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Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition)

Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition)

Titel: Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schuler
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mehr offenlegen als eine Stiftung. »Dem stimme ich voll und ganz zu«, sagt Doppstadt. »Ein Nichtfachmann weiß überhaupt nicht, wie er an die Zahlen kommen kann.« 4
    Es sei ihm nicht möglich gewesen, das Vermögen zu bestimmen. Sein Beitrag für die Studie sei, obwohl nur 20 Druckseiten umfassend, »sehr aufwendig gewesen«. Grundsätzlich gelte für unternehmensnahe Stiftungen, dass sie stets die gleiche Intention haben, sagt Doppstadt: »Im Vordergrund steht der Erhalt des Unternehmens. Es geht immer um das Wohl des Unternehmens.« Ihm sei keine andere Konstruktion bekannt.
    Ranglisten des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen über die 15 reichsten Stiftungen geben lediglich einen Anhaltspunkt, wer zur Spitzengruppe gehört. Obwohl sie Summen nennen, haben sie kaum Aussagekraft über das tatsächliche Vermögen. Der Grund: Viele Stiftungen rechnen ihr Vermögen klein und geben lediglich einen Bruchteil davon gegenüber der Öffentlichkeit an. Die Bertelsmann Stiftung wollte mit ihrer Studie eine Reformdebatte anstoßen, ob man nicht besser auf das amerikanische Modell der Bilanzierung und Ausschüttung umstellen sollte, wonach 5 Prozent des Vermögens ausgeschüttet werden sollen. Bislang schütten Stiftungen Summen aus, die unabhängig vom Gewinn der Unternehmen festgelegt werden. Es sind Summen, die sich die Stifter ausdenken. Der eine gibt mehr, der andere weniger. Es ist, als würde man Steuerzahler fragen, wie viel sie denn der Allgemeinheit geben wollen. Mit Transparenz und Demokratie hat ein solches System nichts zu tun.
    Voraussetzung für eine prozentuale Berechnung wäre freilich, dass man den wahren Wert der Stiftungen kennt. Die Bertelsmann Stiftung leistete mit ihrer 130 Seiten umfangreichen Studie Vermögen von Stiftungen – Bewertung in Deutschland und den USA und den Fragen, die sie aufwirft, also tatsächlich Aufklärung über Dinge, die Stiftungen lieber verbergen.
    Die Bertelsmann Stiftung steht hinsichtlich ihrer jährlichen Ausgaben in einem Ranking des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen an zweiter Stelle in Deutschland: Im Jahr 2008 lag sie mit 77 Millionen Euro hinter der Volkswagen Stiftung (122 Millionen) und vor der Robert Bosch Stiftung, die 75 Millionen Euro im Jahr ausgibt. In einer weiteren Rangliste, die die Stiftungen nach ihrem Vermögen listet, liegt die Bertelsmann Stiftung mit 619 Millionen Euro lediglich auf Rang 13. Angeführt wird diese Rangliste von der Robert Bosch Stiftung GmbH, die ihr Vermögen auf 5,2 Milliarden Euro beziffert. Es folgen Dietmar Hopp Stiftung GmbH mit 2,9 Milliarden Euro und Volkswagen Stiftung mit 2,4 Milliarden Euro.
    Der Bundesverband weist in seinem Ranking darauf hin, dass die Vermögensangaben reine Buchwerte darstellen, also Angaben, wie Stiftungen den eigenen Wert verbuchen. Die tatsächlichen Werte (Verkehrswerte) könnten »erheblich höher liegen«, so der Bundesverband. »Gefragt wurde nach dem aktuellen Stiftungskapital einschließlich zugeführter Zustiftungen, freier Rücklagen und Thesaurierungen.« Diese vorsichtige Formulierung legt nahe, dass sich der Verband selbst mit einer Einschätzung schwer tut und nicht zu beurteilen vermag, was die Stiftungen denn tatsächlich in ihre Antwort einfließen lassen. Der Bundesverband warnt auch: »Die Gesamtausgaben lassen kaum Rückschlüsse auf die Vermögenssituation oder die Wirtschaftlichkeit einer Stiftung zu.«
    Die Bertelsmann Stiftung gibt ihr Vermögen also mit 619 Millionen Euro an. Die Stiftung besitzt heute 77 Prozent der Kapitalanteile an der Bertelsmann AG, deren Vermögen auf rund 18 bis 20 Milliarden Euro geschätzt wird. Eine Schätzung des Verkehrswertes ist möglich, weil Bertelsmann vor knapp zehn Jahren an die Börse gehen wollte. Wie bereits erwähnt, hatte damals das Unternehmen 25 Prozent an den belgischen Investor Albert Frère verkauft; fünf Jahre später hat Liz Mohn die 25 Prozent für 4,5 Milliarden Euro zurückgekauft. Ein dreimal so großer Anteil dürfte allerdings deutlich mehr wert sein. Wenn die AG im Jahr 2005 mindestens 18 Milliarden Euro wert war, dann dürften es heute mindestens 20 Milliarden Euro sein.
    Wenn 100 Prozent rund 20 Milliarden Euro wert sind, dann liegt der wahre Wert des 77-prozentigen Anteils der Stiftung bei rund 15 Milliarden Euro. Der Verkehrswert steht also in krassem Gegensatz zum Buchwert von 620 Millionen Euro, den die Stiftung selbst angibt. Mit Sicherheit lässt sich daher sagen, dass die Vermögensangabe der Bertelsmann

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