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Beruehmt und beruechtigt

Beruehmt und beruechtigt

Titel: Beruehmt und beruechtigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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wollte am liebsten sterben. »Lauf voraus.«
    Aber Tinsley rührte sich nicht. Sie riss vielmehr ihre Prada-Einkaufstasche aus Nylon auf und kramte darin herum, bis sie eine halb volle Flasche Wasser fand. »Hier.« Sie reicht sie an Callie weiter. »Trink das.«
    Callie traten die Tränen in die Augen. Also gut, vielleicht war Tinsley ja doch nicht total biestig.
    Zehn Minuten später, als sie auf Zehenspitzen in ihr Wohnhaus schlichen, dachten sie schon, sie hätten es geschafft. Allerdings nur, bis sie an der Tür des Gemeinschaftsraums vorbeikamen und Dekan Marymount sahen, der wartend am Kamin lehnte.
    »Sie kommen zu spät.« Er seufzte, eindeutig noch immer mächtig verärgert. Er fuhr sich mit der Hand durch seine graue Kurzhaarfrisur.
    »Aber doch höchstens fünf Minuten!«, rief Callie, dann hielt sie den Mund jedoch lieber fest geschlossen, aus Angst, ihn womöglich in hohem Bogen anzuspeien.
    Tinsley verlegte sich aufs Betteln. »Aber Sir, müssen Sie uns denn wirklich bestrafen?«
    »Leider ja.« Marymount strich seine braun-blaugestreifte Krawatte glatt. Warum trug er denn an einem Sonntagmorgen eine Krawatte und wie zum Teufel war er überhaupt so schnell zum Campus gekommen? »Diese Schule hat Regeln, die eingehalten werden müssen. Andrerseits« – er sah sie vielsagend an -, »aufgrund der außergewöhnlichen Umstände wird Ihre Strafe bedeutend milder ausfallen, als sie es sein sollte. Ab sofort werden Sie beide nicht mehr in einem Zimmer wohnen. Wir waren in der Lage, etwas umzudisponieren, und im ersten Stock wurde ein Zimmer frei gemacht. Callie Vernon und Jenny Humphrey bleiben in Dumbarton 303, während Tinsley Carmichael und Brett Messerschmidt nach Dumbarton 121 umziehen.«
    Tinsley fiel die Kinnlade herunter. »Das ist doch nicht Ihr Ernst.« Sie und Brett und sonst niemand? Außergewöhnliche Umstände hatte er es genannt – der hatte ja gut reden. Sollten sich sie und Brett vielleicht über Erics Kusstechniken unterhalten, wenn sie abends im Bett lagen? Sie musste fast kichern, so absurd war die Vorstellung. Und Callie mit Jenny zusammen? Nun, sie konnten sich über Easy austauschen, wenn sie sich gegenseitig die Zehennägel lackierten. Aber wohl eher nicht. Die Verwaltung hätte sich tatsächlich keine perfektere Strafe für sie alle ausdenken können.
    Marymount sah sie streng an. »Das Zimmer ist bereits bezugsfertig. Sie werden sicher nicht lange brauchen, bis Sie sich arrangiert haben.« Er ging auf die Tür zu. »Je eher sie anfangen, desto besser.«
    »Dieser Scheißkerl!«, fluchte Callie leise, kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen. Vor Verzweiflung kaute sie an ihrem Fingernagel. »Wie kann jemand annehmen, dass ich mit der kleinen Schlampe zusammenwohne? Wahrscheinlich schläft sie auch noch jede Nacht mit Easy.«
    »So wie du es nie getan hast?« Tinsley warf Callie eine Kusshand zu. Callie starrte wütend zurück, aber das war Tinsley egal. Sie empfand die ganze Situation als höchst prickelnd. Wenn nicht ab und zu etwas in dieser Art passierte und für Unruhe sorgte, war das Leben doch stinklangweilig. »Komm, wir überbringen die frohe Kunde.«

39 Eine Waverly-Eule sollte optimistisch sein – allerdings nicht blind
    Zwanzig Minuten später vibrierte Jennys Handy und weckte sie. Sie war an Easys Brust eingeschlafen. Die zwei lagen eng aneinandergeschmiegt auf der Böschung, eingewickelt in mehrere dicke, kratzige Pferdedecken. Sie waren so mit Küssen beschäftigt gewesen und schließlich in dem traumhaften, gelb und rot leuchtenden Morgen eingeschlafen, dass sie den Sonnenaufgang kaum mitbekommen hatten. Jenny war das egal. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Zukunft weitere Sonnenaufgänge mit Easy bereithielt.
    »Hallo?«, flüsterte sie, um Easy nicht aufzuwecken, der sanft atmete.
    »Du wirst es nicht glauben!«, schrie Brett praktisch durch das Handy. Jenny schlüpfte unter der Decke hervor und entfernte sich ein paar Schritte von dem schlafenden Easy. Mit ihren weinroten retromäßigen Campers rutschte sie auf dem feuchten Gras. »Callie und Tinsley sind in Boston erwischt worden. Und rate mal, was für eine Strafe sie dafür bekommen?« Brett unterbrach sich so kurz, dass Jenny keine Zeit hatte, zu raten. »Sie trennen sie voneinander .«
    »Was meinst du, sie trennen sie voneinander?«, fragte Jenny, die gar nichts verstand. »Wie können sie das denn, wo wir doch alle …«
    »Tinsley muss mit mir in ein anderes Zimmer ziehen!« Brett kochte vor Wut.

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