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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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– mussten ja wohl schon Gin mit Wermut trinken. Und er beruhigte sich damit, dass Elvira in gesellschaftlicher Beziehung durchaus auf der Höhe war. Er bestellte also einen Gin mit Wermut und einen trockenen Sherry.
    Dann räusperte er sich und fragte:
    »Wie war’s in Italien?«
    »Danke, sehr schön.«
    »Und die Dame, bei der du untergebracht warst, die Contessa Sowieso? Nicht allzu streng?«
    »Sie war ziemlich streng. Aber ich habe mir nicht viel daraus gemacht.«
    Er blickte sie an, nicht ganz sicher, wie er die Antwort verstehen sollte.
    Ein wenig stammelnd, doch mit mehr Natürlichkeit, als er bisher aufgebracht hatte, sagte er:
    »Leider kennen wir uns nicht so gut, wie es eigentlich sein sollte, wo ich doch dein Vormund und auch dein Patenonkel bin. Schwierig für mich, weißt du – äußerst schwierig für so einen alten Mann wie mich –, zu wissen, was ein Mädchen gern möchte – wenigstens – ich meine, was für ein Mädchen angebracht ist. Schulen und dann nach der Schulzeit – ein Pensionat, wie es zu meiner Zeit genannt wurde. Aber heutzutage wird alles wohl ernster genommen. Karriere, wie? Beruf und dergleichen. Wir müssen uns gelegentlich mal über alle diese Fragen unterhalten. Hast du irgendeinen besonderen Wunsch in dieser Richtung?«
    »Ich werde wohl eine Handelsschule besuchen«, sagte Elvira ohne Begeisterung.
    »Ach, du willst also Sekretärin werden?«
    »Ich bin nicht gerade versessen darauf.«
    »Oh – nun, dann…«
    »Damit fängt man gewöhnlich an«, sagte Elvira.
    Colonel Luscombe hatte das merkwürdige Gefühl, auf seinen Platz verwiesen worden zu sein.
    »Diese Kusinen von mir, die Melfords – glaubst du wohl, dass dir das Leben bei ihnen zusagen wird?«
    »O ja, ich glaube schon. Ich mag Nancy sehr gern. Und Mildred ist eine gute Seele.«
    »Dann lassen wir es also dabei?«
    »Ja, zunächst einmal.«
    Colonel Luscombe wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Während er es sich noch überlegte, sprach Elvira weiter.
    »Habe ich Geld?«
    Wiederum ließ er sich Zeit mit seiner Antwort, wobei er sie nachdenklich und prüfend ansah. Dann sagte er:
    »Ja. Du besitzt ziemlich viel Geld. Das heißt, du wirst es haben, wenn du einundzwanzig bist.«
    »Und wer hat es jetzt?«
    Er lächelte. »Es wird treuhänderisch für dich verwaltet; ein gewisser Betrag wird jährlich von den Zinsen abgezweigt, um deinen Unterhalt und deine Erziehung zu bezahlen.«
    »Und du bist der Treuhänder?«
    »Einer von ihnen. Wir sind zu dritt.«
    »Was geschieht, wenn ich sterbe?«
    »Na, na, Elvira, so rasch stirbst du nicht. Was für ein Unsinn!«
    »Hoffentlich nicht – aber man kann ja nie wissen, nicht wahr? Erst letzte Woche ist ein Flugzeug abgestürzt, und alle Passagiere waren tot. Ich möchte nur ganz gern erfahren, wer mein Geld bekommt, wenn ich sterbe.«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer«, erwiderte der Colonel gereizt. »Warum willst du das wissen?«
    »Es wäre vielleicht interessant«, meinte Elvira nachdenklich. »Ich frage mich, ob es sich für jemanden lohnen würde, mich umzubringen?«
    »Aber Elvira! Das ist eine höchst sinnlose Unterhaltung. Ich verstehe nicht, wie du auf solche Gedanken kommst. Du denkst doch nicht etwa an die Mafia – oder dergleichen?«
    »Ach, nein. Das wäre töricht. Wer bekäme mein Geld, wenn ich verheiratet wäre?«
    »Dein Mann, nehme ich an. Aber bitte…«
    »Bist du sicher?«
    »Nein, durchaus nicht. Es hängt von dem Testament ab. Aber du bist ja nicht verheiratet. Warum machst du dir also Sorgen?«
    Elvira entgegnete nichts darauf. Sie schien in Gedanken versunken. Schließlich schrak sie aus ihrer Grübelei auf und fragte:
    »Siehst du meine Mutter manchmal?«
    »Nicht sehr oft.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Oh – im Ausland.«
    »Wo im Ausland?«
    »Frankreich – Portugal. Ich weiß es nicht genau.«
    »Möchte sie mich denn niemals sehen?«
    Sie sah ihm in die Augen. Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. War dies der Moment, um die Wahrheit zu sagen? Oder sollte man eine ausweichende Antwort geben? Oder war eine dicke Lüge angebracht? Was konnte man einem jungen Mädchen antworten, das eine so schlichte Frage stellte, wenn die Antwort so kompliziert war? Also sagte er:
    »Ich weiß es nicht.«
    Forschend blickte sie ihn an. Luscombe fühlte sich unbehaglich. Er spürte, dass er die Sache verpfuschte. Das Mädchen musste sich doch im Stillen wundern – ja, das war deutlich zu sehen.
    Er sagte: »Du musst nicht denken –

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