Beruehre meine Seele
Retourkutsche schlagfertig klingen zu lassen. „Aber ich habe, wie üblich, trotzdem immer noch mehr Durchblick als du.“
Ihr letzter Kommentar überraschte mich nicht, solche Seitenhiebe waren typisch für sie. Und Becks Nicht-Menschlichkeit hätte mich genauso wenig überraschen sollen. Besonders, wenn man bedachte, dass seit Kurzem in der Unterwelt – ein infernalisches Abbild unserer eigenen Welt und Ursprung alles Bösen – ausgerechnet unsere Schule als die neue Szene-Location der VIP-Monster galt, wo sich alles traf, was Rang und Namen hatte.
Nach einer Vier-bis-acht-Uhr-Freitagabend-Schicht im Cineplex, wo das monotone Abfüllen von Popcorn in Tüten und Softdrinks in Pappbecher nicht geholfen hatte, die Erinnerung an Danica, wie sie da blutend auf dem Boden lag, aus meinem Kopf zu vertreiben, lenkte ich mein Auto in unsere Einfahrt. Erschöpft, aber bereit für den angenehmen Teil des Abends: Nash würde gegen neun Uhr zum DVD-Schauen vorbeikommen, und mein Vater hatte versprochen, sich den Abend über in seinem Schlafzimmer aufzuhalten, damit wir ungestört waren. Doch bevor ich es mir mit meinem Freund gemütlich machen konnte, wollte ich erst noch schnell unter die Dusche springen, um den hartnäckigen Kinoduft von Popcorn und Nachos aus meinen Haaren zu waschen. Außerdem sollte ich meinen Dad wohl besser darüber informieren, dass mein neuer Mathelehrer nicht menschlich war – solche Dinge erfuhr er normalerweise gern, und zwar möglichst umgehend.
Wie sonst auch warf ich meine Schlüssel in die leere Süßigkeitenschale auf der halbhohen Trennwand zwischen Küche und Wohnzimmer, als die plötzliche Stille mir bewusst machte, dass mein Dad gerade noch mit jemandem geredet hatte, als ich hereingekommen war. Bis ich hereingekommen war.
Hmm …
„Dad?“ Ich streifte meine Schuhe ab und kickte sie mit dem Fuß auf den Boden des offenen Garderobenschranks neben der Tür. Dann ging ich in Socken zum Zimmer meines Vaters. „Alles okay?“
„Ja, Spatz, wieso?“
Die Tür war nur angelehnt, also öffnete ich sie und sah Dad zu meiner Überraschung in der Mitte des Raums stehen, die Hände in den Taschen vergraben. Ich hatte eigentlich erwartet, ihn am Telefon vorzufinden – er hatte doch eben noch mit irgendwem gesprochen, oder?
„Was ist los?“ Ich runzelte die Stirn, als er zögerte. „Dad …?“
Und plötzlich materialisierte sich Todd nur wenige Meter von mir entfernt und blickte mich direkt an.
„Okay … das ist sogar noch gruseliger als dieses verdächtige Schweigen.“
Ich erwartete, dass wenigstens einer von beiden lachen und dann eine der logischen Erklärungen folgen würde, die mein Vater für alles und jeden stets in petto zu haben schien. Doch beide schwiegen beharrlich weiter. „Gut, wenn ihr mich erschrecken wolltet, ist euch das gelungen. Ihr könnt jetzt damit aufhören.“
Todd gab sich normalerweise nur mit meinem Dad ab, sofern sich eine Gelegenheit bot, ihm den letzten Nerv zu rauben. Und umgekehrt war auch dessen Interesse an Nashs Bruder nicht sonderlich groß, es sei denn, er brauchte Informationen, die nur ein Reaper ihm beschaffen konnte. Was auch immer es also war, das die beiden veranlasst hatte, diese private Krisensitzung abzuhalten, es musste wichtig sein.
„Leute? Ich kann hier noch ungefähr zwei Sekunden ruhig stehen bleiben, bevor ich ausraste und einem von euch an den Hals springe. Fünf … vier …“
„Es ist nichts, Kleines“, wollte mein Vater mich beruhigen, aber Todds Gesichtsausdruck machte den Versuch zunichte, noch bevor Dad zu Ende gesprochen hatte.
„Wenn du es ihr nicht sagst, tue ich es“, drohte Todd.
„Todd, ich brauche deine Hilfe nicht. Sie ist meine Tochter …“
Der Reaper drehte ihm den Rücken zu und wandte sich an mich. Er war ungewohnt ernst, was meine Skepsis nur noch verstärkte. „Kaylee, die neue Liste ist heute rausgekommen.“ Womit die Reaper-Liste gemeint war, die sämtliche Todesfälle der nächsten sieben Tage umfasste, die sich in seinem Zuständigkeitsbereich ereignen würden.
Verdammt. Jemand stand also kurz davor zu sterben. Jemand, der mir nahestand. Ich atmete tief durch, aber meine Hände fingen trotzdem an zu zittern. Bitte, lass es nicht Emma sein. Oder Dad. Ihn konnte ich nicht auch noch verlieren.
Ich wollte nachfragen und versuchte wirklich, genug Kraft dafür aufzubringen, aber letztlich musste ich mir eingestehen, dass ich sie nicht hatte. Allein der Gedanke, dass mir bald schon wieder
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