind, die beiden Handelnden würden sich irgendwann einmal wieder zusammenraufen, während Männer eher vom Gegenteil überzeugt schienen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, daß in dieser Geschichte die Frau den Mann zurückweist, ob Frauen in Hinsicht auf zwischenmenschliche Beziehungen einfach optimistischer sind oder ob gar ein völlig anderer soziologischer Faktor hierbei eine Rolle spielt. Jedenfalls schien mir keiner so richtig sagen zu können, weshalb er zu seiner Schlußfolgerung kam. (Was mich betrifft, so habe ich mir ebenfalls immer vorgestellt, daß die beiden am Ende wieder zueinander finden. Ich habe vor, in einer anderen Geschichte zu beschreiben, wie das geschieht. {1} )
     
     
     
     
     

 
Das Kristallschiff
THE

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