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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Geistliche, obgleich sie seit ihrem Aufenthalt in Italien eine gedämpfte Bewunderung für Kardinäle aufbrachte, die ihr wenigstens malerisch erschienen.
    Kanonikus Pennyfathers Züge hellten sich auf, und er nickte wohlgefällig mit dem Kopf. Er hatte erkannt, wo er war. In Bertrams Hotel natürlich, wo er ja übernachten wollte auf dem Weg nach – na, wohin war er denn eigentlich unterwegs?
    Chadminster? Nein, nein, von Chadminster war er ja gerade gekommen. Er wollte – ach ja, freilich – zu dem Kongress nach Luzern fahren. Er trat strahlend an die Rezeption und wurde von Miss Gorringe herzlich begrüßt.
    »Es freut mich sehr, Sie bei uns willkommen zu heißen, Kanonikus Pennyfather. Wie gut Sie aussehen!«
    »Danke – danke – ich hatte eine heftige Erkältung in der letzten Woche, aber jetzt bin ich darüber hinweg. Sie haben sicher ein Zimmer für mich. Ich hatte doch wohl geschrieben?«
    Miss Gorringe beruhigte ihn.
    »O ja, Kanonikus Pennyfather, Ihren Brief haben wir erhalten. Wir haben Nummer 19 für Sie reserviert – dasselbe Zimmer, das Sie bei Ihrem letzten Besuch hatten.«
    »Danke – danke. Einen Augenblick mal – ich brauche das Zimmer für vier Tage. Ich fahre eigentlich nach Luzern und werde eine Nacht nicht hier sein, möchte aber das Zimmer behalten. Die meisten meiner Sachen werde ich hier lassen und nur eine kleine Reisetasche mit in die Schweiz nehmen. Das wird doch wohl ohne Schwierigkeiten gehen, nicht wahr?«
    »Es ist alles in bester Ordnung. Sie haben in Ihrem Brief alles sehr deutlich erklärt.«
    Mancher hätte vielleicht nicht das Wort »deutlich« gebraucht. »Ausführlich« wäre eher am Platz gewesen, da er bestimmt eine lange Epistel geschrieben hatte.
    Kanonikus Pennyfather stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und wurde mitsamt seinem Gepäck in Zimmer Nummer 19 befördert.
    In Zimmer 28 hatte Mrs Carpenter ihre Veilchenkrone abgesetzt und breitete sorgfältig ihr Nachthemd über das Kopfkissen aus. Sie blickte auf, als Elvira eintrat.
    »Ah, da sind Sie ja, liebes Kind. Soll ich Ihnen beim Auspacken helfen?«
    »Nein, danke«, erwiderte Elvira höflich. »Ich werde nämlich nicht viel auspacken.«
    »Welches der beiden Zimmer hätten Sie gern? Das Bad liegt dazwischen. Ich habe Ihr Gepäck in den anderen Raum bringen lassen. Dort ist es meiner Ansicht nach ruhiger.«
    »Das war sehr freundlich von Ihnen«, sagte Elvira in ihrem gleichgültigen Tonfall.
    »Sind Sie ganz sicher, dass Sie meine Hilfe nicht brauchen?«
    »Durchaus. Danke vielmals. Ich glaube, ich nehme erst mal ein Bad.«
    »Ja, das ist eine gute Idee. Möchten Sie vor mir baden? Ich möchte erst meine Sachen wegräumen.«
    Elvira nickte zustimmend. Sie ging nebenan ins Badezimmer, schloss die Tür hinter sich und schob den Riegel vor. Dann betrat sie ihr eigenes Zimmer, öffnete den Koffer und warf ein paar Sachen aufs Bett. Sie zog sich aus, schlüpfte in einen Morgenmantel, ging ins Bad und drehte die Hähne auf. Dann kehrte sie in ihr Zimmer zurück und setzte sich neben dem Telefon aufs Bett. Sie horchte eine Weile und nahm dann den Hörer ab.
    »Hier Zimmer 29. Wollen Sie mich bitte mit Regent 1129 verbinden?«

4
     
    I n einem der Räume von Scotland Yard war eine Konferenz im Gange – eine ganz zwanglose Besprechung. Sechs oder sieben Männer saßen in bequemer Haltung um einen Tisch – jeder von ihnen eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Das Thema, das die Aufmerksamkeit dieser Hüter des Gesetzes in Anspruch nahm, hatte während der letzten paar Jahre eine ungeheure und ständig zunehmende Bedeutung erlangt. Es betraf eine Art von Verbrechen, die überaus beunruhigende Ausmaße angenommen hatte. Die Zahl groß angelegter Raubzüge: Bank- und Eisenbahnüberfälle, Raub von Lohngeldern und Juwelensendungen. Es verging kaum ein Monat, in dem nicht ein kühner Coup unternommen und erfolgreich durchgeführt wurde.
    Sir Ronald Graves, Vizepräsident von Scotland Yard, führte den Vorsitz. Wie üblich verlegte er sich mehr aufs Zuhören als aufs Reden. Es wurden bei dieser Gelegenheit keine offiziellen Berichte diskutiert. All das gehörte in den Rahmen der alltäglichen Routinearbeit der Kriminalpolizei. Dies war eine Beratung auf höchster Ebene, ein Austausch von Ideen unter Männern, die solche Angelegenheiten von den verschiedensten Gesichtspunkten aus betrachteten. Sir Ronald Graves ließ seinen Blick langsam über seine kleine Gruppe wandern und nickte dann einem Mann am Ende des Tisches

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