Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
war so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen war und machte irritiertem Unglauben Platz . »Ich weiß nicht was ich sagen…«
» Dann sag einfach nichts.« Ehe er zu Ende sprechen konnte, küsste sie ihn. Diesmal war es ein feuriger Kuss, in dem er seine gesamte Verzweiflung entlud. Er sog ihren Geruch ein, wie seine ganz persönliche Droge. Er wollte sie, nein, er begehrte sie so sehr. Nur war es nicht richtig.
Etwas grob löste er sich von ihr und schüttelte den Kopf . »Crevi, ich kann nicht.«
» Warum denn nicht?«
» Es ist zu gefährlich. Ich könnte dich ernsthaft verletzen.«
» Das würdest du nicht tun.«
» Oh, Miss Sullivan!«, fluchte er nicht wirklich böse, da es ihm in Wahrheit kaum anders ging. »Haben wir nicht eben darüber gesprochen, was passieren kann? Ich habe vor meiner eigenen Schwester nicht Halt gemacht. – Ich bin wirklich nicht der Held für den du mich offensichtlich hältst.«
» Bitte.« Sie zog ihn wieder zu sich herunter. Noch einmal und noch einmal, fanden ihre Lippen zusammen. »Ich verspreche dir, mir wird nichts passieren.«
» Das kannst du nicht.«
Sie sah ihm fest in die Augen . »Dann wirst du mir eben vertrauen müssen.«
» Mensch, Crevi. Musst du mich so quälen?«, stöhnte er und vergewisserte sich seiner Beherrschung und der Sicherheit der Barriere, die die Bestie zurückhalten sollte. Der letzte Vollmond lag einige Zeit zurück und der nächste ließ noch ein wenig auf sich warten. Was also sollte ihn davon abhalten? Es ist dumm und das weißt du! , beschimpfte er sich selbst. Du solltest es nicht einmal in Erwägung ziehen. Dennoch tat er es. Je länger Vlain ihr in die Augen sah, desto wankelmütiger wurde sein Widerstand. Seine Sehnsucht nach ihr war kaum noch zu bändigen. Du bist ein Idiot, Vlain.
» Verdammt, du hast mich«, gab er schließlich verzweifelt lachend nach. »Ich gebe auf.«
» Wirklich?« Überrascht wanderten Crevis Augenbrauen in die Höhe. »Ich hatte ein wenig mehr Disziplin erwartet.«
» Oh, du…« Er umfasste ihre Hüften und zog sie zu sich heran, was sie einen verblüfften Laut ausstoßen ließ. Vorsichtig hob er sie vom Boden und trug sie zurück zu der alten Stoffdecke.
Zögernd betrachtete er sie einen Moment.
Crevi lächelte verlegen, als wäre es ihr plötzlich peinlich ihn überredet zu haben. Doch dann zog sie ihn auffordernd zu sich heran. Geschickt knöpfte sie ihm das Hemd auf und streifte es ihm über die Schultern. Ihre Hände fuhren sanft und forschend über seine Muskeln.
Vlains Herz machte einen Sprung. Drängend grub sie ihm die Finger in die Haare, liebkoste seine Nasenspitze, arbeitete sich mit ihren Küssen von seinem Ohr am Kinn entlang, bis zu seinem Hals vor.
Schlagartig verpuffte der letzte Rest Vernunft, den er sich mühevoll versucht hatte zu bewahren. Sein Dämon war zu stark, sein Verlangen war zu stark.
Seine zitternden Finger zupften am Saum ihres Oberteils; zärtlich zeichnete er die Erhebungen ihrer Wirbelsäule nach. Dann zog er ihr den großen Wollpulli über den Kopf und ließ ihn neben sie ins Moos fallen.
2. Wirrungen
Es gibt Fragen ohne Antwort. Das war es, was mir rückblickend in den Sinn kam. Fragen, deren Antwort niemand kennt. Fragen, die auf ewig unbeantwortet bleiben werden. Fragen über Fragen. Warum? Wieso? Und diejenige, die mich seit einiger Zeit viel zu sehr beschäftigte: Was wäre, wenn...?
Nur war keine dieser Fragen in der Lage, Geschehenes ungeschehen zu machen.
Was passiert war, war passiert.
Die Dinge sind, wie sie sind.
Und dennoch.
Mancher Anblick hinterlässt seine Spuren. Manches Mal kann man nicht vergessen. Manchen Schmerz, der zu tief g eht, kann man nicht hinunterschlucken. Es war jener Schmerz, der einem die Kehle zuschnürt.
Ich seufzte. Die Füllfeder verharrte mehrere Sekunden über dem Pergament. Schwebte. Ruhelos. Ein Tropfen dunkelblauer Tinte hinterließ einen winzigen Fleck und verteilte sich über das Schriftbild. Meine Hand begann zu zittern.
Entnervt legte ich den Füller bei Seite und rieb mir die müden Augen. Ich dachte an Crevi. Was hatte sie noch gleich gesagt? »Keine Sterne«, wenn ich mich des genauen Wortlautes recht erinnerte. Gestern um diese Zeit.
Ein Wolkenschleier schob sich über unsere Köpfe und legte sich sorgenschwer auf unsere Gemüter . »Dort oben ist die Welt ganz wüst und leer.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, wie ich darauf komme. Einfach so, ganz
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