Berühr mich, verführ mich! (German Edition)
schweigend
nickte, wurde mir noch kälter.
„Ich habe einen
sechzehnjährigen Sohn und zwei vierzehnjährige Mädchen.
Zwillinge!“
Am liebsten hätte ich
mir die Ohren zugehalten. Hätte er nicht einfach seinen schönen,
sinnlichen Mund halten und mich anlügen können? Ich wollte nicht
hören, dass er Kinder und Frau hatte! Ein einfaches Lebewohl am Ende der Nacht hätte es auch getan! Jetzt fühlte ich mich wie
ein Snack, den er sich auf der Durchreise schnell gegönnt hatte! Und
ich hatte tatsächlich gedacht, er sei irgendwie anders ….! Mal
wieder falsch gedacht, Helene. Gut, aber sein schlechtes Gewissen
sollte er bitte anderswo reinwaschen, nicht bei mir! Okay – das
war's, Helene! Pack' die Sachen, bevor er noch heitere Anekdoten aus
seinem Familienleben erzählt! Ich machte Anstalten mich zu erheben.
Doch er hielt mich mit eisernem Griff zurück und schaute mich
eindringlich an.
„Wo willst du hin!“
„Gehen!“, sagte ich
schnippisch.
„Warum?“
„Du hast Familie!“
„Es ist nicht so wie du
denkst Helene. Ich wollte es dir vorhin schon erzählen, aber du
wolltest es nicht hören!“
„Gut! Meine Schuld.
Aber jetzt weiß ich es. Das war's dann!“
„Warum? Nur weil ich
drei Kinder habe?“
„ Nur drei
Kinder? Und was ist mit der dazugehörigen Mutter und Ehefrau? Oder
sind deine Kinder Luftgeburten!“, ergänzte ich sarkastisch. Meine
Schläfrigkeit war wie weggewischt. Die Situation begann unschön zu
werden und ich wollte jetzt weg!
„Ich sagte nichts von
einer Ehefrau!“
„Okay, dann eben deine
Lebenspartnerin!“, giftete ich weiter.
„Ich habe keine
Lebenspartnerin!“ Irgendetwas in seiner Stimme ließ mich
aufhorchen. Ich sah ihm in die Augen und da war es wieder, dieses
kurze Aufflackern von ….. ja, was eigentlich?
„Was soll das heißen?“,
fragte ich misstrauisch.
Er holte tief Luft: „Ich
bin Witwer, Helene. Meine Frau starb vor vierzehn Monaten!“
„Oh, das wußte ich
nicht“, sagte ich verdattert und kam mir plötzlich sehr dumm vor.
„Das tut mir sehr leid für dich!“ Das meinte ich tatsächlich
ehrlich. Gleichzeitig schämte ich mich ganz fürchterlich für das
Gefühl der Erleichterung, das mich durchströmte. Ich konnte es kaum
glauben! Dieser Mann war nicht vergeben. Er war frei!
Gerne hätte ich mehr
über den Tod seiner Frau erfahren, aber dieses Mal schwieg ich
lieber, aus Angst wieder in ein Fettnäpfchen zu treten. Er schien
meine Bedenken zu spüren und begann dankenswerterweise von sich aus
zu erzählen.
„Sie starb an
Brustkrebs!“ Ich bewunderte ihn dafür, wie ruhig und gefasst er
über den Tod seiner Frau sprechen konnte.
„Du musst mir nichts
erzählen, Michael!“, bot ich ihm an, doch er schüttelte bestimmt
den Kopf.
„Ich will keine
Missverständnisse zwischen uns!“ In seinem Blick lag etwas, dass
mein Herz zum Rasen brachte. Aber ich verbot mir, dieses „Etwas“
näher zu definieren, aus Angst davor, mich womöglich erneut zu
irren....! Er zog mich wieder in seine Arme, drückte mich fest an
sich und ich ließ es nur allzu willig geschehen.
„Ich lernte Sylvie
während des Studiums kennen. Sie war ein blonder Wirbelwind, der
keine Minute stillsitzen konnte. Groß, sportlich, immer auf Achse.
Wir spielten beide leidenschaftlich gern Volleyball, wurden
irgendwann ein Paar und viel früher Eltern als geplant!“ Er hatte
ein schiefes Grinsen im Gesicht, als er erklärend fortfuhr: „Wegen
des erhöhten Brustkrebsrisikos in ihrer Familie war Sylvie strikt
gegen die Pille und bei mir – platzten ständig die Kondome!“ Er
hielt inne, als er bemerkte, wie ich bei seinen letzten Worten
grinsen musste.
„Damals gab's sicher
auch schon XXL-Kondome!“, feixte ich.
„Zu klein!“
„Kingsize?“
„Zu klein. Du weißt
doch wie groß ich bin... !“ Seine Augen blitzten verdächtig, um
seine Mundwinkel erschien ein feines Lächeln als er mich erröten
sah.
„Nun es kam wie es
kommen musste. Etwa ein halbes Jahr später war Sylvie schwanger und
da ich mit dem Studium fertig war, heirateten wir. Moritz ist jetzt
sechzehn, die beiden Mädchen, Carla und Clara, vierzehn. Zu Hause
ist es zur Zeit allerdings kaum auszuhalten, alle drei stecken mitten
in der Pubertät!“ Er schloss die Augen und atmete tief durch.
„Sylvies Krebsdiagnose
war nicht ihre erste gewesen. Bereits mit achtundzwanzig hatte sie
die ersten Knoten in der Brust. Da sowohl ihre Mutter, als auch ihre
Tanten sehr früh an Brustkrebs gestorben
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