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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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den Seelen – oder besser gesagt deren für mich wahrnehmbarem Abbild –, die ich bisher gesehen hatte. Normalerweise entsprach die Größe des Gebildes zumindest ungefähr der seiner physischen Hülle. Dieses dagegen war kaum größer als meine Faust und irgendwie unförmig, ohne fest umrissene Ränder. Außerdem ging Danicas Atem nach wie vor ruhig und gleichmäßig.
    Und da verstand ich. Nicht Danica lag im Sterben. Sie verlor gerade ihr ungeborenes Baby.
    „Ich glaube nicht, dass ich heute was essen kann.“ Emma rührte verdrossen mit dem Plastiklöffel in ihrer Schüssel Tomatensuppe herum. „Ehrlich, das ist doch echt total geschmacklos.“
    Ich konzentrierte mich darauf, meine Coladose zu öffnen und dabei jeglichen Blick auf Emmas Mittagessen zu vermeiden, aus Angst, mir könnte vom bloßen Hinschauen schlecht werden. „Die machen den Speiseplan bestimmt Monate im Voraus. Damit konnte ja niemand rechnen.“ Was allerdings auch kein großer Trost war, angesichts dessen, was wir an diesem Morgen hatten miterleben müssen. Obwohl dies nicht der erste Todesfall war, den ich sowohl vorausgeahnt als auch aus nächster Nähe beobachtet hatte, wäre mir im Traum nicht eingefallen, dass auch eine Fehlgeburt meinen Instinkt auslösen könnte, für die sterbende Seele zu singen – eine Seele, die diese Welt verließ, noch ehe sie überhaupt in ihr angekommen war. Die Hilflosigkeit, Frustration und Fassungslosigkeit, die mich jedes Mal überkamen, wenn vor meinen Augen jemand starb, waren nichts im Vergleich zu dem, was ich in diesem Moment empfunden hatte. Ich meine, es handelte sich hier schließlich um ein Baby. Ein kleines Leben, das niemals existieren würde. Und ich wusste einfach nicht, wie ich damit umgehen sollte.
    „Na ja, aber es sieht so oder so verdammt eklig aus, das musst du zugeben“, bemerkte Sabine vom gegenüberliegenden Ende des Tisches aus, ohne ihrem eigenen Tablett irgendwelche Beachtung zu schenken, während eine laue Frühlingsbrise ihre langen schwarzen Haare flattern und ihr ins Gesicht wehen ließ. Sie strich die losen Strähnen mit den Fingern zurück und entblößte dabei ein paar glitzernde, unterschiedlich große Silberringe am oberen Teil ihres Ohrs. „Ist es also wahr? Dass Danica Sussman heute früh den ganzen Fußboden vollgeblutet hat?“
    „Ebenso wahr wie grauenhaft“, bestätigte Emma, legte ihren Löffel beiseite und schob den Teller von sich weg. „Ich hoffe, es geht ihr einigermaßen gut.“
    Nash, der sich in diesem Augenblick mit einer Pappschachtel Nachos in der Hand neben mich auf die Bank setzte, nickte ernst.
    Danica war mit einem Krankenwagen abtransportiert worden und mein Drang zu schreien bereits vorüber, als man sie auf eine Trage gehoben hatte. Zu diesem Zeitpunkt wusste wahrscheinlich niemand außer mir mit Sicherheit, dass sie überleben würde – ein winziger, verborgener Teil von ihr jedoch den Kampf bereits verloren hatte.
    „Ja, das hoffe ich auch.“ Nash legte den Arm um meine Hüfte und drückte mich sanft an sich. Dann klappte er den Deckel der Schachtel hoch, und während er hineingriff und sich einen Nacho herausangelte, fragte ich mich plötzlich, ob wir Danicas Kind hätten retten können, wenn wir beide dort gewesen wären. Ein männlicher Banshee wie Nash sang nicht für die Seelen der Sterbenden, verfügte dafür aber über andere Fähigkeiten. Zum Beispiel die Gabe, jemanden nur durch den Klang seiner Stimme so zu beeinflussen, dass derjenige tat, was er wollte. Und natürlich die Macht, eine losgelöste Seele zu lenken. Wir beide zusammen konnten sie sogar zurück in ihren Körper führen und ihren Besitzer damit vor dem Tod bewahren – allerdings hatte so ein Eingriff in die Pläne des Schicksals seinen Preis. Jemand anders musste anstelle des ursprünglichen Opfers sterben. Ein Leben für ein Leben. So lief das.
    Aber wer wusste, ob es bei einem ungeborenen Baby funktionierte, das ja noch nicht mal einen voll ausgebildeten Körper hatte, in den die Seele zurückgeschickt werden könnte. Oder, selbst wenn, ob der Erfolg von Dauer wäre. Denn schließlich hatten Fehlgeburten für gewöhnlich einen Grund und passierten nicht einfach nur so. Entweder, weil mit dem Kind etwas nicht stimmte, oder weil die Mutter krank und der Schwangerschaft nicht gewachsen war. Irgend so was in der Art, richtig? Das hatte die Natur sicher nicht umsonst so eingerichtet, sondern um Schlimmeres zu verhindern.
    Vielleicht suchte ich aber auch nur

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